Italienische Novellen, Band 3
begegnet«, und so jammerte sie und beabsichtigte, Biagio ihre Meinung zu sagen.
Als sie abends gespeist hatten, rief Lukrezia Biagio beiseite und sagte zu ihm: »Was soll das heißen, Biagio, daß du heute nacht nicht die Ehe mit deiner Ginevra vollzogen hast?«
Biagio stellte sich, als ob er nicht verstünde, was sie meinte, und sagte: »Wie macht man denn das?«
Lukrezia erwiderte: »Wie man das macht? Man umarmt sich, man springt auf sie hinauf, man beißt manchmal, und dann fragt man sie mit süßen Worten: ›Ist das schön?‹«
Biagio wurde nicht müde, seine Schwiegermutter zu betrachten, und sprach: »Ja, ich habe verstanden, laßt mich nur tun!«, zog sich aus und legte sich ins Bett. Als Ginevra gekommen war, sagte er zu ihr: »Zieh dich aus, denn ich möchte nicht, daß deine Mutter sich über mich beklagt.«
Als sie sich zu ihm gelegt hatte, begann er sie so fest zu umarmen, daß die Arme kaum atmen konnte; dann sprang er auf sie hinauf, stieß sie mit den Knien, biß sie mit solchen Küssen, daß sie Spuren zurückließen, wenn er den Mund von ihr fortnahm, und sagte zuweilen zu ihr: »Honig, Zucker, Marzipan, ist das schön, meine Seele ?«
Das Mädchen hätte gern »Nein« geantwortet, wenn ihr nicht die Mutter vorher gesagt hätte: »Halte still und laß ihn alles tun, was er will! Wenn er dich fragt: ›Ist das schön?‹ so antworte ihm: ›Ja!‹«
So vertrieb Biagio ihr mit solchem Spiel die Zeit bis zum Morgen, so daß das arme Mädchen nicht wußte, ob sie mehr ein Tier als ein Fisch war.
Als Biagio aufgestanden und aus dem Hause gegangen war, fragte die Mutter wie vorher die Tochter: »Nun, wie hat er dich heute nacht behandelt?«
»Schlecht hat er mich behandelt, Mama.«
Die Mutter dachte, weil sie noch sehr jung war, er hätte irgend etwas Häßliches gemacht, und fragte sie: »Inwiefern hat er dich schlecht behandelt?«
Worauf das Mädchen antwortete: »Er hat mich gestoßen, gebissen, gekniffen, so daß Ihr Mitleid mit mir haben werdet, wenn Ihr Euch meinen geschundenen Körper anseht. Heute nacht hat er mich überhaupt nicht schlafen lassen.«
»O ich Unglückliche«, rief da Lukrezia, »sicher brauchte er keine Unterweisung.«
Darauf fragte die Tochter: »Mama, was sagt Ihr, brauchte er nicht?«
Die Mutter erwiderte: »Die Männer haben ein gewisses Etwas zwischen den Beinen. Hast du es an ihm gesehen?«
»0 ja, Mama, ja, das hat er: etwas sehr Langes, Dickes, wie ein Bein sieht es aus. Stellt Euch aber vor, er machte nicht den mindesten Gebrauch davon.«
Man kann sich vorstellen, als die Mutter sie so reden hörte, daß ihr das Wasser im Munde zusammenlief, und bis Biagio zum Essen nach Hause kam, schien es ihr tausend Jahre zu dauern, um sich diese Phantasievorstellung aus dem Kopfe treiben und sich darüber Gewißheit verschaffen zu können.
Als Biagio nun zum Essen heimgekehrt war, hatte er kaum seinen Mantel ausgezogen, als seine Schwiegermutter nicht die Geduld hatte, ihn ablegen zu lassen, sondern ihn ins Zimmer rief und, nachdem sie ihrer Tochter gesagt hatte, sie sollte das Essen zurechtmachen, folgendermaßen zu ihm zu reden begann: »Was soll das heißen, Biagio, daß du mit deiner Ginevra nicht die Freuden genießt, die die Männer gewöhnlich mit den Frauen genießen? Ich möchte gern wissen, ob die Schuld an dir oder an ihr liegt; denn wenn es etwas sein sollte, das man gutmachen kann, sollten wir doch so schnell wie möglich das beste Heilmittel anwenden.«
Darauf gab Biagio zur Antwort: »Schwiegermutter, ich wüßte nicht, wie ich es anders machen sollte; ich habe alles getan, was Ihr mir gesagt habt, und kann sie noch immer nicht zufriedenstellen. Wenn Ihr mich andere Arten lehren könnt, lehrt sie mich, denn ich will alles gern tun.«
»Nun wohlan«, sagte die Schwiegermutter, »da ich es dich lehren soll, je früher, um so besser!«, und sie näherte sich der Bettstelle, zog die Hausschuhe aus und rief Biagio. Er, der nichts anderes wünschte, sprach zu ihr: »Hier bin ich – was soll ich tun?«
Die Witwe antwortete: »Zieh dir Schuh und Strümpfe aus und nimm deinen Bruder in die Hand!«
Er, der ihn sehr gut in Ordnung hielt, nahm ihn in die Hand und sagte: »Was soll ich damit tun?«
Die Frau erwiderte: »Warte!«, und nachdem sie die Kleider hochgehoben und, soweit sie konnte, heraufgezogen hatte, zeigte sich der höllische Schild, und sie sagte zu Biagio: »Herein mit ihm!«
Biagio dachte sich, sie hätte gesagt: »Herein in den
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