Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
Vom Netzwerk:
andern bestimmt hatten. Er tat übrigens nicht, als merke er den Umgang seines Sohnes, um nicht eine strenge Miene gegen ihn annehmen zu müssen, und befahl ihm, nur alles Nötige vorzubereiten, um sich zu Beendigung seiner bereits begonnenen Studien nach Bologna zu verfügen, wobei der Vater hoffte, Pallas mit ihren Künsten werde dort den Knoten lösen, den Venus in Partenope geschürzt hatte. Dieser Beschluß seines Vaters war für Ottavio ein tödlicher Schlag; der Abschied war ihm wie ein Übergang vom Leben zum Tode. Er grämte sich, seufzte, klagte, verwünschte das Geschick, die Wissenschaften und den Willen des Vaters. Er fand tausend Entschuldigungen, um den Abschied zu verzögern; aber es half ihm nichts: denn er mußte gehorchen. Florida war bei der Nachricht von der bittern Trennung bestürzt; dann über überließ sie sich den Gefühlen des Schmerzes, wie sie die leichte Erregbarkeit eines Weibes und die Torheit einer Verliebten nur immer haben kann. Gar zu gern wäre sie ihm gefolgt, hätte sie nicht gefürchtet, ihn zugrunde zu richten, indem sie sich selbst in ihrem Ruf und ihrer Ehre gefährde. Sie blieb also zurück, ganz abgestorben gleich der Sonnenblume, wenn sie am Abend sich von den Strahlen der Sonne trennen muß.
    Ottavio nahm Abschied und zog kummervoll weiter, oftmals mit Tränen den Boden badend, den sein Fuß betrat. Als er in Bologna angelangt war, hatte er in dem süßen Frieden der Wissenschaften den grausamsten Krieg mit seiner Neigung zu führen; er schwur also, der Satz sei falsch, daß die Ferne die Liebesleiden heile. Seine eigenen Gedanken wurden seine Henker und marterten ihn beständig mit der Erinnerung an das so sehr ersehnte teure Glück. Die Vorlesungen und die gelehrten Zusammenkünfte, die den Wackeren so erwünscht sind, schienen ihm, der vom Schmerz bedrückt mit seinem Gemüt in Todesnöten lag, Leichengesänge, und die Universität kam ihm in der Tat vor wie das Grab des Lebens. Der Nektar der Weisheit sättigte ihn nicht, da an Zügellosigkeit leidende Seelen bei der Aneignung von allem Guten zu leiden pflegen. Er blieb also in Bologna, besuchte den Unterricht nur zum Schein, hörte aber in der Tat die Lehrer so wenig wie eine Schlange und zog Nutzen von ihnen wie ein Klotz. Er war Student nur dem Namen nach, unter den Fleißigen ohne Eifer, bei den Übungen müßig und so verzweifelt, daß er gerade da das Leben verlor, wo sich andere die Unsterblichkeit erwerben, bei dem Ruhm der Wissenschaften.
    Bei all diesem Kummer ward Ottavio endlich durch das Glück getröstet, das die in einen Goldregen verwandelte Freigebigkeit seines Vaters ihm mittels einiger Kaufleute in den Schoß fallen ließ. Reich mit Geld versehen, flog er nun nach Partenope, um Florida zu besuchen, die süße Ursache seiner bittern Qualen. Er kam unbekannt an, und ohne beim Vater abzusteigen, veranstaltete er, daß sie seine Ankunft gewahr wurde, und im freundlichen Dunkel der Nacht begab er sich an ein Fensterchen ihres Hauses, um ihr dort seine Verehrung darzubringen. Es ist überflüssig zu erzählen, welche Worte der Höflichkeit sie wechselten und wie viele Tränen sie aus Rührung vergossen, da jeder weiß, welche Regungen ein unvorhergesehener Zufall in zwei einander zärtlich liebenden Herzen weckt, die lange vom Verlangen, sich wiederzusehen, geplagt worden sind. Aber diese Freuden dauerten nur wenige Nächte; denn Ottavio wollte das Glück nicht allzusehr auf die Probe stellen, da er schon erfahren hatte, daß Fortunas Rad sich schnell umdreht im Glücke, langsam im Unglück. Er entfernte sich also und nahm wegen der neuen Trennung neue Schmerzen mit. Kaum war er in Bologna angelangt und hatte für das Notwendige gesorgt, daß der Handel nicht entdeckt würde, so begab er sich von neuem auf den Weg nach Partenope. So lebte er ein ganzes Jahr lang immer abwechselnd unter Reisen und Ausruhen, Freude und Qual.
    Kaum war das Jahr zu Ende, so verfiel Ottavio, während er in Bologna war, in ein Fieber, das zwar nicht gefährlich, aber von langer Dauer war und ihm großen Kummer im Herzen bereitete, da es ihn in seinen Reisen störte. Unterdessen brachte Horatio, Floridas Vater, ihre Vermählung in Richtigkeit mit Don Fernando, Markgrafen von Tuedos, der ihr schon zugedacht war, als sie noch in den Windeln lag. Es war ein Aragoner, er stammte von herzoglichem Geblüte, besaß wenig Vermögen, aber um so mehr Verwandte und Ansprüche die Fülle. Man vermutete bei ihm größere Reichtümer als er

Weitere Kostenlose Bücher