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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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ihrer Liebe gewidmet war: deshalb bildete sie sich ein, es sei ihr Liebhaber. Sobald sie daher konnte, ließ sie ihn ein, nahm ihn dann bei der Hand und führte ihn, wie sie zu tun pflegte, ohne ein Wort zu sprechen, mit großen Schritten im Finstern weiter nach dem Boden, und als sie in ihrem Zimmerchen ankamen, schlang sie ihm die Arme um den Hals, küßte ihn zärtlich und sprach: »Während ich nun, meine süße Seele, meinem Vater noch Gesellschaft leiste, wie ich gewohnt bin, könnt Ihr Euch erfrischen. Sobald er zur Ruhe gegangen ist, komme ich im Fluge wieder zu Euch.«
    Nach diesen Worten ging sie hinaus. Der unternehmende Cechino, der nicht wußte, wo er war, und ebensowenig, wer das Mädchen sein mochte, die ihn hergeführt hatte, wurde doch etwas bedenklich und bereute fast, sich auf das Abenteuer eingelassen zu haben. Aber in dem Bewußtsein, daß dem nun nicht mehr abzuhelfen sei, nahm er sich vor, mutig und beherzt zu bleiben und sich auf keine Weise einschüchtern zu lassen; und da er aus dem empfangenen Kuß schließen zu dürfen glaubte, daß sie ein äußerst feiner Bissen sei, und daß er sich bemüßigt sehen könnte, rüstiger zu turnieren, als seine Lenden gewohnt waren, und nun der Duft der Speisen ihm in die Nase drang, die in einem Korbe samt allem Zubehör bereit lagen, fing er an sich's wacker schmecken zu lassen; er fand zwei Flaschen trefflichen Malvasier, deren eine er in ein paar Zügen fast ganz leerte, so daß es seine Lebensgeister stärkte und seine Kräfte erhöhte. Im Korbe suchend, fand er endlich daselbst viele Stücke Marzipan, eingemachte Pinienkerne und Pistazien. Da er wußte, daß diese Dinge gut schmecken, versorgte er ein gut Teil davon und bereitete sich auf diese Art vortrefflich zum Liebeskampf, so daß er kaum den Augenblick erwarten konnte, wo er anpacken durfte und das schöne Mädchen zu ihm zurückkehrte. Nach einer guten Weile kam sie endlich, trat in das Zimmerchen ein und sprach: »Mein teures köstliches Leben, ich bitte Euch, mir zu verzeihen, daß ich gegen meine Gewohnheit so lange gezögert habe zurückzukehren. Mein Vater wurde länger als sonst von einigen Kaufleuten in Anspruch genommen, die um diese Baumwollballen mit ihm feilschten. Sie konnten sich über den Preis des ganzen Vorrats nicht einigen; doch wurden sie darüber eins, morgen früh wenigstens zwei Ballen davon zu nehmen und sie einem Kaufmann zu schicken, der sie braucht; wenn sie dann nach seinen Wünschen ausfallen, so werden sie auch die übrigen übernehmen. Ich fürchte daher, sie könnten uns gar bald dieses schöne Zimmerchen verderben; aber wir werden darum nicht unterlassen, uns auf andere Weise zu versorgen. Deswegen also konnte ich nicht anders, als Euch warten lassen, bis sie weggegangen und mein Vater zu Bette war. Gott weiß, liebe Seele, wie unwillig ich eine so lange Zögerung erduldet habe. Aber fürchtet nicht! Wir wollen den Verlust schon einbringen, denn mein Vater kommt morgen nicht zum Frühstück nach Hause. Daher können wir die ganze Zeit uns zunutze machen, solange wir uns miteinander vergnügen wollen, ohne daß uns jemand stört.«
    Sowie Cechino dies vernommen hatte, entkleidete er sich hastig, stieg zuerst in das Bett, und sie folgte ihm. Er umarmte sie, küßte sie tausendmal und fand sie äußerst weich und zart. Endlich konnte er sich nicht länger halten, setzte sich aufs Pferd und ritt fast die ganze Nacht Stafette; und wenn er auch manchmal stillehielt, um in der Ermüdung wieder aufzuatmen, so schöpfte er doch um so früher wieder neuen Mut, seinen Weg fortzusetzen. Als ein starker und kräftiger Jüngling konnte er die Kämpfe der Liebe vortrefflich bestehen. Als das Mädchen ihn so über Pflicht und Schuldigkeit in ihrer Mühle mahlen sah, war sie im stillen ganz überrascht; denn ihr Liebhaber war sonst nicht gewohnt, solche erstaunenswerte Proben abzulegen. Sie war daher mehrmals auf dem Punkte, ihm zu sagen, er solle sie für heute ruhen lassen; sie enthielt sich aber dessen, um ihm nicht zuwider zu sein. Der rüstige Cechino, obgleich er an sich stark war und mutig im Liebesturnier, wollte sich doch in dieser Sache mehr, als seine Pflicht war, anstrengen, zumal da er wußte, daß man jungen schönen Kindern nichts Angenehmeres als das antun kann, damit nachher, wenn der Tag ihn entdecke, wie das sicher kommen mußte, sie wegen seiner gewaltigen Rüstigkeit und Mannhaftigkeit ihn nicht etwa gering schätzen und Lärm machen könnte, was er sehr

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