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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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will, so wird am Ende deines Lebens deine Seele wie jenes erste Kind entfliehen, das der milchweißen Quelle da entstiegen ist. Brichst du hingegen,‹ fügte er hinzu, ›mein und Gottes Gebot, so wirst du und deine Mutter zugleich mit dir, wie das andre, der zweiten Quelle entstiegene Kind, in die Tiefen der Hölle zu ewiger Verdammnis und Strafe gebannt.‹ Zwischen Furcht und Hoffnung, Schmerz und Freude schwebend, erwiderte ich: ›Gebiete mir, du Diener Gottes, was ich zu tun habe, um dir und meinem Schöpfer wohlzugefallen!‹ Er sagte: ›Es gefällt Gott, daß du Alessandro Torelli zu deinem Gatten nimmst, der er rechtmäßigerweise ist, weiter an keine andre Verlobung denkst und überdies dem ersten Priester, der dir vor Augen kommt, dreihundert Lire gibst, die er, um Gottes Barmherzigkeit willen, einem armen Mädchen zu ihrer Ausstattung schenken soll!‹ Kaum hatte er dies gesprochen, so schwanden Wiese, Quellen, der heilige Eremit sowie der ganze Traum plötzlich vor meinen Augen, und ich wachte auf.« – Sie schwieg.
    Bruder Zaccaria, der fast eine halbe Stunde mit gespannter Aufmerksamkeit und Teilnahme zugehört hatte und Wort für Wort Glauben beimaß, da er nicht im entferntesten dachte, es habe ein so zartes Kind so schlauen Anschlag selbst erfunden oder ausgeführt, überlegte und erwog den Traum, in Staunen versenkt, mit ängstlicher Genauigkeit und wandte sich zu Frau Laldominen, die sich bekreuzigt und gesegnet hatte und eben auf die Tochter losschelten wollte, mit dem Ersuchen, aus Gunst für ihn still zu sein. Er ließ Lisabetten umständlich erzählen, was zwischen ihr und Alessandro vorgefallen war. Unterrichtet, wie sie von neuem sich mit Bindo versprechen und mit Hilfe des Papstes die erste wahre Verlobung rückgängig machen solle, meinte er, der Herr Gott habe dem Mädchen aus diesem Grunde solchen Traum verliehen. Er fing also Frau Laldominen zu trösten und zu besänftigen an, hielt ihr eine schöne Predigt über den Ehestand und schloß mit der Erklärung, daß auf keine Weise die Verlobung mit Alessandro ungeschehen gemacht werden dürfe, weil er in Wahrheit von Gott zu Lisabettens Gatten ausersehen worden sei. »Was Gott verbunden hat,« sagte er, »soll und kann der Mensch nicht trennen, denn die Bande der Ehe sind stärker und unauflöslicher, als der Mensch gemeiniglich denkt.« Zu dem Traume zurückkehrend, legte er ihn Punkt für Punkt aus, indem er behauptete, von jenen zwei Quellen stelle die weiße den Stand der Unschuld und Gnade, die schwarze den der Bosheit und Sünde vor. Wie sie nun beide, vollbrächten sie den Willen Gottes nicht, am Ende ihres Lebens in den Pfuhl der Hölle versinken würden, stellte er ihnen so augenfällig dar, daß Frau Laldomine vor Entsetzen schon glaubte, in des Teufels Händen zu sein. Der gute Pater, eingedenk, wie das Almosen der dreihundert Lire zunichte sei, wenn Lisabetta ihren Alessandro nicht erhalte, half der an sich schon vernünftigen Sache, so viel bei ihm stand, nach und schilderte den Jüngling, der Wahrheit getreu, als so fleißig, gelehrt, gesittet und gut, daß er Frau Laldominen überredete, ihm ihre Tochter zu gönnen. »Denn«, hatte er ihr gesagt, »die Tugend ist der einzige wahre Reichtum auf dieser Welt. Eure Tochter ist so schon reich und bedarf keines reichen Ehemannes, wohl aber eines rechtschaflfenen, der ihr Vermögen zu bewahren und zu mehren versteht und freigebig ist, wenn sich die Gelegenheit darbietet und es die Not erheischt. Ihr findet in ganz Florenz keinen Menschen, der geeigneter als Alessandro zu diesem Zweck ist, und so ist es nicht minder gerecht als klug, wenn Ihr vielmehr diesen Sohn nehmt oder behaltet.«
    Nachdem also Furcht vor angedrohter Verdammnis und gute Worte sich gleich wirksam auf Laldominens Sinnesänderung bewährt hatten, blieb ihr das einzige Bedenken, Messer Geri zu verabschieden, durch den schon nach Rom geschrieben, mit dem Vikar gesprochen und der Magistrat der Stadt aufsässig gemacht worden sei. Sie wandte bescheidentlich dem Bruder Zaccaria ein: »Ihr habt mich, werter Mann, durch Auslegung des Traumes wie durch Gründe der Vernunft so zu überreden gewußt und mich mit der Hand daraufgewiesen, wie meine Seele, die mir wichtiger als alles ist, und die Seele meiner Tochter in die Hölle kommen würden, daß ich wohl zufrieden wäre, was Ihr wollt, zu tun, wüßte ich nur Messer Geri zu beseitigen, der doch nicht gar zu sehr beleidigt werden darf.«
    Bruder Zaccaria gab ihr darauf

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