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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Flötenspielen, Hornblasen, Singen und Tanzen. Es war kein Frühstück, Hochzeit, Mahlzeit oder andere Zusammenkunft, wo Isabella hinkam, daß nicht Giulio alsbald auch hingegangen wäre; ich schweige von der Maskenlust, dem Limonenwerfen und Ausstreuen wohlriechender Sachen, wie es unsere jungen Leute in der Faschingszeit zu üben pflegen; aber es waren wenig Nächte, wo er ihr nicht eine Musik oder sonst eine artige Unterhaltung zu ihrem großen Vergnügen zu hören gab. Durch diese Kundgebungen merkte nicht bloß ihr Gatte Aurelio Giulios Liebe, sondern diese war fast allen jungen Leuten in Siena bekannt, weshalb auch häufig Aurelio mit seiner Isabella darüber scherzte, in vollem Vertrauen auf die Keuschheit und Treue seiner teuren Frau. Isabella andererseits war zwar aufs beste gesinnt, teils wegen ihrer natürlichen guten Gemütsart, teils wegen des liebevollen Betragens, das ihr Gatte ihr angedeihen ließ; aber dennoch mißfiel es ihr nicht, sich von Giulio geliebt zu sehen, und sie betrachtete es gegenüber andern Frauen als einen Vorzug, wiewohl sie sich stellte, als kümmere sie sich gar nicht darum, wie wir das täglich schöne Frauen so machen sehen können; denn so schön, reich, jung und edel auch ihr Gemahl sein mag, so sehr sie von ihm geliebt sein mögen, so versäumen sie doch niemals, alles ins Werk zu setzen, weshalb sie glauben, von andern für schön gehalten zu werden; und so schön sie auch die Natur hervorgebracht haben mag, so bestreben sie sich doch künstlich, noch viel schöner zu erscheinen; ja sie würden sich lieber arm und sittenlos, als häßlich und alt nennen hören. Und fragt man eine solche, welche dergleichen Bestrebungen verfolgen: »Warum tust du das?«, gleich antworten sie: »Um meinem Mann zu gefallen.« Wenn sie ihm aber schon gefallen, so antworten sie: »Um sein Wohlgefallen zu erhalten.« Und sie merken nicht, daß sie vieles tun und treiben, was ihnen weit mehr mißfällt, wie, daß sie sich die Haare aus der Stirne ausreißen, hohe Schuhe tragen und dergleichen Dinge, welche die Schönheit eher beeinträchtigen als erhöhen.
    Bei alledem aber, um auf Giulio zurückzukehren, hatte er nie mehr als einige seltene Liebesblicke von ihr erhalten können. Er verfiel auf verschiedene Wege, um seine Liebe einem Ziel entgegenzuführen, wiewohl er wenig Hoffnung dabeihatte; aber ein Verfahren gefiel ihm vorzugsweise, und daran hielt er auch fest, nämlich ein gefälliges Weibchen zu ihr zu schicken, um ihr auseinanderzusetzen, wie er in Liebe für sie glühe. Er nahm sich vor, hierbei keine Ausgabe zu scheuen. Da hörte er denn von einer gewissen Bonda, die in Camollia wohnte, einer zu ähnlichen Leistungen sehr geeigneten Person, denn sie hatte ihre Jugend im Dienste der Liebe hingebracht und war nun aus Menschenliebe gern andern behilflich, die sie ebenso hinbringen wollten; und sie hätte lieber die Messe nicht gehört, den Rosenkranz nicht gebetet oder die Predigt versäumt, als eine ihr aufgetragene Botschaft eines Verliebten nicht besorgt, wiewohl sie auch kein Mönchskloster einen ganzen Tag unbesucht läßt und wenig Vespern gehalten werden, die sie nicht gerne anhörte, wo sie denn immer die letzte ist, die die Kirche verläßt, um besser zuhören und zusehen, was dieser und jener junge Mann spricht, und wen er ins Auge faßt, und was Base soundso mit ihrer Nachbarin plaudert; mit allen hat sie zu tun, nie gehen ihr die Worte aus, immer weiß sie, was in der ganzen Stadt und in der Umgegend geschieht. Diese also suchte Giulio auf und sagte zu ihr: »Mona Bonda, Euer guter Ruf hat mich gelockt, gerne herzukommen und mich unter Euren Schutz zu stellen. Wie Ihr wißt, ist es nun so die Art der jungen Leute, daß sie verliebt sind, und mein Unstern will, daß ich meine ganze Liebe auf ein Weib gerichtet habe, von der ich ohne Eure Vermittlung nie ein gutes Wort zu bekommen hoffen kann. Ihr allein also könnt mir helfen: in Eure Hände lege ich mein Heil. Helft mir, ich bitte Euch darum, und verfügt über mich, soweit ich vermag, über meine Habe und Person, denn ich bin nie undankbar gewesen gegen solche, die mir Wohltaten erwiesen haben. Und weil ich Eure Klugheit kenne, vertraue ich Euch meine Liebe an, damit Ihr so gut seid und hingeht, mit Isabella, Aurelios Frau, zu sprechen, wenn Ihr sie kennt, und ihr, so gut Ihr immer könnt, mich empfehlt.«
    Bonda setzte sich darauf nieder und antwortete bedächtig: »Giulio, allerdings war es immer mein Bestreben,

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