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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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hatte vorher in seinem Freunde nicht den Philosophen gekannt, der aus dessen an ihn gerichteten weisen Lehren jetzt zum Vorschein kam. Jemehr dieselben ihn überraschten, desto größeren Eindruck machten sie auf ihn. Und um dem Piacentiner seinen guten Willen darzutun, sich mit den fremden Sitten zu verständigen, bat er ihn, ihm eine Decke zu reichen, und streckte sich damit auf eine der Bänke hin, um auszuschlafen.
    Wie sehr ihm des anderen Morgens auch jedes seiner Glieder schmerzte und zerschlagen schien, so sprang er doch rüstig und beizeiten auf, um sich in der Begleitung seines gefälligen Landsmannes und Wirtes die Merkwürdigkeiten der Stadt anzusehen. Vor allen Dingen führte ihn der Piacentiner zu dem Bau des prächtigen Kaiserpalastes, wo der selbst gegenwärtige Zar die ungeheuern Mauern immer höher emporsteigen sah und die Arbeiter zu regerer Tätigkeit antrieb.
    Der Piacentiner war der Meinung, hier sei die günstige Gelegenheit, dem Kaiser seinen Freund vorzustellen. Er führte ihn in die Nähe und hatte noch nicht lange Zeit verweilt, als Peter den jungen Mann wahrnahm, dessen angenehme Körpergestalt und gute Sitte er wohlgefällig zu betrachten schien. Er erkundigte sich bei dem Piacentiner, wer der Fremde sei, ließ ihn vor sich kommen und besprach sich auf italienisch freundlich mit ihm über seine Verhältnisse und Absichten. Berlaceci stellte dem Kaiser seine Lage freimütig vor und ließ sich auf die Beschreibung seiner großen Transportmaschine ein, die er sich willfährig zeigte, zum Nutzen und Frommen der neuen Stadt aufzuerbauen. Der Kaiser ließ ihn ruhig zu Ende reden, erwog inzwischen die Nutzlosigkeit einer solchen Erfindung wohl bei sich und riet dem Jünglinge, das edle Waffenhandwerk so schwierigen Unternehmungen vorzuziehen, worauf er ihm in seinem Heere eine angemessene Stelle übertragen und ihn zu den höchsten Würden befördern werde, wenn er sich immer tapfer und lobenswürdig aufführe. Berlaceci hatte sich aber leider einmal in den Kopf gesetzt, sein Glück mit der großen Maschine machen zu wollen, und wies die Huld und Gnade des Monarchen von sich ab, der ihn um seiner Unklugheit willen bald verabschiedete.
    Der weltweise Piacentiner mißbilligte es, daß sein Freund dies unverhoffte günstige Geschick so beharrlich verleugnete, und riet ihm, wofern es ihm jemals wieder so freundlich lächele, dem Glücke ja mit keinem so traurigen Empfange entgegenzustehen. Er führte ihn sodann zu den weiteren Sehenswürdigkeiten der neuen Stadt und unter anderen in eine Leineweberei, deren Aufseherin, eine alte Holländerin, sie sehr gefällig aufnahm und, wie sie von dem Piacentiner hörte, der fremde wohlgestaltete Jüngling sei ein Italiener aus Mailand, ein heimliches Auge auf ihn warf. Der Piacentiner übersah nicht ihre günstigen Gesinnungen, und da er wußte, daß die reiche Frau vom Kaiser sehr geachtet wurde, weil sie nicht nur achtzig gelehrige Kinder des Landes mit der Schärfe ihrer Rute im Spinnen und Weben unterrichtete, sondern auch ihre Linnen in großer Vollkommenheit verfertigte, so fing er an, seinen Freund verstohlen zu trösten und aufzumuntern, die Alte ja mit glatten Worten zu erfreuen. Er selbst erzählte ihr auf ihre Frage nach den Beweggründen Berlacecis, warum er in die Hauptstadt des entlegenen Rußlands gekommen sei, auf das umständlichste, wie sehr derselbe in der Kunst erfahren sei, Gebäude jeder Art von einem Orte zum andern zu versetzen, und schilderte ihr die großen Vorteile, die dem Kaiser daraus entspringen würden, wenn er diesen Mann durch ehrenvolle und anständige Belohnungen in St. Petersburg fessele; so daß die gute Dame ungemein begierig in der Tat zu erfahren ward, was ihr der Piacentiner durch seine Rede zu verstehen gab, indem sie ihn ersuchte, ihr eine ungestörte Unterredung mit dem jungen Manne zu veranstalten. Gleichwie sich nun in dieser Zusammenkunft die Alte, die da ihr Toskanisch so gut wie eine geborene Italienerin sprach, bemühte, dem jungen Maschinenbauer zu offenbaren, was sie für ihn empfand, so verstand Berlaceci, nachdem er ihr ein langes und breites von seinem Plane vorgetragen hatte, sehr gut, in Verfolgung seiner Absichten weiterzugehen und, zur großen Freude des ihn beobachtenden Piacentiners, die Holländerin mit süßen Worten zu girren, bis er allmählich alle seine Gedanken über sein Unternehmen bei ihr geltend gemacht hatte und sie durch seine Bitten zu dem Versprechen bewog, den Kaiser womöglich dahin

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