Italienische Novellen, Band 3
mich durch dein langes Zaudern und Trödeln fast um alle Geduld brachtest und ich wie auf glühenden Kohlen stand, indem ich dich erwartete wie eine warme Semmel, damit du mir aufmachen solltest, kroch mir zwischen die Füße eine Schlange, die so furchtbar groß und häßlich war, daß mir noch die Haut schaudert; stelle dir vor, sie war so groß wie der Aal, den du in den Schrank gesetzt hast. Da ich mich nun so in einer so bösen und gefährlichen Lage sah und vor Furcht zitterte, vor Angst bebte und vor Schreck klapperte, hob ich einen Stein auf, der ungefähr so groß war wie die Flasche unter dem Bette, warf ihn der Schlange an den Kopf und machte so einen Kuchen wie der dort zwischen den Kissen; wobei das Untier im Sterben mich anstierte wie der Gevatter da unter dem Tische, so daß mir vor Schreck und Entsetzen alles Blut erstarrt ist.«
Bei diesen Worten konnte Cola Jacovo sich nicht länger halten, denn diese Dosis dünkte ihm doch zu stark; er steckte daher den Kopf unter der Decke hervor, wie ein Hanswurst, der sich auf der Bühne zeigt, und sprach also zu dem Gevatter: »Wenn die Sachen so stehen, dann hört alles auf! Jetzt habe ich es dick, jetzt komm mir nicht wieder so, jetzt bleibe mir ja vom Leibe! Wenn du etwas zu fordern hast, so verklage mich; wenn ich dir ein Unrecht getan habe, so mache einen Prozeß anhängig; wenn du dich beleidigt glaubst, so vergelte mir Gleiches mit Gleichem; wenn ich dir zu nahe getreten bin, so mache es ebenso, und wenn du dich revanchieren willst, so blase mir den Hobel aus oder tue sonst noch was! – Was für ein Benehmen, welch eine Art und Weise ist denn das von dir? Es scheint wahrhaftig, du hast alle Scham vergessen und willst dir das Unsrige mit Gewalt aneignen; du hättest mit dem Finger zufrieden sein und nicht die ganze Hand nehmen sollen; denn jetzt sieht es wirklich schon aus, als ob du uns durch dein unausstehliches Betragen aus dem Hause jagen wolltest! Freilich sagt man: ›Schamlos tut, was er will,‹ aber auch: ›Wer selbst nicht klug ist, wird klug gemacht, und wenn es dir anMitteln dazu fehlt, so haben wir Knittel und Knüppel genug; kurzum, du weißt ja, daß man sagt: ›Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil‹, und ›Jeder Hahn bleibe auf seinem Mist‹; darum lasse uns ungeschoren! Denn wenn du etwa glaubst, von heute ab das alte Lied fortsetzen zu können, so läufst du dir deine Füße vergeblich ab; du bringst nichts zuwege, verlierst nur Hopfen und Malz und bist am Ende, wo du am Anfang gewesen bist; wenn du dir einbildest, immer so bei mir im Warmen zu sitzen wie bisher, so irrst du dich gar sehr: du hast deinen Teil dahin, mit dir ist es vorbei, und du mußt dir diese Gedanken schon vergehen lassen; wenn du denkst, mein Haus ist ein offenes Wirtshaus für deinen unersättlichen Hals, damit er so viel zechen und schlucken kann, als er will, so entschlage dich dieser Hoffnung, laß fahren diesen Irrtum: deine ganze Mühe ist verloren, es ist alles anders und keine Hoffnung mehr vorhanden; doch ist es deine eigene Schuld; du hattest einen Tölpel gefunden, den du wie eine Taube rupftest, hattest einen Esel angetroffen, dem du die Augen auswischtest, und lebtest mit einem Wort wie im Schlaraffenlande; jetzt aber geh deiner Wege: wir sind geschiedene Leute, dieses Haus ist für dich nicht mehr vorhanden, wir haben nichts mehr miteinander zu schaffen; denn du bist ein Schmarotzer, ein Brotvernichter, ein Tafeldieb, ein Küchenleerer, ein Topfausräumer, ein Tellerlecker, ein Nimmersatt, ein Kloak, der du eine wahre Freßsucht, einen wahren Heißhunger, einen Wolf und einen bodenlosen Abgrund im Leibe hast, der du einen Esel verschlucken, ein Schiff verschlingen und einen Bären verputzen könntest, den heiligen Gral nicht verschonen würdest, dem weder Tiber noch Po genügen und der sich selbst auffressen möchte; gehe nur dem nach, was dir zukommt, gehe Kloaken ausräumen, Lumpen auf den Kehrichthaufen aufklauben, Nägel in den Rinnsteinen suchen, Wachs bei Begräbnissen aufsammeln und Abtritte ausfegen; meinem Hause aber komme ja nicht wieder nahe: denn jeder hat seine eigenen Leiden, jeder hat mit sich selbst zu schaffen, und jeder weiß am besten, wo ihn sein Schuh drückt. Auch brauchen wir deine lahmen Witze, deine hinkenden Geschichtchen, deine abgedroschenen Späße gar nicht länger und wollen durchaus nichts mehr von dir wissen; darum mußt du nun schon einmal diesen Bissen fahren lassen. Du lockerer Vogel, du Tagedieb, du
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