Italienische Novellen, Band 2
der war so frech, mir zu sagen, ob ich ihn mit ins Haus nehmen wolle, er wolle unter meinen Rock schlüpfen. Gott verdamm' ihn! Seht, was das für artige Streiche sind!«
Isabella antwortete nichts hierauf, lächelte nur etwas, ließ sich aber nicht einfallen, worauf das alles abziele. Bonda faßte dadurch neuen Mut und fuhr fort: »Gott erhalte Euch! Ihr kommt mir schöner vor als je und seid frisch und voll wie eine Rose und doch noch so jung! Ich erinnere mich wie von gestern her, daß Euch Eure Mutter in die Messe mitnahm und überall, wohin sie ging. Und was sagt Ihr dazu, daß er auch noch so keck war, mir zusagen: ›Empfehlt mich der Frau vom Hause!‹ Und noch viel anderes, was ich Euch nicht sagen mag.«
Isabella war ganz verwirrt; es machte ihr wohl Freude, von Giulio sprechen zu hören, da sie wußte, wie sehr er sie liebe; doch fürchtete sie mit dieser Frau davon zu reden, um keine Irrungen zu veranlassen; sie traute ihr nicht und schmälte am Ende Bonda mit spröden Worten mit dem Beifügen, nie mehr in ihr Haus zu kommen. Bonda erwiderte, entschuldigte sich und ließ nicht nach, bis sie sie begütigt hatte, worauf sie wegging mit dem Versprechen, wiederzukommen und andern, schönern Faden mitzubringen.
Sie suchte Giulio auf, erzählte ihm den ganzen Hergang und sprach ihm zu, gutes Mutes zu sein; denn es sei die Art aller Frauen, in solchen Fällen immer abzuschlagen, so gern sie auch wollten. Er solle nur sie machen lassen: in wenigen Tagen werde sie ihn zufriedenstellen. Weil aber im ganzen Lande Soldaten seien, habe sie das Korn, das sie von einem Landmann im Arbiatale gekauft habe, nicht kommen lassen können, und er würde sie sehr verbinden, wenn er ihr etwas Korn oder Mehl leihen wollte. Giulio, der schon so weit zu lesen verstand, sagte, hieran wie auch an Wein und sonstigem werde er es ihr nie fehlen lassen; sie solle nur allen ihren Fleiß anwenden, er werde sie gewiß zufriedenstellen. Sie versprach ihm von neuem und nur noch eindringlicher das Beste und nahm Abschied voll Freude im Gedanken an das Mehl, das sie gewonnen hatte.
Giulio sandte ihr an demselben Abend einen Sack Mehl und ein Fäßchen Wein und erinnerte sie an ihre Arbeit. Mona Bonda ging am folgenden Tag um dieselbe Stunde zu Isabella und brachte ihr gebleichten Zwirn und Borten zum Geschenk und eine Flasche sehr wohlriechendes Gesichtswasser mit etwas Zwirn, ähnlich wie der frühere. Als sie kam, machte ihr Isabella nicht eben das beste Gesicht; sie aber sagte ganz heiter und lächelnd: »Madonna, ich habe seit gestern mich vielfach betrübt, wenn ich daran dachte, wie Ihr, um nichts, kann man fast sagen, Euch erzürnt habt. Es ist so meine Art, mit so schönen Frauen, wie Ihr, immer zu plaudern, und ich würde mit Euch um nichts zürnen, was Ihr auch sagen wolltet. Ich bitte Euch daher, macht es mit mir ebenso, und seid versichert, sobald Ihr mich kennt, so wird es Euch nicht unangenehm sein, wenn ich Euch manchmal besuche, denn ich kann Euch in manchem helfen. Ich habe Geheimmittel, um Haare zu vertilgen, wo man will, so daß sie nie wiederkommen. Ich kann Gesichtswasser machen von verschiedener Art, hell wie Kristall, und ich mache solches, das das Gesicht schön und frisch erhält, wie Ihr seid, anderes, das glänzen macht wie Elfenbein, wieder anderes, das die Hautrunzeln zusammenzieht, was Ihr freilich nicht nötig habt. Ich kann sublimiertes Quecksilber bereiten, ich brauche keinen Gratino oder sonst einen Apotheker dazu, was freilich nicht viel heißen will, denn das sind nur Schminken für die Unverständigen. Und damit Ihr mir glaubt, will ich's Euch mit der Tat beweisen, nicht allein mit Worten.«
Damit zog sie ein Fläschchen hervor und gab es ihr in die Hand.
»Nehmt das«, sprach sie, »als Andenken von mir! Es ist das, von dem ich zuerst gesprochen habe.«
Darauf gab sie ihr den Zwirn und die Borten und sagte: »Und das gehört auch Euch; dieser Tage hat mir's eine Nonne von Santo Prospero gewiesen, mit der ich gut bekannt bin; aber ich brauche es nicht und wüßte es nicht besser anzubringen als bei Euch.«
Isabella betrachtete die Sachen, die ihr ausnehmend wohlgefielen, und die Alte hatte sie so mit Worten umstrickt, daß sie ihr nichts anderes zu erwidern wußte, als daß sie nicht zornig sei und diese Sachen gern annehme. Sie dankte ihr und versicherte sie, sie dürfe sich auf sie verlassen. Sie rief die Magd, ließ ihr zwei Käselaibe geben und sagte: »Ihr müßt in diesem Fasching mir zuliebe
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