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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kunde bringen: er ist auf dem Meere gestrandet und hat all sein Hab und Gut verloren, er selbst aber ist wohlbehalten davongekommen.«
    Da sprach Herr Ansaldo: »Gott sei gelobt! Wenn nur er gerettet ist, so bin ich zufrieden. Der Verlust, den er erlitten hat, soll mich nicht grämen. Aber wo ist er?«
    Der Jüngling antwortete: »Er befindet sich in meinem Hause.«
    Und alsbald brach Herr Ansaldo auf, um ihn zu sehen. Sobald er ihn erblickte, stürzte er sich in seine Arme und sprach: »Mein lieber Sohn, du brauchst dich nicht vor mir zu schämen, denn das kommt ja häufig vor, daß Schiffe im Meere bersten. Darum gräme dich nicht, mein Sohn, denn ich bin zufrieden, daß dir kein Leid widerfahren ist.«
    Und hiermit führte er ihn nach Hause, indem er nicht müde werden konnte, ihn zu trösten. Die Neuigkeit verbreitete sich bald durch ganz Venedig, und jeder nahm Anteil an dem Verluste, den Giannetto erlitten hatte.
    Nun geschah es, daß kurze Zeit darauf seine Gefährten aus Alexandrien zurückkehrten, alle mit reichem Gewinne. Sowie sie angekommen waren, fragten sie nach Giannetto und erfuhren alles. Deshalb liefen sie sogleich hin, ihn zu umarmen, und sagten: »Wie bist du von uns gekommen, und wohin bist du gegangen? Wir konnten gar nichts mehr von dir erfahren; wir sind jenen ganzen Tag rückwärts gesegelt, konnten aber deiner nicht ansichtig werden noch in Erfahrung bringen, wo du hingekommen seiest. Wir haben uns darüber so sehr betrübt, daß wir den ganzen Weg nicht wieder froh werden mochten, denn wir glaubten, du seiest gestorben.«
    Giannetto antwortete: »Einem Meerbusen gegenüber erhob sich ein heftiger widriger Wind, der mein Schiff in gerader Linie auf eine Klippe trieb, die nahe am Lande war, so daß ich mit knapper Not selbst mein Leben rettete, denn alles ging drunter und drüber.«
    Dies war der Vorwand, den Giannetto gebrauchte, um seinen Fehltritt zu verbergen. Und nun veranstalteten sie zusammen eine große Festlichkeit, dankten Gott, daß wenigstens er davongekommen sei, und sprachen: »Mit dem nächsten Frühjahr, wenn es Gottes Wille ist, werden wir wiedergewinnen, was du diesmal verloren hast. Darum laß uns jetzt darauf denken, uns eine gute Stunde zu machen und den Trübsinn zu verscheuchen!«
    Und das ließen sie sich dann auch angelegen sein und waren fröhlich und guter Dinge nach ihrer frühern Gewohnheit. Giannetto aber dachte an nichts, als wie er zu jener Frau zurückkehren könne, sann hin und her und sprach bei sich selbst: »Wahrhaftig, ich muß sie zur Frau erhalten, oder ich will dabei sterben.«
    So konnte er denn fast gar nicht heiter werden. Darum sagte Herr Ansaldo mehrmals zu ihm: »Scheuche den Trübsinn von dir, denn wir sind ja noch so reich an Hab und Gut, daß wir recht wohl bestehen können.«
    »Lieber Herr«, antwortete Giannetto, »ich kann mich nicht beruhigen, wenn ich nicht diesen Weg noch einmal mache.«
    Als nun Ansaldo seinen Willen erkannte und die Zeit gekommen war, befrachtete er ein anderes Schiff mit noch mehr Waren als das erste und von noch höherem Werte, so daß er den größten Teil von dem, was er auf der Welt besaß, ihm anvertraute. Als seine Gefährten ihre Schiffe auch mit dem Nötigen ausgestattet hatten, gingen sie mit Giannetto zusammen in See, ließen die Segel blähen und steuerten ihres Weges. Und während mehrerer Tage, da sie zu Schiff fuhren, paßte Giannetto beständig auf, ob er nicht den Hafen jener Frau wiedersehe, der der Hafen der Frau von Belmonte hieß. Als man nun in einer Nacht an die Mündung jenes Hafens gelangt war, der in einer tiefen Bucht lag, erkannte ihn Giannetto augenblicklich, ließ Segel und Ruder wenden und schlüpfte schnell hinein, ehe noch seine Gefährten auf den andern Schiffen etwas davon bemerkt hatten.
    Da nun die Herrin des Landes am Morgen aufgestanden war und nach dem Hafen schaute, bemerkte sie die Flagge dieses Schiffes, erkannte sie alsbald, rief eine ihrer Zofen und sprach: »Kennst du diese Flagge?«
    Die Kammerfrau erwiderte: »Edle Frau, es scheint das Schiff jenes jungen Mannes zu sein, der vor einem Jahr hier ankam und mit seinen Waren uns einen so großen Reichtum hinterließ.«
    Die Dame sprach: »Gewiß, du sagst die Wahrheit. In der Tat, der muß nicht wenig in mich verliebt sein, denn ich habe noch nie einen zum zweitenmal hierherkommen sehen.«
    Die Kammerfrau versetzte: »Und ich habe noch keinen höflichern und liebenswürdigern Mann gesehen als ihn.«
    Die Frau schickte viele

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