Italienische Novellen, Band 3
aus der er Hoffnung schöpfen könne, sich mit seiner Geliebten vereinigt zu sehen.
»Ihr wißt wohl«, antwortete Scheggia, »daß er ein ehrbarer Mann ist und Euch etwas sehen lassen wird, worüber Ihr staunen werdet und das Euch von allem überzeugen wird. Aber, sagt mir, habt Ihr schon daran gedacht, auf welche Art und Weise Ihr Euch das erstemal mit ihr treffen wollt?«
»Noch nicht«, antwortete Hans Simon.
Da sagte Pilucca: »Es wäre gut, wenn er sie zum ersten Male so gegen Mitternacht ins Bett kommen ließe und sie Euch nackt zur Seite legte, und daß er sie dann derartig in Euch verliebt machte, daß sie keinen andern Gott mehr sieht und um Euer Tun sich so verzehre und auflöse, wie das Salz im Wasser, und er wird es dahin bringen, daß sie Euch mehr nachläuft als die Lämmer gesalznem Brote.«
»Du hast es erfaßt«, fügte Hans Simon hinzu, »man könnte es nicht besser ausdenken: genau so soll er es machen. Aber bevor ich das Geld aufzähle, will ich irgendeine Probe sehen, nicht weil ich euch und ihm nicht traue, sondern um nicht fahrlässig zu erscheinen, auch um zu zeigen, daß ich ein Mann bin und kein Schatten, und um in allen Angelegenheiten gesichert vorzugehen; darum wird mich der Zauberer nur um so höher schätzen.«
»Er kann nichts dagegen einwenden«, fuhr Scheggia fort, »so gut sprecht Ihr, und darum werden wir ihn übermorgen abend, das ist am Sonntag, in seinem Hause besuchen, wo er in der Gualfondastraße wohnt, und Ihr werdet Wunder sehen.«
Nachdem sie so noch über viele andere Dinge gesprochen hatten, kamen sie überein, sich Sonntagabend in der Kirche Santa Maria Novella einzufinden, verließen das Haus, und Hans Simon ging fröhlich in seinen Laden, während die beiden Kumpane Zoroaster aufsuchten. Das war ein Mann so zwischen sechsunddreißig und vierzig Jahren, groß und gutgewachsen, von olivenfarbner Haut, mit düsterm Antlitz und stechendem Blick und einem langen, schwarzen, zerzausten Bart, der fast bis auf die Brust ging, sehr seltsam und phantastisch. Er hatte Alchimie getrieben, er hatte sich mit dem Unsinn der Zauberkünste beschäftigt und tat es noch, er besaß Siegel, Schriftzeichen, Talismane, Amulette, Glasglocken, Destilliergläser und Öfchen verschiedener Art, um Kräuter, Erden, Metalle, Steine und Holz zu destillieren, Pergament aus der Haut ungeborner Tiere, Luchsaugen, Geifer eines tollen Hundes, Gräten vom Adlerrochen, Totenknochen, Galgenstricke, Dolche und Degen, die Menschen getötet hatten, den Schlüssel und das Messer Salomonis, Kräuter und Samen, die zu verschiedenen Mondzeiten und Sternstellungen gepflückt waren, und tausend andere Fabeln und Geschichten, um den Dummen angst zu machen. Er oblag der Astrologie, der Physiognomik, der Handlesekunst und hundert andern Possen, er glaubte sehr an die Hexen, aber vor allem war er hinter den Geistern her. Und bei alledem hatte er niemals etwas sehen oder tun können, was über die Ordnung der Natur hinausgegangen wäre, obwohl er tausend Blödsinn und Geschichten darüber erzählte und sich bemühte, sie die Leute glauben zu machen. Er hatte weder Vater noch Mutter und war ziemlich wohlhabend, und es behagte ihm die meiste Zeit allein zu Hause zu sein, da vor Furcht weder Magd noch Diener bei ihm bleiben wollten, was ihn innerlich außerordentlich erfreute; er hatte wenig Umgang, ging aus, wie es der Zufall ergab, mit verworrenem Bart, ohne sich zu kämmen, immer schmutzig und schmierig, und wurde so vom Volke für einen großen Philosophen und Nekromanten gehalten.
Scheggia und Pilucca waren seine nächsten Freunde, die auf zwei Unzen genau wußten, was er wog, und die sein Geschäft genau verstanden. Als sie ihn getroffen hatten, erzählten sie ihm, wie sie mit Hans Simon zusammengekommen waren, von den fünfundzwanzig Dukaten, die er vorauszahlen sollte, und daß er vorher eine Probe sehen wolle, um sich von dem Gelingen der Sache überzeugen zu können, und sagten ihm schließlich alles, was sie mit ihm abgemacht hatten. Nichtsdestoweniger war Zoroaster sehr schlau; nachdem sie viele Arten, ihm zuerst eine Probe zu geben und dann seine Liebesangelegenheit zu behandeln, gefunden und noch endlos darüber geredet, hatten sie sich geeinigt und festgesetzt, was sie nun veranstalten wollten. Zoroaster sagte ihnen, daß er sie Sonntagabend hier im Hause in allem vorbereitet erwarte. Sie gingen höchstvergnügt von dannen, weil sie viele Tage und Wochen auf Kosten Hans Simons würden verbringen
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