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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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gegen ihn angesponnen und vorbereitet war; sonst hätte er sich vielleicht etwas vorsichtiger benommen.
    Herr Simplicio, der in seinem Hofe viel gute Kapaunen hatte, nahm zwei der besten heraus und schickte sie durch seinen Diener der Giliola mit dem Auftrag, sie möge sie zubereiten, denn er werde heute abend zu ihr kommen nach der getroffenen Verabredung. Als die dunkle Nacht gekommen war, ging Herr Simplicio heimlich von Hause weg und nach Ghirottos Hause hin, wo er von Giliola liebenswürdig empfangen wurde. Als nun Herr Simplicio die Säcke voll Korn sah, fragte er Giliola, da er geglaubt hatte, ihr Mann sei schon zur Mühle gegangen: »Wo ist Ghirotto? Ich glaubte, er sei schon in der Mühle. Nun sehe ich aber noch hier die Säcke im Hause. Was soll das bedeuten?«
    Giliola antwortete: »Herr Simplicio, macht Euch keine Gedanken und fürchtet nichts! Es wird alles gut gehen. Es ist nämlich um Vesperzeit sein Schwager ins Haus gekommen, der die Nachricht brachte, seine Schwester sei schwer belästigt von einem unaufhörlichen Fieber, so daß er sie wohl morgen nicht mehr am Leben treffen würde. Er stieg daher zu Pferd und ritt hinweg, um sie vor ihrem Tode nochmals zu sehen.«
    Herr Simplicio, der eigentlich hätte Simpel heißen sollen, nahm dies alles für wahr hin und beruhigte sich. Während nun Giliola geschäftig war, die Kapaunen zu braten und den Tisch zu decken, siehe, da kam Ghirotto, ihr Mann, plötzlich in den Hof, und sobald ihn Giliola hörte, sagte sie, sich sehr betrübt stellend: »Ach, weh uns! Wir sind des Todes!«
    Und ohne einen Augenblick zu verlieren, traf sie die Veranstaltung, daß Herr Simplicio in den Sack schlüpfte, der leergeblieben war. Er kroch hinein, wiewohl nicht ohne Widerstreben, und der Sack mit Herrn Simplicio wurde hinten an die andern Säcke, die mit Korn gefüllt waren, gelehnt, und so wartete sie, bis ihr Mann ins Haus käme.
    Als Ghirotto ins Haus trat und den Tisch gedeckt sah und die Kapaunen, die in der Pfanne brieten, sagte er zu seiner Gattin: »Was bedeutet das, daß du mir ein so kostbares Abendessen bereitet hast?«
    Giliola antwortete: »Ich dachte, Ihr werdet recht müde und matt nach Haus kommen und vielleicht erst um Mitternacht. Damit Ihr Euch dann etwas erquicken und bei Euern beständigen Anstrengungen erhalten könnt, wollte ich Euch etwas Kräftiges zum Nachtessen bereiten.«
    »Meiner Treu«, sagte Ghirotto, »daran hast du recht wohlgetan; denn es ist mir ganz unwohl, und ich kann es kaum erwarten, bis ich zu Nacht essen und ins Bett gehen darf, damit ich morgen zeitig in die Mühle komme. Aber ehe wir uns zum Essen setzen, will ich sehen, ob die Säcke, die nach der Mühle Wandern sollen, auch die rechte Schwere haben und voll sind.« Er trat zu den Säcken und begann zuerst, sie zu zählen und fand, daß es dreizehn waren. Er tat, als habe er nicht recht gezählt, zählte also nochmals von vorn, und da er wieder dreizehn fand, sagte er zu seiner Frau: »Wie kommt denn das, Giliola, daß hier dreizehn Säcke stehen? Wir haben doch nur zwölf zugerüstet. Was soll nun das bedeuten?«
    Sie gab ihm zur Antwort: »Ich weiß wohl, daß, als wir das Korn einfüllten, es nur zwölf Säcke waren. Wie aber der dreizehnte hinzukam, das kann ich Euch nicht sagen.«
    Herr Simplicio, der in dem Sacke steckte und wohl wußte, daß es dreizehn waren, aber nicht mit seinem Willen, verhielt sich ganz still, betete leise Vaterunser, verwünschte in seinem Herzen das Weib und seine Liebe und sich selbst, daß er ihr getraut hatte; und wenn er hätte aus ihren Händen kommen können, so wäre er gern geflohen, aber er fürchtete fast noch mehr den Spott als den Schaden. Ghirotto jedoch kannte den Sack wohl, packte ihn und schleppte ihn hinaus vor die Tür, die er listigerweise hatte offenhalten lassen, in der Absicht nämlich, daß jener, wenn er die Püffe bekäme, freies Feld habe, um aus dem Sacke zu kriechen und zu fliehen, wohin ihm beliebe. Ghirotto hatte einen zu diesem Zwecke bereitgehaltenen Knotenstock ergriffen und fing an, so gewaltig auf ihn loszuschlagen, daß ihm am ganzen Leibe kein ganzes, heiles Glied blieb und er halbtot am Boden lag. Und wäre nicht die Frau gewesen, die aus Mitleid oder aus Furcht, ihr Mann möchte dafür mit dem Bann belegt werden, ihm den Stock aus der Hand riß, so hätte er ihn vielleicht getötet.
    Ghirotto ging daher weg, gab das Unternehmen auf, und Herr Simplicio kroch aus dem Sack und eilte nach Hause, so schnell er nach

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