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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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hervorleuchten sah, sprach er bei sich selbst, indem er sie immer wieder von neuem anschaute und sie mit den Augen fast verschlang: »Wenn ich nicht ganz blind bin, so ist das ein Frauenzimmer; die Zartheit ihres Angesichts zeigt es, ihre Sprache bestätigt es, ihr Gang bekräftigt es, mein Herz sagt es, und Amor verrät es: es ist ein Frauenzimmer ohne Zweifel; und sie wird wohl hierher gekommen sein, um durch diese List in ihrer Männertracht meinem Herzen einen Hinterhalt zu legen.« Indem er sich nun ganz diesem Gedanken ergab, versank er in eine solche Traurigkeit, daß das Fieber noch viel mehr zunahm und die Ärzte ihn in einem sehr gefährlichen Zustande fanden, so daß die Mutter, welche ihn von ganzer Seele liebte, zu ihm sprach: »Mein lieber Sohn, du Licht meiner Augen, Stab und Krücke meines Alters, was soll das bedeuten, daß du, statt an Kraft zuzunehmen, an Gesundheit abnimmst und, statt vorwärts zu kommen, immer rückwärts gehst? Ist es möglich, daß du deine Mutter so betrüben willst, ihr nicht die Ursache deiner Krankheit zu sagen, damit sie sie entfernen könne? Sprich doch, mein Juwel, verheimliche mir nichts, öffne mir dein Herz, wirf ab deine Bürde und sage mir frei heraus, was du willst und wünschest: für das übrige laß mich sorgen; denn ich werde alles tun, was du verlangst.«
    Durch diese Worte ermutigt, fing Narduccio an, ihr seine Leidenschaft zu entdecken und ihr zu sagen, wie er sich davon überzeugt hielte, daß der Sohn Ambrosios ein Mädchen sei, und daß, wenn er sie nicht zur Frau bekäme, er beschlossen hätte, dem Lauf seines Lebens ein Ende zu machen.
    »Nur sachte«, erwiderte die Mutter, »um deinem Wunsche willfahren zu können, wollen wir erst untersuchen, ob sie ein Frauenzimmer oder eine Mannsperson, ob das Feld flach oder hügelig ist. Ich will mit ihr in den Stall gehen und sie eines der wildesten Pferde von denen, die wir haben, besteigen lassen; denn wenn sie ein Frauenzimmer ist, so fehlt ihr, wie allen Frauen, der Mut, und sie wird nicht daran wollen, so daß wir dann gleich wissen, woran wir sind.«
    Dieser Einfall gefiel dem Sohne; die Mutter stieg mit Belluccia in den Stall hinunter und ließ ihr ein unbändiges junges Roß geben, welches jedoch Belluccia sogleich sattelte, mit einem wahren Löwenmut bestieg und anfing, einen Paß zu reiten zum Verwundern, einen Galopp zum Erstaunen, Volten zu machen zum Entzücken, Pirouetten, um außer sich zu geraten, Courbetten, um Maul und Ohren aufzusperren, und Kapriolen, die mehr jener als dieser Welt angehörten; weswegen die Mutter zu Narduccio sagte: »Laß deine närrische Grille fahren, mein Sohn: denn du siehst, daß dieser Bursche fester ist im Sattel als der älteste Kavallerist von der Welt.«
    Trotzdem beharrte Narduccio bei seinem Sinn und sagte aufs neue, daß es durchaus ein Frauenzimmer wäre und selbst Skanderbeg ihm nicht diesen Glauben rauben würde.
    Um ihm nun diesen Wahn zu benehmen, begann die Mutter wieder: »Nur nicht so hitzig, mein Sohn: wir wollen noch eine Probe machen und sehen, woran wir sind.« Darauf ließ sie eine Muskete holen, hieß Bellucia herbeirufen und sagte zu ihr, sie solle sie laden und abfeuern. Diese ergriff sogleich das Gewehr, schüttete Schießpulver in den Lauf und damit Brechpulver dem Narduccio in den Leib, legte die Lunte an das Schloß und Feuer an das Herz des Kranken, und indem jene sich entlud, beschwerte sich das Herz des Ärmsten mit Liebessehnsucht.
    Als die Mutter die Fertigkeit, Gewandheit und Geschicklichkeit sah, mit welcher der Bursche die Muskete abfeuerte, sprach sie zu Narduccio: »Was du denkst, ist eitel Torheit; denn ein Frauenzimmer kann das nicht alles tun, was der tut.« Narduccio aber beruhigte sich jedoch nicht dabei, sondern stritt immerfort und würde sein Leben gewettet haben, daß diese schöne Rose keinen Stachel hatte; daher er wiederum zur Mutter sprach: »Glaub« mir nur, liebe Mutter, wenn dieser schöne Baum der Liebesanmut mir Krankem nur eine einzige Feige geben wollte, so würde ich Kranker dem Arzte die Feige weisen; darum müssen wir in jedem Falle suchen, Gewißheit zu erlangen; wenn nicht, so ist es mit mir vorbei; denn ich ruhe entweder in ihrem Schoße oder in dem der Erde.«
    Da die arme Mutter sah, daß er hartnäckiger war als je, durchaus auf seinem Sinn beharrte und immer wieder auf den besagten Hammel zurückkam, so sprach sie zu ihm: »Um dir noch genauere Überzeugung zu verschaffen, so gehe mit ihm baden, und

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