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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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es in seiner Macht stünde, und er läßt Euch sagen, daß ihm Gott keine größere Gnade erzeigen könnte, als wenn er ihm ein Gebot von Euch zukommen ließe. In der Tat, mir kommt es vor, als ob er sich ganz verzehrte vor lauter Begierde, mit Euch zu sprechen; und doch habe ich vielleicht nie einen rechtschaffeneren jungen Mann gesehen als ihn.«
    Als die Frau diese Worte hörte, würde sie ganz rot im Gesicht und sagte, zu der Alten gewendet: »Wenn mich nicht die Rücksicht auf meine Ehre davon abhielte, so wollte ich Euch übel genug zurichten. Schämst du dich nicht, du garstige Alte, einer ehrbaren Frau solche Botschaft zu hinterbringen? Gott möge dich dafür strafen!« Bei diesen Worten nahm die junge Frau das Querholz der Tür zur Hand und wollte sie damit schlagen. »Wenn du je wieder hierher kommst«, rief sie, »so werde ich dich so bedienen, daß nicht mehr viel von dir zu sehen ist.«
    Das Mütterchen nahm also behende ihren Kram zusammen, ging ihrer Wege und hatte große Angst, sie möchte jene Stange verschmecken, hielt sich auch nicht für sicher, als bis sie wieder bei Bucciuolo angelangt war. Als Bucciuolo sie vor sich sah, fragte er sie, was sie bringe und wie seine Sache stehe.
    »Schlecht steht sie«, antwortete die Alte; »in meinem Leben bin ich nicht so erschrocken. Kurzum, sie will nichts von dir hören noch sehen. Und hätte ich mich nicht schnell aus dem Staube gemacht, so hätte ich wahrscheinlich eine Türstange zu verspüren gekriegt, die sie in der Hand hatte. Was mich betrifft, so habe ich keine Lust mehr zu ihr zurück, und ich rate auch dir, dich nicht mehr mit diesen Dingen zu befassen.« Bucciuolo blieb ganz trostlos zurück; dann begab er sich schnell zu seinem Meister und erzählte ihm, was ihm begegnet sei. Der Meister tröstete ihn und sprach: »Beruhige dich, Bucciuolo! Kein Baum fällt auf den ersten Streich. Geh heut abend noch einmal vorbei und gib acht, was sie dir für ein Gesicht macht, und ob sie aufgebracht scheint oder nicht! Dann komm wieder und sag es mir!«
    Bucciuolo machte sich auf und ging nach der Wohnung seiner Geliebten. Diese hatte ihn nicht so bald erblickt, als sie geschwind ihrem Mädchen rief und sprach: »Geh dem Jungen dort nach und sag ihm in meinem Namen, daß er mich heut abend besuche und ja nicht ausbleibe!«
    Das Mädchen kam zu ihm und sprach: »Mein Herr, Madonna Giovanna bittet Euch, sie diesen Abend zu besuchen, denn sie wünscht Euch zu sprechen.«
    Bucciuolo war betroffen; doch antwortete er und sprach: »Sag ihr, ich werde mit Freuden kommen.«
    Alsdann kehrte er schnell zu seinem Meister zurück und hinterbrachte ihm alles. Der Meister wunderte sich und fing an, heimlich zu argwöhnen, ob dies nicht gar seine eigene Frau sei, wie sie es in der Tat war.
    »Schön«, sprach er zu Bucciuolo, »und wirst du hingehen?«
    Bucciuolo antwortete: »Freilich.«
    Da sprach der Meister: »Wenn du dann zu ihr gehst, so rufe doch erst bei mir an!«
    Bucciuolo sagte: »Es soll geschehen.«
    Damit ging er. Die junge Frau aber war wirklich die Gattin des Meisters. Bucciuolo wußte das nicht; aber der Meister fing schon an Eifersucht zu empfinden, denn er schlief den Winter über in der Schule, um noch bei Nacht den Studenten Vorlesungen halten zu können, und die Frau war zu Hause allein mit ihrer Magd. Der Meister dachte: »Ich möchte doch nicht, daß der auf meine Kosten studierte. Ich muß doch sehen, dahinterzukommen.«
    Am Abend kam Bucciuolo und sagte: »Meister, ich gehe jetzt.«
    Der Meister sagte: »Nun ja, so sei klug!« Bucciuolo entgegnete: »Laßt mich nur machen!« Damit verließ er den Meister. Er hatte sich einen dichten Panzer umgeschnallt, ein scharfes Schwert unter dem Arm, einen guten Dolch an der Seite; so ging er nicht wie ein Unbedachtsamer. Als er weg war, folgte ihm der Meister auf dem Fuß, ohne daß Bucciuolo etwas davon merkte. Er kam an die Tür der Dame, und kaum hatte er angeklopft, so schloß sie ihm auf und ließ ihn ein. Als der Meister merkte, daß es seine Frau war, geriet er ganz außer sich und sprach: »Nun sehe ich wohl, der studiert auf meine Kosten.«
    Gleich beschloß er, ihn zu ermorden, lief nach der Schule zurück, ergriff ein Schwert und einen Dolch und kam in großer Wut wieder an das Wohnhaus mit dem Vorsatz, sich an Bucciuolo zu vergreifen. Vor der Türe angelangt, begann er mit Ungestüm zu klopfen. Die Frau saß eben mit Bucciuolo am Feuer, und da sie an die Türe klopfen hörte, dachte sie gleich, es

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