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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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aus, was sie mit angehört und mit angesehen hatten. Der einzige Magagna versuchte zwar auf seine gewohnten Sprünge zu kommen und hätte gar zu gern seine Niederträchtigkeit bemäntelt oder verheimlicht. Er verwickelte sich aber so tief in seine eignen Reden und lud so großen Verdacht auf sich, daß er sich auf der Folter gezwungen sah, nicht nur das Böse, was er bei dieser Gelegenheit begangen hatte, sondern auch das volle Maß seiner frühern Schuld zu bekennen. Er erhielt dafür an dem Galgen den verdienten Lohn; die beiden Begleiter Renatos wurden auf die Galeeren geschickt und die Bergamasker Jünglinge verbannt.
    Giacomo Malatesta ließ, nachdem er am Ende des furchtbaren Kampfes mit seinen Leuten allein in dem Hause lebendig geblieben war, den in seinem eignen wie in der Feinde Blut gebadeten Ercole zurück nach seiner Wohnung bringen, und weit und breit die geschicktesten Ärzte zu seiner Heilung entbieten, die der gnadenvolle Wille des die Unschuldigen immerdar beschützenden Gottes durch die angewendeten wirksamen Arzneien, vor allem jedoch durch die seltene Geschicklichkeit eines Wundarztes mit der Rettung seines Lebens und mit der völligen Wiederherstellung seiner Gesundheit vollendete.
    Hiergegen wütete zwar die in ihrem Gemüt immerdar ehrbare und keusche Witwe Poros, Ersliia genannt, nach dem schmählichen Ende ihres Gatten und nach der Kenntnis dessen, was ihr unverschuldeter Irrtum in jener Nacht zwischen ihr und Ercole herbeigeführt hatte, nicht mit ihren eigenen Händen gegen sich, um nach einer vollbrachten eitlen und grausamen Tat eine Lucrezia gewesen zu sein; sie empfand aber wohl so großes Leidwesen darüber, als sich nur irgend sagen läßt. War auch ihr eigenes Gewissen rein und unbefleckt, so fand sie doch um des Geschehenen willen, das sie nimmermehr hatte vorausahnen können, keine Ruhe in ihrer Brust, weil sie sich gegen die stets über alles heilig gehaltene Reinheit ihrer Ehre allzu schwer versündigt zu haben und sich nicht zugestehen zu dürfen meinte, daß doch alle Schuld nur auf dem Ungeschicke und auf der Verblendung ihres sinnlosen Gatten lag. Nachdem sie zuletzt in vielen Unterredungen und Zusammenkünften mit Ercole seinen großen Wert anzuerkennen sich gedrungen fühlte, und nachdem sie reifliche und klügliebe Überlegung deshalb mit sich gepflogen hatte, ergab sie sich in die unabweisliche Notwendigkeit und willigte darein, durch die besondere Vermittlung Giacomos, der seinem Freunde und dessen Wohlfahrt mit ganzer Seele ergeben und förderlich war, Ercoles Gattin zu werden.
    Ercole hatte Ersilias große Schönheit und große Ehrbarkeit vordem erkannt und fühlte sich in ihrem Besitze hochbeglückt. Sie selber brachte ihm eine Mitgift von vielen tausend Scudi ein und lebte ungleich zufriedener in ihrer zweiten Ehe mit Ercole, als in der mit ihrem ersten, rohen und eifersüchtigen Mann.
    Nach nicht allzulanger Zeit bewirkte Giacomos Einfluß in Mantua die Begnadigung seines Freundes, und Ercole kehrte mit seiner geliebten Gattin in sein Vaterland und in den völligen Genuß seines väterlichen Erbes zurück, und er lebte bis an seinen Tod in ungestörtem Glück und in dauernder Zufriedenheit.

Giambattista Basile
1575 – 1632

Der lästige Gevatter
    Es lebte einmal zu Pomegliano ein gewisser Cola Jacovo, der Mann der Masella Cernecchia von Resina, ein von Krankheit geplagter, aber steinreicher Mann, der selbst nicht wußte, was er besaß, so daß er die Schweine frei herumlaufen ließ und es ihm niemals an Stroh mangelte. Obwohl er nun aber weder Kind noch Kegel hatte und das Geld mit Scheffeln maß, war er doch so knickerig, daß, man mochte ihn drehen, wie man wollte, man ihm dennoch nie auch nur einen roten Heller aus der Tasche lockte; dabei führte er nicht minder für seine eigene Person ein so kärgliches Leben, daß er aussah wie ein abgemagerter Hund, und alles dies, um nur ja recht viel beiseite zu legen und zu sparen. Es kam jedoch jedesmal, wenn er sich zu Tisch setzte, zu seinem großen Ärger und Verdruß, ein vertrackter Gevatter zu ihm ins Haus, der ihm keinen Schritt vom Leibe ging und der, als wenn er die Glocke im Leibe und die Uhr in den Zähnen hätte, sich immer gerade zur Eßzeit einstellte, zu schwatzen begann und mit grenzenloser Unverschämtheit sich wie eine Klette an ihn hing, dergestalt, daß er ihn auf keine Weise loswerden konnte; und so lange zählte er ihnen die Bissen in den Mund, tischte so lange Spaße und Schnurren auf, bis man

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