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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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sei der Meister, nahm den Bucciuolo und versteckte ihn unter einem Haufen ungetrockneter Wäsche, der auf einem Tische neben dem Fenster lag. Dann lief sie zur Tür und fragte, wer da sei.
    Der Meister antwortete: »Mach auf! Du kannst dir's wohl denken, schlechtes Weib das du bist!« Die Frau schloß auf, und da sie ihn bewaffnet sah, rief sie: »O Himmel, Herr, was soll das?« Der Meister sprach: »Du weißt wohl, wen du im Hause hast!«
    »Ich Unglückliche«, sagte sie, »was sprichst du? Bist du von Sinnen? Sucht nach, und wenn Ihr jemand findet, so vierteilt mich! Wie sollte ich jetzt anfangen, was ich doch nie getan habe? Hütet Euch, lieber Herr, daß Euch nicht der böse Feind etwas vorspiegelt, so daß Ihr um Eure Seligkeit kommt!«
    Der Meister ließ eine Kerze anzünden und begann im Keller zwischen den Fässern zu suchen, stieg dann empor und suchte die ganze Kammer durch, unter dem Bette, durchstach den Strohsack nach allen Seiten und ließ mit einem Worte auch den kleinsten Winkel des Hauses nicht undurchforscht, ohne daß er doch Bucciuolo finden konnte. Seine Frau ging ihm dabei immer mit dem Licht in der Hand zur Seite und sagte oft: »Lieber Meister, schlagt ein Kreuz, denn gewiß hat Euch der Feind Gottes versucht und Euch eine Sache vorgespiegelt, die nimmermehr geschehen kann; denn wenn nur ein Haar an meinem Leibe nach so etwas verlangte, so brächte ich mich selber um. Darum bitte ich Euch um Gottes willen, laßt Euch nicht betören!«
    Wie nun der Meister Bucciuolo nicht fand und die Frau fortwährend so reden hörte, maß er ihr fast Glauben bei, blies bald darauf seine Kerze aus und ging wieder nach der Schule. Die Frau riegelte sodann geschwind die Türe zu, zog Bucciuolo unter der Wäsche hervor, fachte ein helles Feuer an, bei dem sie dann einen großen fetten Kapaun verspeisten und mehrere Sorten Wein tranken. Während sie so eine vortreffliche Abendmahlzeit hielten, sagte die Frau wiederholt: »Siehst du, dieser mein Mann hat sich nicht träumen lassen, wo du seist.«
    Nach vielen Scherzen und Kurzweilen nahm ihn die Frau bei der Hand und führte ihn in die Kammer, wo sie miteinander zu Bett gingen und sich in jener Nacht das Vergnügen verschafften, welches beide Teile wünschten, und einander wiederholt gesegneten. Und da die ersehnte Nacht vorüber war und der Morgen anbrach, stand Bucciuolo auf und sagte: »Madonna, ich muß nun von Euch scheiden. Habt Ihr mir noch irgend etwas zu gebieten?« »O ja«, sagte sie, »daß du diesen Abend wiederkommst!« Bucciuolo sagte: »Das soll geschehen.« Hierauf nahm er Abschied, ging hinaus und kehrte zur Schule zurück, wo er zu dem Meister sagte: »Ich habe Euch etwas zu erzählen, worüber Ihr genug lachen werdet.«
    »Wieso?« antwortete der Lehrer.
    »Gestern abend«, sagte Bucciuolo, »als ich bei ihr im Hause war, siehe, da kommt der Mann, sucht das ganze Haus durch und weiß mich doch nicht zu finden. Sie hatte mich unter einem Berg von Wäsche versteckt, die noch getrocknet werden sollte, und kurzum, sie wußte so klug zu sprechen, daß er endlich hinwegging; so daß wir nachher einen dicken Kapaun verzehrten und feine Weine tranken mit der größten Heiterkeit und Wonne, die Ihr Euch nur denken könnt, und so blieben wir munter und machten uns gute Zeit bis zum Morgen. Da ich nun die ganze Nacht wenig geschlafen habe, will ich mich jetzt zur Ruhe legen, denn ich habe ihr versprochen, diesen Abend wieder zu ihr zu kommen.«
    Der Meister sagte: »Wenn du hingehst, so künde es mir doch an!«
    Bucciuolo antwortete: »Herzlich gern!«
    Darauf verließ er ihn. Der Meister aber war ganz von Zorn entbrannt, daß er sich vor Schmerz nicht zu fassen wußte und den ganzen Tag nicht imstande war, eine Vorlesung zu halten, so sehr war sein Herz in Anspruch genommen. Immer dachte er daran, wie er ihn am nächsten Abend erreichen werde, und borgte sich einen Panzer und eine Pickelhaube.
    Als es an der Zeit war, begab sich der sorglose Bucciuolo zu seinem Lehrer und sagte: »Jetzt gehe ich.«
    Der Meister sprach: »Geh nur und komm morgen früh wieder und erzähle mir, wie es dir ergangen ist!«
    Bucciuolo antwortete: »Das will ich tun.«
    Dann machte er sich ungesäumt auf den Weg nach dem Hause der Frau. Der Meister aber legte alsbald seine Waffen an, folgte dem Bucciuolo fast auf dem Fuße und gedachte ihn noch unter der Tür zu erwischen. Die Frau aber hatte ihren Liebhaber erwartet, ließ ihn ein und verschloß die Tür wieder.
    Der Meister

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