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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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wie früher an, indem sie ihn schalt, sich immer noch keine Dame zur Gebieterin seines Herzens auserwählt zu haben, und sich erbot, ihm in dieser Angelegenheit hilfreichen Beistand zu leisten.
    Carlo gab ihr zur Antwort: »Ich habe Euch schon gesagt, gnädigste Frau, und sage Euch jetzt abermals, daß meine unmäßige Furcht, verschmäht zu werden, mich nicht in dieses gefahrvolle Labyrinth der Liebe eintreten läßt, weil ich die Natur meines Herzens kenne und weiß, daß ich, wenn ich einmal meine Liebesmühen zurückgewiesen und nicht erhört sähe, niemals wieder in dieser Welt froh werden und fürder ein schlimmer als Tod zu nennendes Leben führen würde.«
    Die Herzogin errötete in ihrem Gesicht wie eine von der Morgensonne erschlossene Rose, und in der Hoffnung, ihn zu besiegen und zu gewinnen, sprach sie zitternd: »Du bist in einem großen Irrtum befangen, Carlo, und täuschest dich sehr: denn ich weiß, wenn du ihr ein getreuer und aufrichtiger Liebhaber sein willst, würde die schönste Dame dieses Kreises sich glücklich schätzen, von dir geliebt zu sein und dich mit dem Geschenk ihrer Liebe zum Herrn ihrer Person zu machen.«
    Er fügte jedoch hinzu, er könne sich nicht überreden, daß in dieser ehrenwerten Gesellschaft eine Dame genugsam verblendet und übelberaten sei, ihn einer so hohen Gunst würdig zu achten. Die Herzogin nahm daraus ab, daß er sie nicht verstehen könne oder vielmehr nicht verstehen wolle, da er doch, wie sie wußte, schlau und verschlagen war. Sie entschloß sich daher, geradezu die Maske abzuwerfen und, eine deutlichere Sprache führend, ihm nicht nur zu er öffnen, welche Pein sie aus Liebe zu ihm erdulde, sondern auch zu schildern, wie ihre Schmerzen sie beinahe töteten. Sie stellte ihm daher die folgende Frage: »Carlo, wenn nun dein gutes Glück und ein günstiger Himmel dir so hold gelächelt und dich so hoch erhoben hätten, daß ich es selbst wäre, die dir ihr Herz mit treuer, heißer Liebe widmete, – was tätest du?«
    Sobald Carlo diese Worte von ihr hörte, ließ er sich auf ein Knie nieder und entgegnete ihr fast außer sich: »Gnädigste Frau, wofern unser Herrgott mich der ausgezeichneten Gnade würdigte, mir des Herzogs, meines Herrn, und Eure Huld beständig zuzuwenden, so würde ich mich für den glücklichsten Menschen dieser Welt halten, weil eben dieser Lohn der einzige und höchste wäre, den ich für beharrliche, treue und redliche Dienste suche und verlange, da ich mehr als irgend jemand mich verpflichtet fühle, jede Stunde dieses meines Lebens selbst in offenbarster Gefahr zu Euer beider Dienste zu verwenden. Ich bin fest überzeugt, daß die Liebe, die Ihr für diesen meinen Herrn hegt, so groß und rein ist, daß geschweige ich, der kleine Erdenwurm, aber nicht einmal der größte Fürst und hochgestellteste Herr im mindesten daran denken dürfte, sie irgend zu beflecken oder ihr den geringsten Schaden zuzufügen. Und was mich betrifft, so hat dieser mein Herzog als Herr und Beschützer mich immer von Kindesbeinen auf ernährt und zu dem gemacht, was ich bin und mein Leben lang sein werde, so daß ich nimmermehr mich irgend unterfangen würde, seine Frau oder Tochter, Schwester oder Mutter mit anderem Auge, Gedanken oder Absicht zu betrachten, denn als einem treu ergebenen Diener geziemt.«
    Als die Herzogin dies hörte, ließ sie ihn nicht weitersprechen, da sie sich offenbar von ihm verschmäht sah. Weil nun einem Weibe überhaupt, es mag sein, wes Standes es wolle, keine größere Beleidigung widerfahren kann, als da, wo es liebt, nicht wiedergeliebt zu werden, so verwandelte sich plötzlich ihre glühende Liebe in wilden, grausamen Haß, und sie sagte, von Zorn und Wut erfüllt, mit drohender Stimme und finsterem Angesicht die drohenden Worte: »Ich glaube, nichtswürdiger Mensch, der du bist, daß du dir gar einbildest, ich sei in dich verliebt. Du eitler, armseliger Tor, du triffst bei weitem fehl, wenn du dir dergleichen alberne Gedanken machst. Wer hat etwas dieser Art zu dir gesagt? Du glaubst wohl, daß die ganze Welt in deine Schönheit vernarrt sei, und daß die Fliegen in der Luft für dich schwärmen? Solltest du frech und übermütig genug sein, dich zu vermessen, mich mit deiner Liebe in Versuchung zu bringen, so gedenke ich dir zu deinem äußersten Verderben den Beweis zu führen, daß ich dich nicht liebe, noch jemals einen andern Mann als den Herrn Herzog, meinen Herrn und Gemahl, lieben werde. Die Reden, die ich bisher mit

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