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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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alles entscheiden wollen, so daß sie oft die größten Tölpeleien und lächerlichsten Dummheiten vorbringen, die man je gehört hat, und noch verlangen, daß man ihnen auf das bloße Ansehen des Namens glaube, als wären sie Aristoteles und Plato. Das, was in ihrem unwissenden Gehirn nicht Platz findet, wollen sie als etwas Unmögliches nicht hören. Sie sind höflich in Worten, aber die Taten wirst du den Reden ganz widersprechend finden; denn sie werden dir aufs ausgedehnteste zusagen, deine Angelegenheiten bei dem Gebieter zu begünstigen, werden aber nichts tun, weil dein Gegner ihnen viel mehr gegeben hat als du. Aber darum wird der, der mit dir prozessiert, nicht mehr begünstigt werden als du: denn wie du betrogen wirst, findet sich auch der andere getäuscht. Es reicht diesen hagern Höflingen hin, wenn der Pöbel glaubt, sie stehen in großem Ansehen beim Fürsten, und wenn sie von diesem und jenem Geld ziehen. Sie werden dir versprechen, mit dem Herrn über deine Angelegenheiten zu reden, und werden mit ihm in deiner Gegenwart über andere Dinge flüstern und dich glauben machen, sie haben von dir gesprochen, und werden dir stets tausend Fabeln feilbieten. Von der Zahl dieser war Vetronius Turinus bei Alexander Severus, dem römischen Kaiser; als nachmals seine Schlechtigkeit entdeckt und durch die List eben dieses Alexander für mehr als wahr erfunden ward, bekam er die verdiente Züchtigung. Es wurde nämlich das Urteil gesprochen, Turinus solle an einen großen Pfahl mitten auf dem Platz gebunden, um den Pfahl her aber ein Feuer aus grünem Reisig und Gesträuch angezündet werden, das einen ganz dunkeln, langsamen Rauch errege, in dem der unglückliche Turinus allmählich ersticken mußte. Und während der Elende diese Qual erduldete, rief ein Hofbedienter unaufhörlich: »Durch Rauch läßt man Turinus sterben, denn er hat Rauch verkauft.« Auf diese Weise also starb der eitle, rauchige Turinus an Rauch. Würde man es in unserer Zeit noch so machen, so wären die Höfe in größerer Achtung, als sie jetzt sind, und außer dem Feilbieten von Rauch, das etwas aus der Mode käme, würden die Hofleute nicht so stets bei der Hand sein, Lügen feilzubieten, noch würden sie den Hunden ähnlich werden, indem sie einander beißen und zerfleischen; denn sobald der Herr ihnen Gehör schenkt, kann ich euch sagen, daß sie nicht übel musizieren und von diesen und jenen schlecht reden, die vielleicht besser sind als sie. Aber der Neid macht sie so eiskalt, daß sie es nicht aushalten können, einen zu sehen, der mehr als sie wert ist, aus Furcht, ein solcher möchte bei dem Fürsten in Gunst kommen, und daß sie ihn aus seiner Stellung verdrängen. Wenn sie sodann ihren Gebieter getäuscht oder in Irrtum über irgend etwas befindlich sehen, sofern nur die Angelegenheit sie nicht selbst berührt, so glaubt ja nicht, daß sie sich bemühen, ihn zu enttäuschen! Alle gehen hinter dem Willen des Herrn her, entstehe daraus Gutes oder Schlimmes. Und die Veranlassung hiervon ist die Feigheit vieler, die nicht den Mut haben, die Wahrheit zu sagen; sondern wenn der Herr »Ja« sagt, so bekräftigen sie es; sagt er »Nein«, so stimmen sie denselben Ton an, ohne Rücksicht darauf, ob das, was sie sagen, gut oder schlecht abläuft. Ich will sodann gar nicht von jenen Küchenfalken sprechen, die aus keinem andern Grunde an den Höfen sich aufhalten, als um an den reichen und fetten Tischen der Herren zu sitzen, und die zu nichts gut sind, als das zu verschlingen, was wackern Rittern und tugendhafteren als sie ziemen würde. Wenigstens sollten sie Hofnarren und Schmarotzer genannt werden und sich nicht den Namen Edelmann anmaßen, da sie der Gesittung und feinern Bildung so wenig Ehre machen. Und wiewohl alle diejenigen, die unter das Banner des Hoflebens gestellt sein und doch nicht als wahre Hofleute leben wollen, unendlich tadelnswürdig sind und ihr Umgang von allen Guten geflohen werden muß, scheint es mir nichtsdestoweniger, daß ihre Herren ebensoviel Tadel verdienen, wenn sie so leben, daß sie nicht wollen, daß man ihnen die Wahrheit sagt, vielmehr diejenigen für schön und rechtschaffen halten, die ihnen nie widersprechen. Das sind dann solche, die alles mit ihrer offenbaren falschen Schmeichelei beraten und anordnen. Hieraus ist jenes Sprichwort entstanden, das man zuweilen hört:
Wer Schmeicheln nicht versteht,
Vom Hofe bald weggeht.
     
    Und dennoch ist die größte Pest, das verderblichste Gift an einem Hofe

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