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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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vor meinem Unglück; und ich sage Euch nochmals, ich würde lieber sterben, als daß jemand in der Welt etwas davon wissen sollte. Und wenn Gott mich aus solchem Unheil errettet, so weiß außer Euch niemand, der da lebt, von der Sache. Wollte Gott, da er mein Unglück so gefügt hat, daß ich wieder würde, was ich zuvor war! Euch die Wahrheit zu sagen, hat es mich so große Schmerzen gekostet, daß ich überzeugt bin, ich muß bald sterben; denn abgesehen von der Scham, die ich fühle, sooft ich Euch sehe, wenn ich daran denke, daß Ihr es wißt, – so ist es mir auch das Widerlichste, was mir auf Erden begegnen konnte, daß ich mir das Ding zwischen den Beinen herumwackeln fühle.«
    »Wohlan, mein Kind«, fiel ihr nun der Alte ganz gerührt in die Rede, »bleibe nur ruhig und sage keinem Menschen ein Wort! Es wird sich vielleicht schon ein Mittel finden, dein Übel zu heilen. Überlaß das nur mir! Am wenigsten aber mußt du der Frau etwas von der Sache sagen.«
    Hier schwieg er und ging mit dem verwirrtesten Kopfe hinweg, einen Arzt des Ortes aufzusuchen namens Meister Consolo und noch einige andere, die er über den Vorfall zu Rate zog.
    Unterdessen war die Hochzeit zu Ende; Lavinia ging nach Hause und hörte von Lucia, was vorgefallen war. Ob sie darüber verdrießlich war, überlasse ich euch zu beurteilen; ich aber glaube, die Nachricht kam ihr noch ungelegener als jene, die ihr ihre Vermählung mit einem so alten Manne verkündete.
    Cecco Antonio, der, wie gesagt, ausgegangen war, sich über dieses Ereignis zu erkundigen, hatte von dem einen diese, von dem andern eine andere Erklärung vernommen und kam verwirrter nach Hause, als er weggegangen war. Ohne jedoch für diesen Abend jemand etwas zu sagen, beschloß er, am nächsten Morgen nach Rom zu gehen und nach einem einsichtigen Manne zu suchen, der ihm das Rätsel besser lösen könnte. Als nun der nächste Tag kam, stieg er des Morgens beizeiten zu Pferde und machte sich auf den Weg nach Rom. Er stieg im Hause eines seiner Freunde ab, und nachdem er einige Erfrischungen zu sich genommen, ging er nach der Universität in der Ansicht, dort besser als anderswo einen zu finden, der ihm einen solchen Floh aus den Ohren holen könnte. Zum Glücke begegnete er jenem Freunde, der ihm Lucia in sein Haus eingeführt hatte und der manchmal zur Abwechselung einige Zeit dort zubrachte. Er sah ihn gutgekleidet, von vielen geehrt und dachte, das sei ein ganz gewaltiger Potentat, nahm ihn also beiseite und befragte ihn heimlich über sein Anliegen. Menio, der den alten Narren wohl kannte und gleich merkte, worauf die Sache hinauslaufe, lachte bei sich selbst und sprach: »Da bist du an die rechte Schmiede gekommen.«
    In langer Rede setzte er ihm sofort auseinander, daß der Fall nicht nur möglich, sondern auch wirklich sonst schon vorgekommen sei; und damit er es ihm um so eher glaube, nahm er ihn mit in die Bude eines Buchhändlers namens Jacopo von Giunta, ließ sich eine Übersetzung des Plinius geben und zeigte ihm, was daselbst im vierten Kapitel des siebenten Buches gemeldet wird. Ebenso ließ er ihn lesen, was Battista Fulgoso in dem Kapitel von den Wundern darüber schreibt. Dadurch beruhigte er das Gemüt des bekümmerten Greises so sehr, daß, wäre auch alle Welt gekommen, man ihn doch nie zu der Überzeugung gebracht hätte, daß die Sache sich anders verhalte. Da nun Menico merkte, daß er so geschickt ins Garn gegangen war, daß er so geschwind nicht mehr herauskomme, ging er noch weiter und sprach ihm allmählich zu, den Unglücklichen nicht aus seinem Hause zu verstoßen: denn es sei ein Glück für ein Haus, wenn dergleichen Personen darin wohnen; man zeuge dann daselbst lauter Knaben, und ähnliche schöne Dinge zum Kranklachen. Darauf bat er ihn inständig, wenn er ihn ja aus seinem Hause wegschicke, so möge er ihn doch ihm zusenden, er werde ihn mit tausend Freuden aufnehmen. Das alles wußte er so gut vorzubringen, daß der gute Alte seinen Gast nicht um Geld weggegeben hätte. Er dankte also dem wackern Manne, bot ihm eine Belohnung an und nahm von ihm Abschied. Er konnte nicht erwarten, bis er nach Tivoli zurückkam, um zu versuchen, ob er seine Frau dahin bringen könne, ihn mit einem Söhnlein zu beglücken. Er kam endlich heim und tat am selben Abend noch sein möglichstes, um die gute Prophezeiung in Erfüllung zu bringen. Lavinia trug das Ihrige aufrichtig dazu bei und kam mit einem Knäblein in die Hoffnung. Dies war denn der Grund, daß

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