Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
Vom Netzwerk:
wohl acht, ob eine ist, die dir wohlgefällt; und findest du eine, so folge ihr von weitem, bis du siehst, wo sie wohnt, und dann komm wieder zu mir! Und dies soll die erste Aufgabe sein, die du zu lernen hast.«
    Bucciuolo ging, und am folgenden Sonntagmorgen fand er sich nach der Anweisung seines Meisters in der Minoritenkirche ein, um die Frauen zu mustern, welche sich zahlreich genug versammelt hatten. Unter ihnen sah er eine, die ihm sehr gefiel, denn sie war gar schön und reizend. Als sie daher die Kirche verließ, folgte ihr Bucciuolo und sah und merkte sich das Haus, wo sie wohnte, woraus die Dame abnahm, daß dieser Student im Begriffe sei, sich in sie zu verlieben. Bucciuolo ging zu seinem Meister zurück und sprach: »Ich habe getan, was Ihr mir sagtet, und eine gefunden, die mir sehr gefällt.«
    Darüber hatte der Meister eine große Freude und lachte heimlich über Bucciuolo wegen der Kunst, die er lernen wollte. Dann sprach er zu ihm: »Jetzt mußt du suchen, zwei- oder dreimal täglich anständig an ihrem Fenster vorüberzugehen. Nur halte die Augen bei dir und laß niemand merken, daß du nach ihr hinblickst! Weide dich jedoch so lange an ihrem Anschauen, bis sie deine Neigung gewahrt, und dann komm wieder zu mir! Das soll deine zweite Aufgabe sein.«
    Hierauf verließ Bucciuolo seinen Meister und begann mit kluger Vorsicht an dem Hause seiner Dame vorüberzugehen, bis sie deutlich erkannte, daß es um ihretwillen geschehe. Da fing sie an, auch nach ihm zu blicken, so daß Bucciuolo anfing, sich bescheiden vor ihr zu verneigen, was sie mehrmals erwiderte, woraus Bucciuolo schloß, daß die Frau ihn liebe. Er berichtete daher seinem Meister alles, worauf dieser antwortete und sprach: »Recht schön; ich bin mit dir zufrieden; bis jetzt hast du dich in allem wohlgehalten. Nun mußt du Mittel suchen, ihr eines jener Weiber zuzuschicken, die in Bologna mit Spitzen, Börsen und dergleichen hausieren. Laß ihr sagen, du stehest ganz zu ihren Diensten; es sei niemand auf der Welt, den du mehr liebest als sie; du seiest gern bereit, alles für sie zu tun, was ihr gefalle. Dann wirst du hören, was sie dir antworten läßt! Und je nachdem du dann von ihr Bescheid erhältst, so komm wieder hierher und erzähle es mir, und ich werde dir sagen, was du weiter zu tun hast.«
    Bucciuolo begab sich schnell hinweg und machte eine Hausiererin ausfindig, die zu diesem Behuf ganz tauglich war.
    »Ihr könnt mir einen außerordentlichen Dienst leisten«, sprach er zu ihr, »für den ich Euch gut bezahlen will, so daß Ihr mit mir zufrieden sein sollt.«
    Die Krämerin antwortete: »Ich will tun, was Ihr von mir fordert, denn ich lebe nur von dem, was ich mir verdiene.«
    Darauf gab ihr Bucciuolo zwei Gulden mit der Erklärung: »Nun, so bitte ich Euch, daß Ihr mir heute einmal in die Straße Mascarella geht, wo eine junge Frau namens Madonna Giovanna wohnt, die ich über alles in der Welt liebe. Empfehlt mich ihr und sagt ihr, ich sei bereit, alles für sie zu tun, was ihr angenehm sein könnte! Das könnt Ihr dann in allerlei süße Worte einwickeln, wie sie Euch gewiß einfallen. Darum bitte ich Euch, so sehr ich weiß und kann.«
    Die Alte sagte: »Laßt mich nur machen! Ich will schon den rechten Zeitpunkt finden.« »Geht«, antwortete Bucciuolo; ich erwarte Euch hier.«
    Die Alte setzte sich gleich mit einem Korb voll Waren in Bewegung und ging damit zu der Frau, die sie unter der Türe sitzen fand, begrüßte sie und sprach sodann: »Madonna, ist Euch vielleicht etwas unter diesen meinen Waren gefällig? Nehmt keck heraus, was Euch gefällt!«
    Dabei setzte sie sich zu ihr und begann, ihr Schleier, Börsen, Schnüre, Spiegel und anderes dergleichen vorzuzeigen. Nachdem sie vielerlei gesehen hatte, gefiel ihr unter allem besonders eine Börse, und sie sagte: »Wenn ich Geld hätte, würde ich gern diese Börse kaufen.«
    Die Verkäuferin entgegnete: »Madonna, darauf braucht Ihr durchaus keine Rücksicht zu nehmen. Wählt, was Euch von meinem Krame irgend gefällt! Es ist mir alles schon bezahlt.«
    Die Frau wunderte sich über diese Worte und über die besondere Freundlichkeit der Alten und fragte sie: »Was wollt Ihr damit sagen, gute Frau? Was bedeuten diese Worte?«
    Die Alte sprach darauf ganz weinerlich: »Das will ich Euch wohl sagen. Ein Jüngling namens Bucciuolo hat mich hergeschickt. Er liebt Euch und ist Euch mit ganzer Seele ergeben. Es ist nichts auf der Welt, das er nicht für Euch tun würde, wenn

Weitere Kostenlose Bücher