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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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benachrichtigen. Sie entkleidete sich also mit Hilfe ihrer Frauen, die sie dann entließ, und ging ohne Licht behutsam nach ihres Mannes Schlafgemache, worin der zu ermordende Ercole, nachdem er lange Zeit wach gewesen, fest eingeschlafen war.
    Die schöne Frau legte sich an dessen Seite, den sie für ihren Mann hielt, in das Bett nieder und gab sich, da sie ihn schlafend fand, so viele Mühe, ihn zu erwecken, um ihn zur Rede zu stellen, weshalb er sie nicht habe rufen lassen, daß ihre Absicht ihr zuletzt gelang. Wie sie nun dem Erwachenden freundliche und bescheidene Vorwürfe über seine Vergeßlichkeit machte, und wie Ercole ihren Irrtum erkannte, wagte er ihr aus Ehrerbietung nichts zu antworten und geriet, als sie gar nicht aufhören wollte, sich gegen ihn zu beklagen, in die größte Verlegenheit. Er war zwar in den Waffen und in deren Gebrauche genugsam unerschrocken und erfahren; bei dem weiblichen Geschlechte aber schon von Natur verzagt, um wieviel mehr also nicht in einer solchen Lage wie seiner gegenwärtigen, die diese Schüchternheit auf den höchsten Grad steigen ließ und überdies die Pflicht der Beobachtung seiner Freundschaft hinzugesellte, die er um nichts in der Welt hätte beflecken mögen. Er wußte so wenig, was er zu tun oder was er zu lassen habe, daß er weder zu bleiben noch zu gehen verstand. Seine gänzliche Unkenntnis der Liebe und ihrer Freuden steigerte seine Verwirrung und Ratlosigkeit mit jedem Augenblicke. Ärgerlich über sein beharrliches Schweigen, verfolgte ihn Poros Gattin mit ihren Vorwürfen einerseits immer eifriger. Andrerseits drang sich ihm nun auch die Besorgnis, Poro selbst, den er im Hause und in seiner Nähe wähnte, möge sie hören, so drohend auf, daß er lieber mitten im Gewühl des gräßlichsten Kampfes als in dieser Not hätte sein mögen. Entschlossen, das Bett zu verlassen, erhob er sich, um fortzugehen; seine Absicht wahrnehmend, umfaßte sie aber mit beiden Armen seinen Körper und hielt ihn fest an sich gedrückt, indem sie sprach: »Du hast gewiß wieder einmal einer anderen dein Verlangen zugewendet, weil du mich verschmähst und nicht bei mir bleiben willst. Ich weiß nicht, woher dir wieder die Grillen gekommen sind.«
    Der brave Mantuaner war am Ende weder leblos geschaffen noch aus Gips oder Marmor zusammengefügt. Wie er sich also mit so liebender Gewalt zurückgehalten fühlte und, bei einem dennoch wiederholten Versuche, sich der Umarmung des Weibes zu entwinden, wie es nicht anders sein konnte, mit ihrem Busen und mit andern Teilen ihres glühenden zarten Körpers in die nächste Berührung kam, so entschwand ihm zu gleicher Zeit der Wille wie die Kraft des Widerstandes, und er ergab sich, unwiderstehlich zu jeder Kühnheit hingerissen, ohne ein Wort zu sprechen oder gesprochen zu haben, dem Genusse, zu dem sie ihn in aller Keuschheit und Ehrbarkeit selbst zu veranlassen schien.
    Kaum hatte sich Ercole auf diese Weise einer so gewaltigen Verlegenheit enthoben, als ihm eine weit ernstere andrer Art bereitet ward. Es hatte nämlich dem eifersüchtigen Ehemann und seinem Magagna geschienen, daß die rechte Stunde nunmehr gekommen sei. Sie drangen in das Haus hinein, dessen Tür ihre Fahrlässigkeit nicht wieder hinter sich schloß, und geradesweges auf die Kammer zu, wo sie der Meinung waren, Ercole arglos und wehrlos schlafend anzutreffen. Da sie aber in dieser allzu gewissen Voraussetzung sogar der anfänglich unter sich verabredeten Vorsicht ermangelten, bis zu vollbrachter Tat sich still und geräuschlos zu verhalten, so vernahm der keineswegs dem Schlaf ergebene Ercole den heranbrechenden Lärm, sprang, in der allerdings richtigen Voraussetzung, die Feinde auf dem Halse zu haben, mit gleichen Füßen aus dem Bette, ergriff mit der rechten Hand sein gutes Schwert, mit der linken einen runden Schild, den er vorher zufälligerweise an das Bett gelehnt hatte stehen sehen, und stellte sich, ohne weitere Zeit zu haben, sich den übrigen Körper zu wappnen, an den von Magagnas Leuten schon aufgerissenen Eingang des Zimmers zur Verteidigung.
    Während er also, ein wahrer Herkules, den wütenden Angriffen der Bösewichter begegnete, die wie Drachen auf ihn losstürmten, geschah es, daß Renato von ungefähr diesen Abend, wie er häufig zu tun pflegte, in dem Hause seiner Verwandten war, um das Tun und Lassen des Ferraresers in der Nähe zu beobachten, nach dessen Blute er dürstete, weil Poro den Anlaß zu ihrem gegenseitigen Hasse dadurch gegeben

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