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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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dann wirst du sehen, ob Berg oder Tal, ob ein freier Platz oder eine Sackgasse, ob ein Circus Maximus oder eine Trajanssäule vorhanden ist.«
    »Richtig«, rief Narduccio aus, »das ist das rechte, und jetzt hast du den Nagel auf den Kopf getroffen: heut muß es sich endlich zeigen, ob es Bratspieß oder Pfanne, Wirkholz oder Sieb, Spritze oder Trichter ist.«
    Belluccia jedoch, welche den Anschlag witterte, ließ rasch einen Knecht ihres Vaters zu sich kommen, der gar schlau und pfiffig war, und wies ihn an, daß, wenn er sie am Meeresufer im Begriff sähe, sich auszukleiden, er ihr die Nachricht bringen solle, daß ihr Vater nahe daran wäre zu himmeln und sie noch einmal sehen wolle, ehe der Kreisel des Lebens Stillstand mache. Als dieser nun, genau aufpassend, wahrnahm, daß Narduccio und Belluccia sich bereits am Meere befanden und schon anfingen, sich auszukleiden, tat er, wie ihm geheißen war, und führte seinen Auftrag aufs beste aus, so daß Belluccia nach Anhörung der ihr gebrachten Nachricht sich von Narduccio verabschiedete und den Weg nach Resina einschlug.
    Narduccio aber kehrte mit gesenktem Kopf, verdrehten Augen, erblaßtem Angesicht und bleichen Lippen zur Mutter zurück und erzählte ihr, wie schief die Sache gegangen wäre, und daß er wegen des Querstrichs, der ihm gemacht wurde, nicht hätte den letzten Versuch machen können.
    »Nur nicht verzweifelt«, versetzte die Mutter, »Geduld überwindet alles. Drum geh also ohne weiteres in das Haus Ambrosios und rufe seinen Sohn, und an dem schnellen oder langsamen Herunterkommen wirst du dann sehen können, woran du bist, und ob man dir eine Nase drehen will oder nicht.«
    Bei diesen Worten färbten sich die erbleichten Backen Narduccios wieder, und als am folgenden Morgen die Sonne ihre Strahlen ergriff und die Sterne verjagte, begab er sich geraden Wegs nach dem Hause Ambrosios, ließ diesen herausrufen und ersuchte ihn, ihm doch seinen Sohn herunterzuschicken, da dieser ihm unter den Händen entwischt sei, er gleichwohl etwas Wichtiges mit ihm zu sprechen habe.
    Ambrosio nun bat ihn ein wenig zu warten, er würde ihm bald seinen Sohn senden, worauf Belluccia, um nicht in flagranti ertappt zu werden, sich schnell Rock und Mieder aus- und die Hosen anzog; indem sie dann aber über Hals und Kopf hinuntereilte, vergaß sie, daß sie noch die Ohrringe in den Ohren hatte, so daß Narduccio, wie man an den Ohren des Esels das schlechte Wetter erkennt, an denen Belluccias ein Zeichen desjenigen heitern Wetters erkannte, wonach er sich so sehr sehnte, und sie packend wie ein Bullenbeißer, zu ihr sprach: »Du sollst mein Weib sein, zum Trotz des Neides, zum Tort des Schicksals und sogar zum Hohn des Todes.«
    Als Ambrosio die redlichen Absichten Narduccios sah, sagte er zu ihm: »Wenn nur dein Vater zufrieden damit ist und mit einer Hand zufaßt, so greife ich mit hundert zu«; worauf alle miteinander sich nach dem Hause Biasillos begaben, der ebenso wie seine Frau, voll Freude darüber, ihren Sohn frisch und gesund wiederzusehen, die Schwiegertochter mit unsäglicher Herzlichkeit empfing, und da sie nun von Ambrosio wissen wollten, wie er denn auf den Einfall gekommen wäre, seine Tochter in Mannskleider zu stecken, und hörten, er hätte es getan, um nicht zu entdecken, daß er so ein Pinsel gewesen wäre, sieben Mädchen zu zeugen, sprach Biasillo: »Da der Himmel mir so viel Söhne und dir so viel Töchter geschenkt hat, so wollen wir auch sieben Fliegen mit einem Schlage totmachen; drum bringe sie nur sämtlich her zu mir: ich will sie alle meinen Söhnen zu Weibern geben; denn ich habe, Gott sei Dank, so viel Gräten, als diese Fische brauchen.«
    Kaum hatte Ambrosio diese Rede vernommen, so holte er wie im Fluge alle seine andern Töchter herbei, worauf in dem Hause Biasillos die siebenfache Hochzeit mit großen Festlichkeiten gefeiert wurde, so daß die Musik und das Jauchzen bis zum siebenten Himmel emporscholl, und indem sie nun alle auf diese Weise froh und fröhlich waren, sah man ganz deutlich die Wahrheit des Sprichworts: »Gottes Treu' ist alle Tage neu.«

Giovanni Crocebianca

Ottavio und Florida
    Partenope, eine der Hauptstädte Italiens, erfreut sich eines Himmels, der, weil er sich immerdar gnädig zeigt, die Stadt nie durch Übermaß quält, weder in Kälte des Winters, noch in Hitze des Sommers. Freundlich öffnet sie ihren Busen dem Tyrrhenischen Meere, welches nicht undankbar ihr Vorteile bietet und sie mit Freuden bereichert.

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