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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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so fragte ihn einst Herr Ansaldo, was er habe, und erhielt zur Antwort: »Ich werde nicht eher wieder zufrieden sein, bis ich das wieder erworben, was ich verloren habe.«
    Da sprach Herr Ansaldo: »Mein Sohn, du darfst mir die Reise nicht noch einmal wagen; denn es ist klüger, wir halten mit dem wenigen, was wir haben, sparsam Haus, als daß du es weiter aufs Spiel setzest.«
    Giannetto versetzte: »Ich bin entschlossen, alles zu tun, was ich vermag; denn ich würde es mir zur größten Schande rechnen, wenn ich die Sache so bewenden lassen sollte.«
    Als nun Herr Ansaldo seinen Willen erkannte, entschloß er sich, alles zu verkaufen, was er noch auf der Welt besaß, um ihm ein neues Schiff auszurüsten. So tat er und behielt für sich nichts übrig, stattete aber ein sehr schönes Handelsschiff aus. Und weil ihm noch zehntausend Dukaten fehlten, ging er zu einem Juden nach Mestri und borgte sie von ihm unter der vertragsmäßigen Bedingung, daß, wenn er sie nicht zwischen heute und dem nächstkommenden St. Johannistag im Juni zurückgegeben habe, der Jude ihm ein Pfund Fleisch von seinem Leibe nehmen dürfe, von welcher Stelle ihm beliebe. Herr Ansaldo war damit zufrieden, und der Jude ließ eine gerichtliche Urkunde darüber ausstellen mit Zeugen und mit allen nötigen Förmlichkeiten und Vorsichtsmaßregeln versehen, und dann zahlte er ihm zehntausend Golddukaten aus, mit welchem Gelde sofort Ansaldo das besorgte, was dem Schiffe noch fehlte; und wenn die ersten beiden Fahrzeuge schön waren, so war das dritte noch weit reicher und besser ausgestattet. Die Gefährten rüsteten ebenfalls ihre zwei Schiffe, mit dem Vorsatze, daß das, was sie gewinnen würden, ihrem Giannetto gehören solle. Und da die Zeit zur Abreise gekommen war und die Schiffe segelfertig standen, sagte Herr Ansaldo zu Giannetto: »Mein Sohn, du gehst nun und weißt, unter welcher Verpflichtung ich zurückbleibe. Eines aber bitte ich mir von dir aus, daß, wenn es dir ja übel gehen sollte, es dir doch gefallen möge, zu mir zu kommen, auf daß ich dich vor meinem Tode noch einmal schauen und zufrieden aus der Welt gehen kann.«
    Giannetto erwiderte ihm: »Herr Ansaldo, ich will alles tun, womit ich glaube, Euch gefällig zu werden.«
    Herr Ansaldo gab ihm seinen Segen, und somit nahmen sie Abschied und machten sich auf ihre Reise. Die beiden Gefährten hatten sorgsam acht auf Giannettos Schiff, Giannetto aber ging mit all seinem Dichten und Trachten darauf aus, in der Bucht von Belmonte zu landen. Er beredete daher einen seiner Steuermänner, das Schiff zur Nachtzeit in den Hafen jener Edelfrau zu führen. Danach, als es wieder Tag geworden war und die Gefährten in den andern beiden Schiffen sich umsahen und Giannettos Fahrzeug nirgend gewahren konnten, sprachen sie untereinander: »Gewiß, das ist wieder sein Unglück.« Sie dachten daher, es bleibe ihnen nichts übrig, als ihren Weg fortzusetzen, und waren darüber sehr verwundert.
    Als nun das Schiff in den Hafen eingelaufen war, lief alles aus der Burg herbei, um zu schauen, und als sie merkten, daß Giannetto zurückgekehrt war, wunderten sie sich sehr darüber und sprachen: »Das muß der Sohn irgendeines großen Herrn sein, in Anbetracht daß er jedes Jahr mit so vielen Waren und so schönem Schiffzeug hier ankommt. Wollte Gott, daß er noch unser Herr würde!«
    So wurde er besucht von allen Großen, von den Baronen und Rittern des Landes, und der Frau ward gemeldet, daß Giannetto wieder in den Hafen gekommen sei. Da trat sie an die Fenster des Palastes und sah das prächtige Schiff und erkannte die Flaggen, machte darob das Zeichen des heiligen Kreuzes und sprach: »Wahrlich, es ist ein Wunder: das ist jener Mann wieder, welcher den Reichtum ins Land gebracht hat.« Und damit schickte sie nach ihm. Giannetto ging zu ihr; sie begrüßten sich mit vielen Umarmungen und erwiesen sich Ehre, und den ganzen Tag war man darauf bedacht, Fröhlichkeit und Feste zu üben; man veranstaltete Giannetto zuliebe ein schönes Turnier, woran viele Barone und Ritter desselbigen Tages teilnahmen. Giannetto wollte auch tjostieren; er tat Wunder der Tapferkeit und nahm sich so gut aus in Waffen und zu Pferde, und sein ganzes Wesen gefiel so sehr allen Baronen, daß jeder ihn zum Herrn zu erhalten wünschte.
    Als es nun am Abend Zeit war, sich zu Bette zu legen, nahm die Frau den Giannetto bei der Hand und sagte: »Laß uns schlafen gehen!«
    Er stand schon am Eingang der Schlafkammer, als eine Zofe,

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