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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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daß er wußte, dessen größte seither unternommene Reise sei keine weitere gewesen, als die zu den Toren Mailands in sein Kirchspiel hinaus, wonach am Ende zu fürchten stehe, er werde, sobald er einige Meilen gewandert sei, die Straße schon zu lang finden, seinen Entschluß bereuen und wiederum nach Hause gehen. Es schien ihm deshalb geraten, ein so bedeutendes Geheimnis wie das seinige nicht eher in des Jünglings Hände zu legen, als bis derselbe am Orte seiner Bestimmung angekommen sei, und er sagte zu ihm mit freundlichem Angesichte: »So wie du überzeugt sein kannst, mein lieber Sohn, daß du mich durch einen tugendhaften Wandel gewiß immer bewegst, für deine Zufriedenheit alles, was ich für mich selbst tun würde, gern zu tun, so magst du dich auch für versichert halten, daß ich dir mein Geheimnis jetzt aus keinem andern Grunde vorenthalte, als weil ich dir damit wirklich nützen will. Wofern es dein ernster Wille ist, unter jenem andern fernen Himmel dein Glück zu versuchen, so laß mich zuvörderst von dir hören, daß du an Ort und Stelle gekommen bist! Gibst du mir dann die sichere Kunde, daß mein Geheimnis zur schnellen Bewerkstelligung und mit der Aussicht auf einen reichen Gewinn von dir nachgesucht wird, so werde ich meinerseits gewiß nicht unterlassen, es dir aufs vollständigste mitzuteilen, ich verspreche es dir.«
    Der Jüngling, der vor Verlangen brannte, in der Welt herumzuschweifen, und nicht länger leben zu können glaubte, wenn er nicht seinen Wunsch erreichte, erwiderte: »Ich bin entschlossen, mein lieber Herr Oheim, diesen meinen Entschluß auszuführen, du magst ihn benennen, wie du willst. Aber weil ich mir vorgenommen habe, nach der so weit entlegenen Stadt Petersburg zu ziehen, so glaube ich nicht, daß es dir leicht fallen werde, mir ebendahin die nötige Belehrung und Auskunft zu erteilen, die du mich gegenwärtig durch deine Worte hoffen läßt.«
    Er ersuchte ihn darauf mit einem großen Umschweife von Worten, ihn doch wenigstens insoweit zu unterrichten, daß er dem Kaiser eine nach seiner Idee beschaffene Maschine anzubieten und deren Vorteile anschaulich genug zu machen imstande sei, um in diesem das Verlangen zu erwecken, sie in seiner Hauptstadt in Anwendung gebracht zu sehen. Ob nun wohl der ehrliche Pfarrherr im allgemeinen sehr geheimnisvoll tat und insbesondere der Beharrlichkeit des jungen Mannes in seinem Entschlüsse, in Anbetracht der Länge und des Ungemachs einer solchen Reise wie auch der Hindernisse, die dessen Unkenntnis der fremden Landessprache mit sich brachte, keinen rechten Glauben beimaß, so hielt er doch dafür, daß es oftmals als eine Pflicht anzusehen sei, die Neigungen junger Leute zu begünstigen, und beschloß, sich gewissermaßen seinem Neffen anzuvertrauen. Er erteilte ihm denn zuvörderst mancherlei Ratschläge in bezug auf seine persönliche Sicherheit, empfahl ihm insofern die gänzliche Vermeidung vertrauten Umganges mit den Frauen und kam alsdann zu näheren Angaben über das große Maschinenwerk. Nichtsdestoweniger behielt er, aus Besorgnis, es möge einem andern Menschen verraten werden, die Hauptsache des Geheimnisses noch für sich selbst zurück und faßte nur mit bedeutender Selbstverleugnung den Entschluß, dem Jüngling etwas Geld zu schenken, das ihm die Beschwerden der langen Reise erleichtere. Er zählte ihm unter vielen Soldi zwei Filippi auf, umarmte ihn auf das zärtlichste und wünschte ihm vom Himmel alles Reiseglück herab.
    Der Neffe, der seinen Oheim vorher noch nie so freigebig gesehen hatte, erheiterte sich darüber ungemein und wagte im geringsten nicht mehr zu bezweifeln, er werde ihm, sobald er erst in Petersburg angelangt sei, den Schleier vollständig von dem Geheimnisse des Maschinenbaues ziehen. Er ging ohne weiteren Verzug nach Mailand zurück, wo er sich schon seit einiger Zeit eine Summe Geld aufgespart hatte, verwendete einen Teil desselben zu einem Pferdekaufe, füllte mit dem übrigen seinen Beutel an, sattelte sein Roß ohne Aufenthalt und trabte in die weite Welt hinein. Sparsam und rüstig, von einer Stadt zur andern, kam er vor Ablauf von vierzig Tagen vor Petersburgs Toren an, in die er noch nicht eingeritten war, als ihm ein junger Kaufmann aus Piacenza begegnete, der vor langer Zeit in Mailand mit ihm in inniger Freundschaft gelebt hatte und ihm auf der Stelle, indem er ihn wiedererkannte, den Weg vertrat.
    Der von den Beschwerlichkeiten der Reise ermüdete Berlaceci hatte sich mit großen

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