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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Hosenlatz!«, und er steckte ihn wieder dahinein.
    Die Frau hatte sich mittlerweile mit den Schultern und dem Kopf auf das Bett fallen lassen, um das Spiel besser fühlen als sehen zu können, und sie wartete nun darauf, daß Biagio seine Lanze an ihrem Schilde brach: »Biagio, was machst du?«
    Biagio antwortete: »Ich warte.«
    Da hob die Frau den Kopf, und da sie sah, daß er die Waffe wieder eingesteckt hatte, forderte sie ihn von neuem zum Kampfe auf; und um nicht länger in ihrer mißlichen Lage zu bleiben, holte sie seine Waffe selbst heraus, richtete sie direkt auf das Ziel und sagte: »Jetzt warte und rühre dich nicht, bis ich dir sage, was du zu tun hast!« – und sie legte ihren Kopf zurück, um sich besser auf die Steigbügel setzen zu können.
    Jetzt sagte Biagio, der wohlgerüstet dastand, da es ihm so vorkam, als ob sie zögere und nunmehr er in Bedrängnis wäre, während er doch Lust hatte, loszustürmen: »Was soll ich jetzt tun?«
    Darauf sagte die Schwiegermutter: »Nun stoße so zu, daß die Lanze gut trifft, und daß dein Sattel sich mit meinem berührt!«
    Kaum hatte sie das gesagt, als Biagio so stark vorzustürmen begann, daß sie beide in einem und demselben Augenblick das Gleichgewicht verloren.
    Die Witwe fragte ihn: »Hast du nun gelernt, wie man's tut?«
    Er antwortete: »Ich glaube wohl.«
    Man kann sich vorstellen, daß es nicht das letztemal war, daß Lukrezia den Biagio lehrte, die Ehe zu vollziehen.

Pietro Fortini
Der verliebte Hauslehrer
    Tugendhafte Jünglinge und ihr keuschen Frauen, ich weiß nicht, ob ihr vielleicht gehört habt, wie vor einiger Zeit in Siena ein junger Mensch lebte, der auf die Hochschule gekommen war, um die Wissenschaften zu studieren, statt dessen aber gelernt hatte zu lieben und den Verliebten zu spielen; sein Name, um ihn nicht zu vergessen, war Messer Giovambatista von San Casciano.
    Als er ankam, wußte er schon zu sagen »poeta quae pars est« , trat daher flugs als Hofmeister in das Haus eines unserer Edelleute, um zwei seiner Kinder von etwa sechs bis acht Jahren die Lesekunst beizubringen.
    Der Pädagog war nun schon mehrere Monate in Siena gewesen, hatte Bekanntschaft gemacht mit vielen jungen Leuten und sich Zutritt in verschiedene Häuser bald mit diesem, bald mit jenem eröffnet. Auch war er vertraut geworden mit vielen Gelehrten seines Fachs, bei welchen Messer Giovambatista gar sehr den Edelmann und den Feingebildeten, vor allem aber den Gelehrten spielte; namentlich glaubte er das feinste Toskanisch zu reden, das je über italienische Lippen gekommen sei. Wenn man sich daher in großer Gesellschaft unterhielt, wie das unter Studierenden den ganzen Tag geschieht, geschah es, daß Misser Giovambatista meistenteils schwieg, weil er nicht so viele Kenntnisse besaß, als ihm hinreichten, denn der Tor verstand kaum ein bißchen Latein; auch schwieg er, weil er nicht übermäßig schlau war. Sobald man ihn nun kannte, ward er von jedermann verspottet, und wer ihm näherstand, hielt ihn zum besten und machte sich lustig über ihn. Ein paar junge Leute machten ihm weis, er sei der schönste junge Mann in ganz Siena und der größte Gelehrte in seiner Wissenschaft, der je auf der Welt gewesen, und ließen ihn auf diese Weise die größten Torheiten begehen, die je ein Mensch begangen hat. In der Tat, Martino von Amelia war gegen ihn nichts, denn er übertraf noch Calandro an Narrheit. Durch dieses Lob meinte er schon selbst der gelehrteste Mann zu sein, der in dieser Fakultät studierte; und überdies hatte man ihm in den Kopf gesetzt, er sei der reizendste, schönste und anmutigste junge Mann in ganz Siena. Jeder Student zog vor ihm die Mütze, gab sogleich nach, wenn er Behauptungen aufstellte oder Schlüsse vorbrachte, und so wurde der unvorsichtige Magister bald selbst der Meinung, er sei schon ein Aristoteles, Plato, Galen, Avicenna und Hippokrates, hielt sich für den Gott der Heilkunst und den obersten Weltweisen. Auf diese Art verharrte er in Täuschung und Selbstruhm.
    Als er nun sah, daß er so sehr in Geltung stand als Gelehrter, fing er an, um universeller zu werden, auch den Apoll zu spielen und sich in alle Edelfrauen, die er sah, zu verlieben. Nach seiner Überzeugung liebten ihn alle und sehnten sich nach ihm. Unter viele andere, die er liebte, reihte ihm sein Glücksstern auch eine Frau vom besten Adel und großem Reichtum, die nicht minder mit Schönheit und Sitten geschmückt als sie an Verwandten und Vermögen reich war. In diese

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