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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Freuden mit ihr lebte. Als aber Meister Raimondo nach Hause kam und seine Frau nicht fand, gab er wenige Tage nachher in Verzweiflung den Geist auf.

Die Liebenden in Dalmatien
(Hero und Leander; Grillparzer, Des Meeres und der Liebe Wellen)
    Die Liebe, wie sie von verständigen Männern sehr richtig geschildert worden, ist nichts anderes als eine unvernünftige Sehnsucht und eine rastlose Leidenschaft, die vermöge unzüchtiger Gedanken sich in das Herz geschlichen hat. Ihre heillosen Folgen sind: Verschwendung der irdischen Güter, Vergeudung der Kräfte des Körpers, Verwirrung des Geistes und Verlust der Freiheit. Es ist in ihr kein Grund, keine Ordnung und gar keine Beständigkeit. Sie ist die Mutter der Untugend, die Feindin der Jugend und des Alters Tod. Daß sie selten, wenn jemals, zu einem glücklichen, ruhmwürdigen Ausgange führt, mag hiermit auch diese Geschichte von einer Jungfrau aus der Familie Spoletina beweisen, die der Liebe zufolge höchst unglücklich endete.
    Unfern der namhaften, am Meer gelegenen dalmatischen Stadt Ragusa hegt eine kleine, gemeinhin »die mittlere« genannte Insel, auf der sich ein festes, wohlbegründetes Schloß befindet. Zwischen Ragusa und dieser Insel ragt eine Klippe aus der See empor, auf der man weiter nichts als eine äußerst kleine Kapelle und eine schlechte Bretterhütte antrifft. Es wohnen daselbst keine Menschen, weil der Boden unfruchtbar und die Luft ungesund ist, und nur ein Jüngling namens Teodoro Calogero brachte vorzeiten einmal auf dem Felsen, einem um seiner Sünden willen getanen Gelübde gemäß, sein Leben im Dienste des armseligen Gotteshauses zu. Weil er seinen Unterhalt nicht mit diesem Amte zu verdienen vermochte, so ging er dann und wann nach Ragusa oder nach der mittlern Insel und bettelte, und so trug es sich zu, daß Teodoro, seiner Gewohnheit nach auf der Insel Brot als Almosen einsammelnd, eines Tages fand, was er nimmermehr zu finden vermeint hatte.
    Denn es traf mit ihm eine schöne und liebreiche Jungfrau, Margarita genannt, zusammen, der es bei dem Anblicke seiner männlichen Wohlgestalt und Bildung bedünken wollte, daß er doch viel mehr zum Genüsse menschlicher Freuden als zur Einsamkeit geschaffen sei, und die ihn deswegen so innig in ihr Herz schloß, daß sie Tag und Nacht keinen andern Gedanken hatte als ihn.
    Calogero, der in seiner Unbefangenheit sich dessen nicht versah, fuhr fort, des öftern, um Almosen ansprechend, in ihr Haus zu kommen, und wie heftig auch Margarita in Liebe zu ihm entzündet war, so wagte sie doch niemals, wenn sie ihm ihre milden Gaben spendete, ihm ihre Leidenschaft zu verkündigen. Am Ende freilich gab ihr die Liebe, der getreue Hort aller, die ihren Spuren folgen, und die allzeit sichere Führerin zu dem ersehnten Ziele, eine ausreichende Kühnheit ein, und sie wendete sich mit den Worten an den Jüngling: »Bruder Teodoro, du Trost meines Herzens, mich quält eine so heftige Leidenschaft zu dir, daß du mich bald entseelt vor dir erblicken wirst, wenn du mir keine Hilfe leihst. Die Flammen meiner Liebe verzehren mein Leben, und es löscht sie nur deine Gegenliebe aus.«
    Margarita vergoß reichliche Tränen, sobald sie dies gesprochen hatte, und der ihre Liebe vorher nicht ahnende Calogero blieb wie betört vor ihr stehen. Nachdem er sich indessen ein wenig wieder gesammelt hatte, ließ er sich mit ihr des weitern ein, und es gab so lange ein Wort das andre, bis sie untereinander die himmlischen Dinge beseitigten und sich zu den Verliebten wendeten, wobei ihnen denn eben nichts Wichtigeres mehr zu bedenken übrigblieb als die Ermittelung einer Gelegenheit, heimlicherweise zusammenzukommen, um ihre sehnsüchtigen Lüste zu befriedigen.
    Die schlaue Jungfrau sagte zu ihrem Geliebten: »Verlaß dich auf mich, mein Teuerster, daß ich bereits ausfindig machte, was wir zu tun haben, und höre mich aufmerksam an: Du stellst in der vierten Stunde der nächstfolgenden Nacht ein brennendes Licht an das Fenster deiner Hütte, und ich komme zu dir, sobald ich es wahrgenommen habe.«
    Teodoro sagte zwar: »Wie gedenkst du aber über das tiefe Meer zu kommen, mein süßes Kind? Du weißt, daß keines von uns beiden einen Kahn zur Überfahrt besitzt, und daß es unsere Ehre und unser beider Leben in Gefahr bringen würde, vertrauten wir uns andern Menschen an.«
    Die Jungfrau erwiderte ihm aber: »Sei du nur keineswegs zweifelhaft und überlaß mir diese Sorge einzig und allein; ich werde dich besuchen, ohne

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