Italienische Novellen, Band 2
die Pfannkuchen machen.« Sie dachte nicht daran, wohin diese Freundlichkeit führen werde.
Mutter Bonda kehrte zu ihrem Zwirn zurück und flocht dann den Giulio ein mit der Frage, ob es ihr Vetter sei, da er so eifrig nach ihr sich erkundige. Isabella antwortete nun allmählich und setzte auseinander, wie sehr sich diejenigen versündigen, die ihren Ehemännern die Treue brechen, und sie würde sich lieber umbringen lassen, als daß sie sich hierzu verstände. Bonda entgegnete darauf: »Ihr sprecht hier fürwahr ganz wie eine rechtschaffene Frau, und ich gehöre auch zu denen, die hiervon nie ein Wort hören wollten. Aber wenn unsere Männer so viel Rücksicht auf uns nähmen, wie sie es von uns gegen sie verlangen, so wäre das noch weit vernünftiger. Dagegen sehe ich, die Frau mag schön oder häßlich sein, wie sie eher mit einer Hand als mit einer Frau sich begnügen würden und sich den ganzen Tag bald mit der Haushälterin, bald mit der Magd, bald mit der Pächterin und tausend andern Sudeldirnen einlassen. Ja, was noch mehr ist, am Abend rühmen sich die Männer dessen voreinander in den Schenken, und das Gesetz erlaubt ihnen, daß sie hierüber nicht zur Rechenschaft gezogen werden können, während die armen unglücklichen Frauen, wenn sie sich nur ein paar Male am Fenster zeigen, gleich in aller Mund sind. So wahr Gott lebt, das ist eine Ungerechtigkeit; und wenn ich wieder jung würde, so weiß ich gewiß, daß mir kein Wunsch unbefriedigt bleiben sollte. Allerdings, da die Frauen so großer Beschämung ausgesetzt sind, tun sie wohl daran, mit Vorsicht zu Werke zu gehen, mit Heimlichkeit und mit Leuten, die der Mühe wert sind, wie eben jener junge Mann, von dem wir soeben sprachen. Ich bin überzeugt, daß eine Frau, die es so macht, wie ich gesagt habe, nur dazu beiträgt, die Sünden ihres Mannes in der andern Welt zu tilgen; denn wenn der Mann einmal seine Pflicht gegen die Frau nicht einhält und die Frau sich ebenfalls versorgt, so ist klar, daß sie quitt sind, und so hat keines von beiden gefehlt.«
Isabella konnte hierbei kaum das Lachen halten, stellte sich jedoch äußerlich verwirrt und sprach: »Ihr redet wie ein Magister der Theologie; aber es ist doch lauter unverständiges Zeug, Bonda! Wer es tun will, mag's tun; ich aber meinesteils bin entschlossen, ich will mit keinem Mann zu schaffen haben als mit meinem Aurelio, und ich will auch nicht wissen, ob er mit andern Weibern zu schaffen hat.«
Bonda antwortete hierauf, und Isabella entgegnete wieder, bis endlich Bonda mit der Erklärung hervortrat, sie gehe nicht hinweg, bis sie ihr eine Antwort an Giulio aufgetragen habe, damit er sie nicht weiter belästige. Darauf versetzte Isabella, als wollte sie sie zurechtweisen, sie solle ihm sagen, sie werde diese Dinge nicht tun ohne Erlaubnis ihres Gatten, und wenn er sie sprechen wolle, solle er zu einer Zeit zu ihr kommen, wenn Aurelio zu Hause sei; dann wolle sie ihn anhören, sonst nicht. Bonda meinte, das sei keine Antwort, die sie gebrauchen könne, und fuhr fort mit Bitten. Isabella entließ sie aber und ging in ihre Kammer.
Bonda kehrte nun zu Giulio zurück und verlangte von ihm vorerst zwei Dukaten, die sie ausgegeben habe für Wasser, Zwirn und Borten, die sie seiner Isabella geschenkt, und sagte ihm sodann, sie werde ihm etwas sagen, was ihn glücklich machen werde. Giulio griff in die Börse und gab ihr zwei Golddukaten mit der Bitte, ihm zu sagen, was sie ausgerichtet habe. Bonda berichtete sofort umständlich alle ihre Gespräche mit Isabella, flocht auch noch manches aus dem Kopfe ein und sagte ihm dann den Schluß ihres Besuches.
»Und inwiefern«, antwortete Giulio, »wird mich das glücklich machen, wenn ich von ihrem Mann dazu Erlaubnis einholen soll?«
»Ich habe mir eine gute Art ausgedacht«, sagte Bonda, »wie du ins Haus kommen sollst, und der Ehemann soll dich selbst zu ihr in die Kammer bringen. Wenn du dir aber dann nicht weiter zu helfen weißt, so ist es deine Schuld.«
»Anderes will ich nicht«, sagte Giulio.
Sie erzählte ihm, was sie ausgedacht habe, und nun verabredeten sie alles Erforderliche auf morgen. Um die Zeit des Frühmahls ließ sie den Giulio sich als Weib verkleiden nach Art einer Bäuerin, mit einem dicken Tuche auf dem Kopf und darüber ein Knäuel Werg, einen silbernen Ring am Finger, einen Spinnrocken an der Seite, einen Korb am Arm und eine Alte hinter sich; so machte er sich auf den Weg nach der Straße, die vom Tore herkam und auf
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