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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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zu verstehen: »Madonna, wo es die Liebe zu Gott und der Seele Heil gilt, muß man weder Bedenken tragen noch Rücksichten nehmen. Ich unterziehe mich, ist es Euch eben recht, der Sache gern und will zu Messer Geri gehen; ich weiß, ich stelle ihn zufrieden und erhalte ihn Euch freundlich gesinnt.«
    »Ihr würdet mir eine große Wohltat erzeigen«, entgegnete die Frau; »ich bitte Euch, es zu tun, und wünsche überdies, die ganze Heiratsangelegenheit möge durch Eure Hände gehen, damit Ihr der erste seid, der Alessandro meine Einwilligung überbringt.«
    Lisabetta wußte sich vor Freude über diese allmählichen Reden gar nicht zu lassen und sagte: »Es ist aber nötig, daß vor allen Dingen der geistliche Vater dreihundert Lire empfängt, um ein gutes Werk durch die Verheiratung eines jungen Mädchens zu stiften.«
    »Du hast wohlgesprochen, Kind«, nahm der Bruder das Wort auf, »man tut auf Erden nichts Gott Wohlgefälligeres, als wenn man Werke der Barmherzigkeit ausübt. Ihr müßt wissen, daß eine Muhme von mir eine gutgezogene, gesittete Tochter hat, die schon seit zwei Jahren einen Mann haben möchte und nur noch wartet, weil es ihr an der Ausstattung fehlt. Ihr Vater ist ein Weber, der außer seiner Frau noch mehr Kinder ernähren muß und kaum die Trauung bezahlen kann. Darum wird Euer Werk ein recht christliches bei den Leuten sein.«
    Frau Laldomine stellte dem Bruder einen Zettel über dreihundert Lire an die Bank der Peruzzi aus und ersuchte ihn, sobald er sie abgeholt habe, aus Gefälligkeit für sie den Gang zu Messer Geri zu tun. Zaccaria ging vergnügt davon und ließ auch die Frauen, besonders Lisabetten, zufriedengestellt, trug das Geld nach Hause, womit er zu gelegener Zeit seine Nichte verheiratete, und machte sich, als es an der Zeit war, zu Messer Geri auf den Weg, der aus Ehrfurcht vor ihm und aus Vertrauen in seine Vorstellungen Vernunft annahm. Der Bruder dankte ihm bestens und kehrte zu den ihn erwartenden Frauen zurück, die er seine Erfolge wissen ließ.
    Alessandro, gerade beim Mittagessen zu Hause, ward herbeigeholt und mußte sich zu den Frauen und dem Bruder setzen, der ihm zu seiner höchsten Freude alles Vorgefallene in einem schönen Sermon ankündete und ihm schließlich sagte: es werde diesen Abend, bei einem stattlichen Feste, in Gegenwart von Verwandten und Freunden seine Trauung mit Lisabetten vor sich gehen. Sie begaben sich insgesamt zu Tische, wobei sie sich über alle Dinge genugsam verständigten, und am Abend ward eine prunkvolle Hochzeit angestellt, da Alessandro denn öffentlich vor den Gästen als Lisabettens Mann mit ihr die Ringe wechselte. –
    Die näheren Umstände dieser Heirat wurden in Florenz bekannt, gefielen jedermann, und Mutter wie Tochter ernteten Lob ein. Alessandro zog aus dem ärmlichen Häuschen in den Palast seiner Frau, nahm von ihren Reichtümern Besitz, vernachlässigte aber nichtsdestoweniger nicht seine Studien. Er gedieh an Reichtum, Kenntnis und Tugenden und ward als Bürger so geehrt, daß der Staat in wichtigen Fällen auswärts und im Innern öfter seine Dienste ansprach. Gesegnet mit Würden und Kindern lebte er zur Freude und höchlichen Zufriedenheit Frau Laldominens lange Zeit. Und also besiegte ein verliebtes Mädchen durch Klugheit Mißgeschick, verschaffte sich und ihrem Gatten Freuden und dauerhaftes Wohlergehen, ihrem Vaterlande aber Heil und Ruhm.

Antonio Francesco Grazzini
Der Mützenmacher und der Zauberer
    Scheggia und Pilucca waren einst, wie ihr wohl schon vernommen habt, verschmitzte und lustige Kumpane aus der guten alten Zeit und verständige Meister ihres Handwerks, der eine Goldschmied und der andere Bildhauer. Obgleich sie eher arm waren, so waren sie doch aufrichtige Feinde von Mühen und Plagen, ließen es sich so wohl als möglich sein und lebten, ohne sich um irgend etwas Sorge zu machen, fröhlich in den Tag hinein. Zufällig standen sie in freundschaftlichem Verkehr mit einem Mützenmacher Hans Simon, einem Mann von grobem Verstand, der aber recht wohlhabend war und damals seinen Laden am Eck der Pecori hatte. In einem kleinen Lagerraum desselben versammelte man sich, und zwar hauptsächlich im Winter. Scheggia und Pilucca kamen oft dorthin, um sich die Zeit zu vertreiben, manchmal nur Tricktrack oder auch Karten zu spielen, wobei man häufig neben der Unterhaltung manchen Fiasco trank. Da Scheggia ein guter Erzähler war und sehr schöne Geschichten zu erfinden wußte, so sprach er oft von Geistern und

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