Italienische Novellen, Band 2
haben würde, zu ihm: »Guten Tag, Herr!«
Er aber antwortete ihr: »Fick.«
Er meinte, durch dieses Wort sie aufmerksam und etwas vertraut machen zu sollen; sie aber dachte an weiter nichts, antwortete ihm auch nicht, sondern ging weiter ihren Angelegenheiten nach. Herr Simplicio hatte oft und viel dieselbe Antwort Giliola gegeben, die ihn immer, sooft sie ihn sah, grüßte; sie aber, die seine Bosheit nicht merkte, kehrte ohne aufzublicken nach Hause zurück. Da jedoch Herr Simplicio mit dieser Antwort immer fortfuhr, nahm sich Giliola vor, es Ghirotto, ihrem Mann, zu sagen, und als sie eines Tages in zärtlichem Gespräche mit ihm war, sagte sie: »Mein lieber Mann, ich muß Euch etwas sagen, worüber Ihr vielleicht lachen werdet.«
»Nun, was?« fragte Ghirotto.
»Sooft ich«, versetzte Giliola, »an den Brunnen gehe, um Wasser zu schöpfen, finde ich den Herrn Simplicio und sage ihm guten Tag; er aber antwortet mir immer: ›Fick.‹ Ich habe mich oft und viel über das Wort besonnen, konnte mir aber nie vorstellen, was das heiße: ›Fick.‹«
»Und du«, sagte Ghirotto, »was hast du ihm geantwortet?«
»Ich«, antwortete Giliola, »ich habe ihm niemals etwas darauf erwidert.«
»Aber in Zukunft«, fuhr Ghirotto fort, »wenn er wieder zu dir sagt: ›Fick!‹, so antworte ihm: ›Fack!‹ Dann sieh wohl zu und merke auf, was er dir sagt! Sonst aber antworte ihm nichts, sondern geh wie gewöhnlich nach Hause!«
Giliola ging um dieselbe Stunde, wie sonst, nach dem Brunnen, um Wasser zu holen, traf Herrn Simplicio und sagte ihm: »Guten Tag!«
Er antwortete ihr nach seiner Gewohnheit: »Fick!« Gihola aber entgegnete, wie ihr Gatte sie unterwiesen hatte, mit: »Fack!«
Darüber geriet Herr Simplicio ganz in Entzücken, dachte, sie habe seine Liebe gemerkt, und meinte, er habe sie jetzt ganz zu seinem Befehl. Deshalb faßte er sich ein Herz und fragte weiter: »Wann soll ich kommen?«
Giliola aber antwortete nichts, wie ihr Gatte ihr aufgegeben hatte, kehrte nach Hause zurück und sagte, von ihrem Gatten befragt, wie es gegangen sei, sie habe befolgt, was er ihr vorgeschrieben, und als Herr Simplicio sie gefragt habe: »Wann soll ich kommen?«, habe sie ihm nichts geantwortet.
Ghirotto war, obschon ein Landmann, scharfsichtig genug, um die Worte des Herrn Simplicio gar wohl zu verstehen, und ward deshalb sehr ärgerlich; denn er stellte sich vor, daß diese Reden auf etwas anderes hinauslaufen sollen, als Perlen im Dunkeln einzufädeln. Darum sprach er zu seiner Frau: »Wenn du wieder hinkommst und er sagt: ›Wann soll ich kommen?‹, so antworte ihm: ›Heut abend‹. Dann komm nach Hause und laß mich machen!«
Als nun der folgende Tag gekommen war, ging Giliola nach ihrer Gewohnheit, um Wasser aus dem Brunnen zu holen, und fand Herrn Simplicio, der sie mit größtem Verlangen erwartete. Sie sagte zu ihm: »Guten Morgen, Herr!«
Darauf antwortete Herr Simplicio: »Fick.«
Und sie sagte zu ihm: »Fack.«
Er fuhr fort: »Wann soll ich kommen?«
»Heut abend«, antwortete Gihola.
»Recht«, sagte er, »heut abend.«
Gihola kehrte nun nach Hause zurück und sagte zu ihrem Mann: »Ich habe ausgeführt, was Ihr mir befohlen habt.«
»Und was hat er dir geantwortet?« fragte Ghirotto.
»Recht, heut abend«, sagte Gihola.
Ghirotto, der schon ganz genug hatte, aber nicht von Nudeln und Makkaroni, sagte: »Giliola, komm, wir wollen zwölf Säcke Korn messen, denn ich will tun, als ginge ich in die Mühle, und wenn Herr Simplicio kommt, so empfange ihn freundlich und ehrenvoll! Dann halte einen leeren Sack in Bereitschaft neben den mit Korn gefüllten, und wenn du hörst, daß ich nach Hause gekommen bin, so mach, daß er in den bereitliegenden Sack schlüpft, um sich zu verstecken! Das Weitere überlaß mir!«
»Es sind aber nicht so viel Säcke im Hause, als Ihr verlangt«, sagte Giliola.
»So schicke«, fiel Ghirotto sogleich ein, »unsere Nachbarin Cia zum Herrn Simplicio und mache, daß er dir zwei leiht, und laß ihm sagen, ich wünsche sie zu haben, weil ich diesen Abend in die Mühle gehe.«
Und so geschah es. Herr Simplicio, der Giliolas Reden aufs beste aufgefaßt hatte und nun sah, daß sie zu ihm schickte, um zwei Säcke von ihm zu entlehnen, glaubte wirklich, ihr Mann gehe in die Mühle, und hielt sich nun für den glücklichsten und zufriedensten Mann von der Welt, da er sich einredete, sie sei ebenso von Liebe zu ihm entzündet, wie er zu ihr. Aber der arme Narr ahnte nicht, was
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