Italienische Novellen, Band 3
Zauberkünsten, was den Zuhörern nicht wenig Vergnügen machte und sie in Erstaunen versetzte.
Zu jener Zeit war dieser Hans Simon in eine Witwe, seine Nachbarin, verliebt, die über die Maßen schön war; doch war sie aus edlem Geschlecht, äußerst züchtig und mit Glücksgütern reichlich gesegnet, worüber er sehr mißvergnügt war, da er nicht wußte, wie er mit dieser seiner Liebe ans Ziel gelangen sollte. Weil er keinen andern Ausweg sah, dachte er, er werde nur durch Zauberkraft und nicht anders die ersehnte Frucht pflücken können. Er rief eines Tages den Scheggia, in den er großes Vertrauen hatte, erzählte und enthüllte ihm sein Begehren und verlangte dann von ihm Rat und Beistand, nachdem er ihn hatte vorher schwören lassen, Stillschweigen darüber zu bewahren. Scheggia sagte ihm, daß sich alles leicht machen ließe, aber daß man sich deswegen an Pilucca wenden müsse, der einen Freund namens Zoroaster habe, welcher die Teufel machen ließe, was er wollte und was ihm gefiel. Hans Simon antwortete, daß er mit allem einverstanden sei, und sie vereinbarten, am andern Abend wieder im Hause Hans Simons zum Nachtmahl zusammenzukommen, um zu beraten und zu beschließen, was man für diese seine Liebe tun könne.
Kaum war Scheggia sehr aufgeräumt von ihm weggegangen, so traf er den Pilucca und erzählte ihm alles der Reihe nach, und sie feierten es ausgiebig zusammen; denn sie gedachten außer dem Spaß keinen kleinen Nutzen davon zu haben. Sie ließen stehen, was sie eigentlich zu tun hatten, um sich dieser Sache zu widmen.
Am andern Abend dann, es war an Allerheiligen, fanden sie sich frühzeitig im Laden des Hans Simon ein, von dem sie bald nach Hause geführt wurden, wo er ein glänzendes Nachtmahl bestellt hatte. Nachdem man das Obst gegessen und die Frauen schlafen geschickt hatte, kamen sie auf Hans Simon und seine Liebe zu sprechen. Darum bat Scheggia den Pilucca, er möchte so freundlich sein, den Zoroaster um die Gefälligkeit zu ersuchen, mit seinen Zauberkünsten zu bewirken, daß sich Hans Simon seiner Angebeteten erfreue und sie besitze, wie er es ja schon für unzählige andere ehrbare Leute ihres Standes getan habe. Pilucca sagte, er würde sich alle Mühe geben und morgen mit der Antwort wiederkommen, wobei er sicher sei, ihm gute Nachrichten bringen zu können. Schließlich verabschiedeten sie sich von ihm, der ganz getröstet und fröhlich zurückblieb, konnte er es doch vor Sehnsucht kaum mehr aushalten, bis er mit seiner Witwe zusammenkäme.
Die zwei Kumpane machten noch verschiedene Pläne und gingen dann zu Bett. Am andern Morgen besuchten sie jenen Zoroaster, der ein Freund von ihnen war, und erzählten ihm alles, was sich angesponnen hatte. Dies gefiel ihm sehr, da er äußerst erpicht auf dergleichen Liebeshändel war. Er macht ihnen viele Vorschläge, und sie fanden zusammen viele Arten, Geld aus ihm zu ziehen und ihn zum Narren zu halten. Man kam überein, Pilucca solle ihn aufsuchen, um ihm zu sagen, der Zauberer sei bereit, ihm jede Gefälligkeit zu erweisen, und hinzuzufügen, daß er fünfundzwanzig Gulden vorausbezahlt haben wollte. Sie verließen Zoroaster, und Pilucca ging in den Laden und unterrichtete Hans Simon ausführlich über alles. Diesem erschien die Sache mit den Gulden sehr sonderbar, und besonders daß er sie vorausbezahlen sollte. Da er sich nicht entschließen konnte, antwortete er dem Pilucca, er müsse erst mit dem Scheggia zusammensein: darum sollten sie beide kommen, er erwarte sie zum Essen, wobei er sich dann entschließen würde, denn er wolle nichts ohne Scheggias Rat unternehmen. Das gefiel dem Pilucca gar wohl; er traf Scheggia, der ihn in der Kirche der heiligen Reparata erwartete, und erzählte ihm alles, worüber dieser sehr zufrieden war. Dann gingen sie ein wenig spazieren, und zur Essenszeit begaben sie sich zu Hans Simon. Als dieser sie sah, ging er ihnen entgegen, faßte sie unter und führte sie zum Essen (denn er wohnte damals in der Fiesolestraße); nachdem sie tüchtig zugegriffen hatten, sprach man geraume Weile von der Angelegenheit der Zauberei und von dem Zauberer. Hans Simon wollte jene fünfundzwanzig Gulden nicht herausrücken, insbesondere da er sie vorher bezahlen sollte; jedoch Scheggia sagte ihm, der Nekromant würde bewirken, daß seine Dame nicht mehr ohne ihn werde leben können, und erreichte, daß er einwilligte – unter der Bedingung jedoch, daß er, bevor er das Geld zahle, eine Probe seiner Kunst sehen wolle,
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