Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
Vom Netzwerk:
versuchten, teils schmeichelnd, teils drohend. Andere sprachen mit ihrer Mutter eindringlich zum Vorteil des Königs und stellten ihr den Vorteil vor, der daraus erfolgen müsse, wenn Alix sich entschlösse, den Willen des Königs zu erfüllen, und welcher und wie großer Schaden im Gegenteil ihr drohe, wenn sie auf solcher Härte beharre. So bemühte sich der eine auf diese, der andere auf andere Weise, die Mutter dahin zu bringen, daß sie die Tochter bitte, dem König seinen Willen zu tun, und die Tochter, daß sie die große Härte ablege, sich fügsam erweise und gegen eine so erhabene und so heftige Liebe nicht immer spröde bleibe.
    Alix aber, was man ihr auch sagen oder vorstellen mochte, wich und wankte nie in ihrem Vorsatz. Da sie jedoch fürchtete, der König möchte vielleicht eines Tages Gewalt gegen sie gebrauchen, wußte sie sich ein scharfes, schneidendes Messer zu verschaffen, das sie unter den Kleidern an einem Gürtel befestigte, mit dem Vorsatz, sobald sie sehe, daß ihr Gewalt geschehe, sich lieber selbst ums Leben zu bringen, als die Notzucht zu ertragen. Die Mutter, was auch der Grund sein mochte, stand in der Mitte: sie hatte den reichen Verheißungen und Anerbietungen ihr Ohr geöffnet, die ihr von Seiten des Königs gemacht worden waren; der Ehrgeiz kämpfte mit ihr, indem sie sich vorstellte, wenn ihre Tochter die Freundin des Königs würde, sei sie die erste Frau und Baronin der Insel. Sie ließ sich daher mehrmals mit ihrer Tochter ins Gespräch ein, redete hin und her und mühte sich ab, sie dahin zu bringen, so dringenden Bitten des Königs sich zu fügen; aber sie fand sie immer in derselben Haltung, fester als einen unbeweglichen harten Fels, wenn die hochgeschwollenen drohenden Meereswogen ihn bekämpfen. Als endlich der König merkte, daß alle Versuche umsonst waren, und daß, wenn er nicht einen andern Weg einschlage, er weiter als je vom Ziele entfernt sei, wußte er gar nicht, wohinaus, da es ihm nicht gefiel, Gewalt zu gebrauchen, wiewohl ihn vielmals die Lust ankam, sie förmlich zu rauben. Diese seine Liebe war so bekannt und allgemein verbreitet, daß man in der Residenz zu London von nichts anderem sprach; ja, es war so weit gekommen, daß, mit wem immer er sich unterhielt, er nichts anderes wußte, als von der Sprödigkeit seiner Geliebten zu plaudern, wobei er jedermann bat, ihm mit Rat und Hilfe beizustehen.
    Ich bin genötigt, eine kleine Abschweifung zu machen und zwei Worte zu sagen, die mir eben einfallen. Wenn jene Hofleute, die mit dem König sprachen, wahre Hofleute gewesen wären, hätten sie sich bemüht, dem König zu raten, sich von einer so törichten eiteln Liebe zurückzuziehen, und sie hätten ihn mit einem so nützlichen Rat zugleich unterstützt. Sonst waren die Hofleute rechtliche und wohlgesittete Männer, voll Höflichkeit und mit jeder Tugend begabt; die aber, die heutzutage sich Hofleute nennen (ich spreche von den schlimmen, nicht von den guten) haben nichts anderes vom Hof, als daß sie am Hofe leben; und wenn sie nur in der Kleidung mehr als andere geordnet und geputzt erscheinen, so meinen sie, sie seien die ersten Männer von der Welt. Denn während sonst die echten guten Hofleute sich mit der Übung der Waffen, der Wissenschaften und anderer löblicher Dinge ergötzten und ihre ganze Zeit hinbrachten mit Höflichkeiten, mit Friedenstiften unter Feinden, mit Wiederherstellung der Eintracht zwischen Zwieträchtigen, mit Vereinigung Entzweiter, tun diese gerade das Gegenteil, und wenn sie gegen einen, der weniger vermag als sie, den Bramarbas spielen, meinen sie schon, sie seien der große Tamerlan. Wenn die guten Höflinge sich durch Übung zu rüstigen, gewandten und biedern Rittern machten, so sind die, von denen ich spreche, nur darum bekümmert, nicht es zu sein , sondern mit einem schönen Degen an der Seite zu erscheinen , und sie halten mehr darauf, daß man von ihnen sage, sie taugen etwas, als daß sie wirklich etwas taugen. Wissenschaftlich gebildet zu sein, halten sie für eine Schande und sagen, Studieren und über Büchern Bleichwerden sei Sache der Doktoren, Priester und Mönche. Nichtsdestoweniger sind sie unverschämt und keck genug, wenn sie irgendwohin kommen, wo zwischen höheren Geistern über irgendeinen merkwürdigen Gegenstand gestritten wird, sei es aus menschlichen oder göttlichen Wissenschaften, daß sie, die doch gern als gelehrt erscheinen möchten, anmaßenderweise die ersten sind, die mit ihrer Vorlautheit kurzweg

Weitere Kostenlose Bücher