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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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viel zu sagen wußte, wie ergötzlich und vorteilhaft es sei, daß den Lazzaro plötzlich die größte Lust anwandelte, selbst in Augenschein zu nehmen, auf welche Weise man durch Untertauchen fischen und die großen Fische nicht nur mit Netzen und Händen, sondern sogar mit dem Munde fangen könnte, weswegen er also den Fischer dringend bat, ihm seine Neugier zu befriedigen.
    Gabbriello erwiderte, er sei auf sein Verlangen jederzeit bereit, ihm zu dienen, und da sie sich damals mitten im Sommer befanden, so kamen sie miteinander überein, auf der Stelle danach auszugehen, und standen vom Tische auf. Sie verließen unverzüglich das Haus; Gabbriello holte seine Hamen, und Lazzaro begleitete ihn zum Seetore hinaus an das von Pfahlwerk gehaltene Ufer des Arno, das einen mit hoch in die Luft ragenden Bäumen und mit Erlengebüsch bepflanzten süßen, frischen Schatten gewährenden Damm bildete. Dabei angelangt, sagte Gabbriello zu Lazzaro, er möge sich an einen kühlen Ort niedersetzen und zusehen, zog sich nackend aus und befestigte sich die Netze an die Arme. Der im Schatten ruhende Lazzaro erwartete indessen geduldig, was geschehen würde. Gabbriello aber war kaum in den Fluß gewatet und unter das Wasser getaucht, als er auch, ein vortrefflicher Meister seines Gewerbes, alsbald wieder auf die Wasserfläche emporkam und in seinem Hamen acht bis zehn große derbe Fische gefangen hatte. Sein Begleiter staunte es wie ein Wunder an, unter dem Wasser so gut Fische einfangen zu sehen. Es wandelte ihn augenblicklich die unwiderstehliche Lust an, es näher zu betrachten. Und da die Mittagsglut fast senkrecht und versengend auf die Erde hernieder traf, so gedachte er sich auch ein wenig zu erfrischen, entkleidete sich mit Gabbriellos Hilfe und ließ sich von diesem in den Fluß an eine Stelle führen, wo ihm das Wasser kaum bis an die Knie ging und sanft und ruhig in seinem Bette hinfloß. Gabbriello warnte ihn, als er ihn dahin gestellt hatte, ausdrücklich, ja nicht über einen eingerammten Pfahl hinaus vorzugehen, der ein wenig über die anderen aufragte, und den er ihm bezeichnete, und fuhr dann mit seinem Fischfange fort.
    Lazzaro fand am Waten unsägliches Vergnügen, kühlte sich durchaus im Wasser ab und behielt fortwährend seinen Freund im Auge, der immer wieder, Netze und Hände voll Fische, auftauchte und auch aus Lust und Fröhlichkeit mehr wie einmal welche im Munde fing. Da nun Lazzaros Erstaunen allmählich dermaßen anwuchs, daß er sich einbildete, man möge unter dem Wasser, worein er niemals getaucht hatte, hell sehen können, weil er es für unmöglich hielt, im Finstern so viele Fische zu fangen, so ließ er sich zu dem Wunsche verleiten, sich durch den eignen Augenschein zu überzeugen, wie Gabbriello es zustande brächte, und steckte also, bei dem nächsten Zuge, sowie jener untertauchte, auch seinen Kopf unter das Wasser, ließ sich, ohne es weiter zu bedenken, eine Strecke mit dem Wasser gehen, und drang aus Neugier bis zu dem Pfahle vor. Indem er sich nun aber, weil das Wasser an dieser Stelle schon viel tiefer und reißender war, an demselben festhalten wollte, um der Gewalt der Wellen zu widerstehen, sank er, gleich als ob er von Blei gewesen wäre, immer tiefer mit ihm in den schlammigen Grund hinein. Unbehilflich, wie er von Natur war, und unfähig sowohl zum Schwimmen als länger den Atem an sich zu halten, bemühte er sich nicht allein vergebens voller Schrecken, sich wieder emporzurichten, sondern konnte auch nicht verhindern, daß ihm das Wasser zu Nase, Mund und Ohren eindrang: kurz, er verlor immer mehr Besonnenheit und Kräfte und wurde bald unwiderstehlich von der Strömung fortgerissen.
    Gabbriello war mittlerweile in eine größere Vertiefung der Umpfählung gewatet, in der ihm das Wasser beinahe bis an die Brust ging, und gedachte, weil er darinnen viele Fische merkte, sich seinen Hamen vorerst recht voll zu füllen, ehe er diese Stelle wieder verließe. Dagegen wurde der unglückliche, schon halbtote Lazzaro zwar noch zwei- oder dreimal auf die Oberfläche emporgetrieben; als er aber zum vierten Male untersank, kam er nicht wieder zum Vorschein, sondern gab seinen Geist, elenderweise ertrinkend, auf. Nachdem nun Gabbriello seinen Fischzug zu seiner Befriedigung beendigt hatte, kam er mit strotzenden Netzen aus dem Wasser hervor und kehrte sich, vergnügten Angesichts nach Lazzaro aussehend, um. Da er ihn aber bei wiederholtem Hinundwiderblicken nirgends erspähte, erstaunte und

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