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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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eben. Aber beim Kreuz Gottes, es wäre Euch ganz recht geschehen, wenn ich getan hätte, was Ihr verdient habt.«
    Höchst neugierig, sagte der Mann: »Was ist es denn gewesen, weshalb du dich so beschwerst?«
    Darauf sagte sie: »Was habt Ihr mich gelehrt? Warum sagt Ihr es nicht? Meint Ihr, es freue mich, daß Ihr mich tausend Spitzbübereien lehrt und mir weismacht, es seien gute Sachen? Gott's Frucht, ich hätte nicht rufen sollen.«
    Antonio wußte noch immer nicht, was das sollte, fragte wieder, was es denn gegeben habe, und sagte: »Nun sag es doch! Halte mich nicht länger in Ungewißheit!«
    Da erzählte sie ihm denn die ganze Geschichte mit dem Pilger. Als Antonio dies hörte, erbleichte er und sah, daß er allein dieses Ärgernis veranlaßt habe. Da sprach er zu seiner Frau: »Du mußt das nie wieder sagen, daß es sonst jemand hört als ich; denn es heißt: ›Willst du mir das tun, was er dir eben tun wollte?‹«
    Mit zornglühendem Gesicht sagte sie darauf zu ihrem Mann: »Nun, das muß ich sagen, Ihr seid ein anständiger Mann, daß Ihr mich derlei Nichtswürdigkeiten lehrt!« Darauf schmälte sie ihn mit drohenden Worten voll Entrüstung so heftig aus, wie nur eine Frau ihrem Mann sagen kann. Er sah sein Unrecht ein und antwortete nichts; nur am Ende, nachdem sie viel und manches gesprochen hatte, sagte er: »Sei klug für ein anderes Mal und danke Gott, daß es diesmal gut vorbeigegangen ist!«
    Mit diesen Worten ging er wieder hinüber in die Bude. Sie aber sagte, während er sich umwandte, laut genug, daß er es hören konnte: »Dankt nur Ihr ihm, und Ihr sollt nie wieder mich etwas nachsagen hören, ohne daß ich erst genau weiß, was es heißt, auch keine fremden Worte. Merkt Euch, wenn Ihr etwas von mir verlangt, so sprechet auf unsere Weise!«
    Antonio voll Ärger sagte im Hinausgehen: »Da wirst du wohl daran tun.«
    Damit ging er weg; sie aber blieb ganz verstört zurück. Es wurde ihr den ganzen Tag nicht recht wohl, sie mochte auch nicht mehr an der Tür sitzen und nähen. Sie ging ins Haus und nahm ihren Ärger mit sich, und so waren zu gleicher Zeit dreie geärgert, aufgeregt und voll Grimm.

Pietro Fortini
Der ungeschickte Schwiegersohn
    In Siena lebte vor nicht langer Zeit eine Witwe, die noch jung war und ziemlich schön aussah; sie war auch nicht von zu niedriger Herkunft. Als ihr Mann gestorben war, war sie mit einem kleinen Töchterchen zurückgeblieben. Nun war dies Mädchen in das Alter gekommen, wo sie sich andere Gesellschaft wünschte als die Mutter; da diese aber in dieser Welt kein größeres Gut kannte als ihre Tochter, wollte sie sie so gut wie möglich durchs Leben begleiten. Sie teilte daher einigen ihrer nächsten Verwandten mit, sie sollten in der Stadt herumhorchen und sich umschauen, ob sie einen jungen Mann fänden, der geeignet sei, der Ehegatte dieser ihrer Tochter zu werden. Es traf sich nun, daß unter verschiedenen, die ihr vorgestellt wurden, einer ihr gefiel, der Biagio hieß, weil er alleinstand, in guten Verhältnissen war und aus ziemlich guter Familie stammte. Und nachdem sie alle ihre Verwandten nach ihrer Meinung gefragt hatte, war sie fest bei sich entschlossen, ihre Tochter keinem anderen als diesem zu geben, um so mehr, als Biagio wünschte, eine Schwiegermutter zu finden, die ihn in ihr Haus aufnahm, und sie ihrerseits sich nicht von ihrer Tochter trennen wollte.
    Nachdem sie sich so entschieden hatte, wollte sie Biagios Meinung kennenlernen. Sie schickte nach ihm und ließ ihn in ihr Haus kommen; und als er bei ihr war, begann sie: »Biagio, ich habe nach dir geschickt nur, um deine Meinung über diese unsere Angelegenheit zu hören. Du siehst, du stehst allein da, wie wir auch; du hast keinen Berater, der dir sagt, was für dich gut ist, und uns geht es ähnlich. Obwohl wir Vermögen haben, haben wir doch niemanden, der es verwaltet und unsere Geschäfte führt. Wenn du zu mir in ein näheres Verwandtschaftsverhältnis treten und meine Tochter zur Frau haben willst, dann würde es auch uns recht sein, zu dir in ein näheres Verwandtschaftsverhältnis zu treten, indem ich dir zur Mitgift gebe alles, was wir besitzen und was wir noch erwerben werden, unter der Bedingung jedoch, daß du hier in unser Haus ziehst; sonst würde ich es nicht tun, denn ich liebe meine Tochter zu sehr.«
    Während die Witwe so sprach, dachte Biagio, daß sie vielleicht seine Frau werden sollte und nicht die Tochter, weil er sie nicht dort sah, und er sprach zu sich

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