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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
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beständigen Sinn nebst der unbesiegten Festigkeit ihres keuschen Vorhabens, das nie genug gelobt werden könne, und nachdem er sie mit Worten über alle keuschen Frauen der Vorzeit erhoben hatte, wandte er sich zu ihr und sprach freundlich mit heiterer Miene zu ihr: »Frau Alix, wenn es Euch gefällt, mich zu Euerm rechtmäßigen Gemahl anzunehmen, so bin ich hier bereit, Euch zu heiraten als meine echte und rechtmäßige Gattin. In diesem Falle bedürft weder Ihr noch ich Rat noch Unterweisung über die Wichtigkeit der Sache; denn Ihr wißt bereits aus Erfahrung, welches Band und welche Fessel es für eine Frau ist, einen Gatten zu haben, da Ihr bereits verheiratet gewesen seid, und ich weiß ebenso, welche Last es ist, eine Gattin sich zur Seite zu wissen, wenn die Frau widerwärtig ist. Es sei aber, wie es wolle, – wenn Ihr mich wollt, so will ich Euch.« Die junge Frau, voll unendlicher Freudigkeit und wonniger Verwunderung, wußte kein Wort hervorzubringen. Als die Gräfin eine so unerwartete hochwichtige Kunde vernahm, hüpfte sie vor Freude und war nahe daran, an ihrer Tochter Statt zu antworten und »Ja« zu sagen, als der König nochmals dieselben Worte an Alix richtete. Nun machte diese eine ehrfurchtsvolle Verbeugung, als sie den König so wacker reden hörte, und antwortete bescheiden, sie sei seine Magd, und wiewohl man wisse, daß man nicht hoffen noch sich anmaßen dürfe, einen König zum Gemahl zu bekommen, so sei sie demungeachtet, wenn er so wolle, bereit zu gehorchen. »Und Ihr, bischöfliche Gnaden von York«, fügte der König hinzu, »sprecht die gewohnten Worte, die bei Eheverlöbnissen gebräuchlich sind!«
    Auf die Befragung des Prälaten antworteten denn beide: »Ja!« Der König zog einen kostbaren Ring vom Finger und vermählte sich damit seiner teuern Alix, gab ihr den Kuß der Liebe und sprach: »Gnädige Frau, Ihr seid Königin von England, und ich schenke Euch von nun an zu Euerm Unterhalt jährlich dreißigtausend Taler und diese Kiste hier voll Gold und Edelsteinen. Hier ist der Schlüssel dazu: nehmt ihn! Da ferner das Herzogtum Lancaster dem königlichen Schatze heimgefallen ist, verleihe ich Euch dasselbe und will, daß es Euch frei angehöre, und daß Ihr darüber verfügen, es verschenken und verkaufen könnt, wie es Euch genehm ist.«
    Darauf wandte er sich an den Sekretär und befahl ihm, der Königin für diese Schenkungen eine ausführliche Verschreibung auszustellen. Sodann verordnete er, daß diese Heirat ohne seine Genehmigung nicht bekanntgemacht werde. Er ließ sodann die Anwesenden auf den geheimen Weg gehen und blieb mit der Königin allein, um die Ehe mit ihr zu vollziehen, wobei er einen Teil der Frucht seiner langen und glühenden Liebe mit unsäglichem Vergnügen pflückte. Dann ging er auch mit ihr hinab in den geheimen Weg, wo der Bischof und die andern waren, und ohne von jemand gesehen zu werden, begleiteten sie die neue Königin in die Barke. Der König blieb mit den Seinigen zurück; die Frauen aber gingen nach Hause, indem die schöne Königin Gott Lob und Dank sagte, daß er ihren Mühsalen ein so freudiges Ende und einen so erhabenen Ersatz für dieselben gegeben habe. Die Mutter, die ihre Tochter zum König geführt hatte, um sie zur Hure zu machen, brachte sie als Königin wieder heim.
    In zehn Tagen hatte der König alles angeordnet; er schickte seinen vertrauten Kämmerer mit Briefen von ihm, der Gräfin und der Königin an den Grafen, seinen Schwiegervater, und lud ihn mit seinen Söhnen zur Hochzeit ein. Als der Graf so gute und unerwartete Nachrichten hörte, machte er dem Kämmerer unendliche Liebkosungen und schenkte ihm viele schöne Dinge. In Begleitung desselben und seiner Söhne ging er auch erfreut und übermäßig heiter alsbald nach London. Die Begrüßung zwischen dem Vater und der Tochter, der neuen Königin, und zwischen den Brüdern und ihr war sehr innig, und die Begrüßung wollte nicht aufhören, denn sie konnten nicht satt werden, sich miteinander zu freuen. Der Vater war erfreut, als er sah, daß die Meinung, die er von der Seelengröße seiner Tochter gehabt hatte, zur Ehre und Erhöhung des Hauses ausgeschlagen war, und er segnete die Stunde, in der sie geboren wurde. Vielmals ließ er sich die ganze Geschichte von dem, was zwischen ihr und dem König vorgefallen war, wiedererzählen. Die Gräfin konnte daher nicht umhin zu erröten, als sie die Ermunterungen wieder erwähnen hörte, die sie ihrer Tochter erteilte, daß sie

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