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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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wenigstens von Giovannellos Gründen überwunden und antwortete: »Wer könnte Euern gelehrten Worten etwas entgegensetzen? Ich will die Treue gegen andere nicht so weit treiben, daß ich gegen meine Seele mich versündigte. Antenor mag mir vergeben, wenn mich das Hemd näher angeht als der Rock. Wohlan, es ist mir so recht!«
    Damit ging sie an das Bett und machte sich zurecht, um dem Giovannello seine Wünsche zu erfüllen. Während sie so in Erwartung waren und er sich auszog, um ins Bett zu steigen, siehe, da machte Antenor auf der Straße das Zeichen, das darin bestand, mit einem Schlüssel auf das Degengefäß zu klopfen. Als Giovannello das hörte, stand er schnell auf, warf Rosanas Kopfputz, den sie schon abgelegt hatte, über sich her, trat an ein Fensterchen, das auf die Straße ging, und rief ihn leise mit weiblicher Stimme, worauf jener herzukam und antwortete: »Mein Herz, ich bin da.«
    »Warte noch ein Weilchen«, sagte Giovannello. »Der Henker hol' es, daß heut abend mein Mann, den Gott verdamme, wiedergekommen ist, und noch ist der widerwärtige Hund nicht fort; aber ich glaube, er wird bald gehen. Ich kann dir daher noch nicht aufmachen, werde aber nun bald kommen.«
    Antenor, welcher meinte, das sei wahr, antwortete: »Mache dir keine Sorge um mich, bis du ganz nach Bequemlichkeit zu mir kommen kannst! Nur darum bitte ich dich, daß du mir, sobald dein Gatte fort ist, gleich aufmachst; denn der Wind kommt über die Berge so scharf wie noch nie, und ich bin des Todes vor Kälte.« »Sei nur getrost«, antwortete Giovannello, »und fürchte dich nicht!«
    Damit wandte er sich um und ging ins Bett zu Rosana, mit der er sich eine gute Weile ergötzte zu seinem großen Vergnügen und zu dem ihrigen, denn sie fand Giovannello sehr rüstig und stark von Person, und er wußte vielleicht so gut Pfirsiche zu schütteln wie Antenor. Ihr langes Vergnügen ließ sie leicht den vergessen, den sie auf der Gasse warten ließen. Dieser tat, als käme er zufällig durch die Straße und rief laut: »Zu Hilfe! Ich erfriere!«
    Antenor sprach diese Worte gerade in dem Augenblick, da Giovannello seinen Weberbaum in Rosanas Webstuhl gesteckt hatte, um ein Gewebe auszuführen. Er befürchtete daher, irgendeine mitleidige Regung gegen ihn möchte sie abkühlen in ihrer Geschäftigkeit, an der Arbeit, die sie in Händen hatte, weiterzuweben, und sagte schnell: »Ja, ja, ich weiß wohl, daß er eiskalt ist, und freilich ist die Kälte sehr groß; doch ist es noch ganz anders in Bologna.«
    »Allerdings«, sagte Rosana, und wir sind doch in einer so engen Gasse, die vorm Winde geschützt ist. So kann ich mir nicht vorstellen, wie er so sehr frieren kann, wie er sagt.«
    Nach diesen Worten zog sie die Kämme so gewaltig an sich, daß man ihre Hände nicht mehr sah, und in kürzester Zeit ward eine so dichte Arbeit fertig, daß man sein Lebtag nichts Schöneres sah. Als aber Giovannellos Faden ganz abgewickelt und das Gewebe fertig war und er ihr auch die Weberschlichte gegeben hatte, zog er sich wieder an und nahm von Rosana Abschied. Im Hinausgehen trat er zu Antenor hin, der mit den Zähnen klapperte wie ein Storch, und sagte: »Antenor, du kannst dich nunmehr um eine andere Liebschaft umsehen, denn Rosana ist mein und hat mich lieber als ihren Augapfel. Und damit du nicht glaubst, ich lüge, so wisse, daß sie mir versprochen hat, morgen abend zum Essen in mein Haus zu kommen, und ferner hat sie mir zugesagt, daß du in ihr Haus keinen Fuß mehr setzen sollst.« Damit ging er hinweg.
    Antenor hielt die Worte Giovannellos für nur allzu wahr, wiewohl dieser nur so gesprochen hatte, um sich über ihn lustig zu machen, da er wohl wußte, daß er sehr heftig in Rosana verliebt war. Sein Plan glückte ihm auch in der Tat; denn Antenor, ganz trunken von Ärger und Eifersucht, beschloß in seinem Sinne, ihm aufzupassen und, sobald er am kommenden Abend mit seiner Geliebten ins Haus treten wollte, sie ihm mit Gewalt zu entreißen, so daß jener seine törichte Prahlerei bereuen sollte. Diesen seinen Entschluß teilte er sogleich seinen Freunden mit, unter welchen einer mit Namen Betto war, der, ebenso mit Giovannello befreundet, plötzlich zu diesem ging und ihn warnte, Rosana nur sehr heimlich nach seinem Hause zu bringen, damit er nicht auf die Schar des Antenor stoße, die ihm böses Spiel machen könnte.
    Giovannello brach auf die Nachricht von diesem Hinterhalt, den ihm Antenor bereite, in das größte Gelächter aus und

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