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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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nach Eurem Gefallen!«
    Als sie in die Kammer getreten waren, pflogen sie vieler schönen und anmutigen Gespräche, worauf die Frau sich entkleidete, zu Bette stieg und dann zu Galgano sagte: »Es scheint mir, du bist ganz verschämt und schüchtern. Was hast du? Gefalle ich dir nicht? Bist du nicht zufrieden? Hast du nicht, was du willst?«
    Galgano antwortete: »O ja, Madonna, und Gott hätte mir keine größere Gnade erweisen können, als daß ich in Euren Armen ruhen darf.«
    Während sie so hierüber sprachen, zog er sich aus und stieg in das Bett neben sie, nach der er sich so lange gesehnt hatte. Als er die Decke über sich gezogen, sagte er zu ihr: »Madonna, ich bitte Euch, mir eine Gunst zu gewähren.«
    Die Frau antwortete: »Mein Galgano, begehre! Vorher aber wünsche ich, daß du mich umarmest.«
    Er tat es.
    »Madonna«, sagte er nun weiter, »ich wundere mich sehr, wie Ihr Eurem früheren Betragen zuwider heute mich habt holen lassen, da ich mich so lange Zeit nach Euch gesehnt und Euch nachgefolgt, wo Ihr mich nie sehen und hören mochtet. Was hat Euch jetzt umgestimmt?«
    »Das will ich dir sagen«, antwortete die Frau. »Vor wenigen Tagen kamst du mit einem Sperber hier vorüber. Mein Mann sagte, er habe dich gesehen und eingeladen, mit uns zu speisen; du nahmst aber nicht an. Nun flog dein Sperber einer Elster nach, und als ich ihn sich so gut halten sah, fragte ich meinen Mann, wem er gehöre. Er antwortete mir, er gehöre dem trefflichsten Jüngling von Siena, und er habe an seinem Herrn ein gutes Vorbild; denn er habe nie einen vollkommeneren jungen Mann gesehen als dich, in jedem Stücke. Bei dieser Gelegenheit lobte er dich mir sehr, und als ich dich so loben hörte und die Neigung kannte, die du für mich hegst, nahm ich mir vor, dich holen zu lassen und meine Sprödigkeit gegen dich aufzugeben. Dies ist der Grund.«
    Galgano versetzte: »Ist das ganz wahr?«
    »Allerdings«, sprach die Frau.
    »Und ist sonst kein Grund dabei?«
    »Nein«, antwortete die Frau.
    »Fürwahr«, sagte Galgano, »so verhüte Gott, daß ich Euerm Gatten, der mir so freundlichen Dienst erwiesen, eine Schmach antue!«
    Er sprang schnell aus dem Bette, zog sich wieder an, nahm Abschied von der Frau und ging seiner Wege. Die Frau sah er in solcher Absicht nie wieder an, bewahrte aber Messer Stricca fortwährend ganz besondere Liebe und Hochachtung.

Die Kunst zu lieben
(Shakespeare, Die lustigen Weiber von Windsor; Moliere, Die Schule der Frauen)
    In Rom lebten in dem Hause der Savelli zwei Freunde und Gefährten, wovon der eine Bucciuolo und der andere Pietro Paolo hieß, beide von guter Herkunft und reich an zeitlichen Gütern. Diese beschlossen, der Studien wegen nach Bologna zu gehen, wo der eine bürgerliches, der andere kanonisches Recht hören wollte, und so nahmen sie Abschied von ihren Verwandten, kamen nach Bologna und studierten dort ihrem Vorsatze gemäß eine gute Zeit – der eine weltliches, der andere geistliches Recht. Und wie ihr wißt, hat das kanonische nicht den Umfang wie das römische, weshalb Bucciuolo, welcher das geistliche Recht studierte, früher fertig war als Pietro Paolo mit dem seinigen. Da er nun Lizentiat geworden war, beschloß er nach Rom zurückzukehren und sprach zu Pietro Paolo: »Lieber Bruder, da ich es nun zum Lizentiaten gebracht habe, bin ich entschlossen, nach Hause zu reisen.«
    Pietro Paolo antwortete: »Ich bitte dich, laß mich nicht hier allein, sondern warte auf mich diesen Winter über; dann im Frühling reisen wir zusammen. Du kannst inzwischen eine andere Wissenschaft lernen: so verlierst du deine Zeit nicht.«
    Bucciuolo war damit zufrieden und versprach, auf ihn zu warten. Die Zeit nicht zu verlieren ging also Bucciuolo zu seinem Meister und sprach: »Ich habe mich entschlossen, auf meinen Gesellen und Vetter da zu warten, und bitte Euch, mich unterdessen irgendeine andere schöne Wissenschaft zu lehren.«
    Der Meister versetzte, er sei es zufrieden, und sprach: »Suche dir eine Wissenschaft aus, welche du willst, und ich will sie dich gern lehren.«
    Da sprach Bucciuolo: »Lieber Meister, ich möchte gern lernen, wie man sich verliebt, und wie man sich dabei zu verhalten hat.«
    Der Meister entgegnete lächelnd: »Das gefällt mir nicht übel. Du hättest nicht leicht eine Wissenschaft wählen können, womit ich zufriedener gewesen wäre. Begib dich also nächsten Sonntagmorgen in die Kirche der Minoritenbrüder, wenn alle Frauen dort versammelt sind, und gib

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