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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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sagte: »Ich habe nachgedacht und will euch eine vergnügliche und heitere Sache sehen lassen und trotzdem nicht von geringem Wert; es besteht darin, daß ich Monaco sehe, unser aller Freund, der eben am Eck des alten Marktes steht, noch in Pantoffeln, mit Mantel und Kapuze: ihn will ich kraft und vermöge meiner Kunst unaufhaltsam in diesen Kreis hier kommen machen.« Das wurde von Scheggia und Pilucca gelobt und gefiel Hans Simon sehr, der sagte, er würde das zu gerne haben, denn der gerade sei ein lieber Freund von ihm. Dieser Monaco war ein bei der Seidenzunft eingetragener Makler; aber er beschäftigte sich mit vielen Sachen: er vermittelte Heiraten, vermietete Häuser, kuppelte zwischen Männern und Frauen und hätte, wenn nötig, auch eine kleine Gaunerei gemacht; er war ein Mann von fröhlicher Lebensart, Tänzer, Sänger und ausgezeichneter Harfenspieler, ein Kerl, der euch von Wald und Wasser reden kann, und, wie ich schon sagte, intimster Freund von Zoroaster, Scheggia und Pilucca. Von denen hatte er alles über den Fall des Hans Simon vernommen, und auf Verabredung mit ihnen war er in Zoroasters Haus gekommen, gekleidet, wie ihr gehört habt, und dazu noch mit zwei Körben Salat und einem Bund Radieschen am Arm; und während jene anklopften und hereingekommen waren, hatte er sich auf das äußere Fensterbrett gegen die Straße zu gesetzt, und wenn er da auch unbequem saß, so doch der Art, daß er nicht fallen konnte. Zoroaster hatte das Fenster so zurechtgemacht und die Klinke so gestellt, daß es aussah, als ob es verschlossen sei, es aber nicht war und sich auf den leichtesten Druck geöffnet hätte. Monaco stand also in dieser Weise bereit und sah und hörte durch ein kleines Loch, das man dazu gemacht hatte, alles, was man im Saale tat und sprach, wobei er mit größter Heiterkeit den gegebenen Augenblick erwartete.
    Indes nahm Zoroaster wieder das Wort und sagte: »Jetzt ist es Zeit, daß ich euch aufkläre«, und fügte hinzu: »Unser Monaco steht neben einem Salatverkäufer, – da, er fragt ihn, um zu kaufen.« Nach einer Weile sagte er: »Er hat zwei Körbe Salat und ein Bund Radieschen genommen –, oh, oh, er hängt sie ihm an den Arm, – jetzt wechselt er ihm einen Groschen, um ihm den Rest zu geben, denn der Salat und die Radieschen kosten sechs Pfennige.«
    Nachdem er dies gesagt, warf er sich mit dem Gesicht zur Erde nieder und sagte, ich weiß nicht welche Worte, stand dann wieder auf, machte zwei Purzelbäume, warf sich auf der einen Seite des Kreises in die Knie, sah scharf in das Gefäß und sagte, nachdem er dies getan: »Unser Monaco hat den Rest schon herausbekommen und geht mit dem Salat gegen die Straße der Pelzhändler, um nach Hause zu gehen. Aber in diesem Augenblick habe ich ihn von den Teufeln unsichtbar von der Erde erheben lassen – oh, da ist er schon über dem Bischofspalast! Oh, er kommt gut daher! – Jetzt ist er über dem Platz der Madonna. – Oh! Jetzt ist er über dem alten Platz von Santa Maria Novella, – eben kommt er in die Gualfondastraße, – oh, da ist er schon halb durch die Straße, – oh, jetzt ist er keine fünfzig Ellen mehr entfernt, – oh, jetzt streift er schon das Fenster! Sofort wird er im Kreise sein!«
    Wie er das letzte Wort gesprochen, gab Monaco, der auf dem Posten stand, dem Fenster einen Stoß und sprang gleichsam fliegend in die Mitte des Kreises, in Pantoffeln, im Mantel, mit Kapuze und mit dem Salat und den Radieschen in der Hand. Er stieß sofort einen gellenden Schrei aus und begann zu brüllen, was die Kehle hergab. Hans Simon, als er das sah, war mit einem Schlage so von Staunen und Furcht überwältigt, daß er nahe daran war, tot umzusinken; er wollte noch reden, war aber der Worte nicht mehr mächtig, und wegen der schlotternden und ungewöhnlichen Angst rührte sich ihm der Leib auf eine Weise, daß er sich die Hosen ganz vollmachte. Scheggia sagte gleichwohl zu ihm: »Was sagt Ihr, Hans Simon, ist das nicht ein sonnenklarer Beweis dafür, daß er mit der Zauberei vermag, was er will?« Monaco schrie mit lauter Stimme: »Ach, ihr Verräter! Was soll das bedeuten? Geht man so mit anständigen Leuten um?« Und Pilucca bemühte sich, ihn zu trösten. Aber Scheggia und Zoroaster standen um Hans Simon, sahen, daß er nicht sprach und im Gesicht aschfahl geworden war, wurden sehr besorgt um ihn und nahmen ihn, da er saß, unter die Arme und begannen mit ihm im Saale auf und ab zu gehen. Doch bald kam er wieder zu sich und fand

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