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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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strahlte tausendmal heller als die Sonne; ich mußte geblendet sie zu Boden schlagen und hielt sie geraume Weile zu. Als ich sie wieder öffnete und um mich sah, gewahrte ich, daß ich an dem überirdischen Glanz erblindet war, hörte aber von der Stimme des Jünglings, die wie der furchtbarste Donner erklang, ein noch nie vernommenes Wort, das vielleicht auch niemals auf der Welt ausgesprochen worden ist, worauf ich fühlte, abermals, ich weiß nicht von wem, getragen und, nachdem sie mich lange herumgedreht hatten, zur Erde niedergesetzt zu werden, auf eine grasreiche Wiese, so schien es mir. Ich vernahm alsbald eine menschliche Stimme, die zu mir sprach: ›Sei getrost, meine Tochter, und gedulde dich: du wirst das Gesicht wieder erhalten.‹ Beim Ton dieser süßen Worte wandte ich mich und wollte antworten, aber die Zunge sprach, was mein Herz fühlte, nicht aus; ich befand mich nicht allein blind, sondern auch stumm, und ich erwartete voll Angst und Kummer, was aus mir werden würde. Da ergriff ein lebendes Wesen meine rechte Hand und gebot: ›Strecke dich aus, so lang du bist!‹ Gehorsam tat ich es und berührte gleich mit der Stirne den frischen Wasserstrahl eines Quells. Der Unsichtbare führte mir die Hand ins Wasser und hieß mich, sie damit an die Augen zu halten und mein ganzes Gesicht mit dem heiligen Quell zu baden. Ich tat es, und, o Wunder! ich konnte wieder sehen. Wie ich den Blick umhergleiten ließ, ergriff mich ein wunderbares Staunen; mir war, als solle mir vor Wonne und Freudigkeit das Herz aus dem Busen springen, und ich sah einen heiligen Einsiedler vor mir stehen, von Ansehn schön und streng, das Gesicht blaß und hager, die Augen sanft und nachdenklich, den Bart dicht und lang auf die Brust herabhängend, das Haupthaar wie gelockte Silberfäden über beide Schultern wallend. Er trug ein langes, fein gesponnenes Gewand von der natürlichen Farbe der Wolle, in der Mitte mit zwei geschmeidigen Binsenseilen gegürtet, und auf dem Kopfe einen leichten Kranz von friedlichen Ölzweigen. Sein ganzer Anblick erregte Ehrfurcht und Vertrauen. Die Wiese, auf der ich saß, hatte weiches, dunkelgrünes Gras, das ins Braune spielte, überall bunt und tausendfarbig mit den lieblichsten Blumen durchmischt. Soweit mein heiteres Auge trug, vielleicht noch weiter hinaus, erstreckte sich die reizende Ebene, ohne von Bäumen oder Gesträuch unterbrochen zu sein. Der Himmel darüber leuchtete hell und klar, ohne Sterne, Mond oder Sonne. Der göttliche Greis ließ sich zu einem erhöhten Sitze an einem über und über mit grünem Efeu bewachsenen Felsen nieder, aus dem ein zweiter, nicht künstlich in Marmor oder Alabaster von Meisterhand gehauener, sondern von der Natur selbst gebildeter Springquell sprudelte. Das Becken des einen umkränzten frische, tauige Lilien, das des andern bleiche, blutgefärbte Violen; das Wasser des ersteren schien weich und milde wie Milch, das des anderen scharf und schwarz wie Tinte zu sein. Derweil ich aufmerksam all diese Gegenstände betrachtete, segnete mich der fromme Greis, und ich hatte die Sprache zurück, warf mich auf die Knie vor ihm nieder und bezeigte ihm in Demut und Ehrfurcht meine innige Dankbarkeit. Er unterbrach meine Worte und sagte: »Gib sorgsam auf das, was ich zu deiner Belehrung jetzt tun werde, acht!‹ Er nahm mit seiner Rechten einen kleinen Stein und warf ihn, zwischen den beiden Quellen sitzend, in die, welche gen Morgen lag; nicht sobald aber durchschnitt der Stein die weißliche Flut, als ihr ein weißes, lockiges Kind entstieg, mit Sternen und himmlischem Glanze umstrahlt, singend und lachend, gleichwie beflügelt sich durch die Lüfte zum Himmel emporschwingend, höher und höher, bis es meinen Augen entschwand. Der Alte ergriff mit der Linken einen anderen Stein und warf ihn nach Abend in den anderen Quell, aus dem, sowie der Stein in das trübe Wasser spritzte, gleich ein andres Kind sichtbar auftauchte, schwarzgelb und geschwollen über und über, mit sengenden Flammen umkreist, in denen es sich wie brennend krümmte und wand. Im nächsten Augenblick tat sich vor mir die Erde zu einer Tiefe auf, in die das Kind schreiend und kreischend hinabstürzte. Wie es verschlungen war, schloß die Öffnung sich wieder, und wie vorher grünte die Erde und blühte. Nunmehr rief der Mann Gottes mich, die ich halb sinnenlos über die geschauten Wunder dastand, unwissend, was sie bedeuteten, und sagte zu mir: ›Wofern du tust, meine Tochter, was ich dir sagen

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