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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Worte und begann zitternd zu sagen: »Gehen wir weg, gehen wir weg, denn ich kann es nicht mehr erwarten, zu Hause zu sein!« Und er klapperte zitternd derart mit den Zähnen, daß man es mehrere Wochen später noch hörte. Darauf nahm ihn Scheggia an der Hand, und ohne weiter etwas zu sagen, wandte er sich der Treppe zu; aber er war noch keine zwei Schritte gegangen, als er gewahr wurde, da es bei Hans Simon immer noch durchsickerte, daß er die Hosen voll haben müsse. Darum wandte er sich um und sagte: »Hans Simon, ich würde meinen, daß Ihr Euch bekackt habt.« Da antwortete Pilucca: »Das würde selbst Cimabue sehen, der blind geboren wurde: riechst du denn nicht, wie er stinkt?«
    Dazu sagte Hans Simon: »Ich wundere mich, daß mir nicht die Seele aus dem Leibe gefallen ist, um nicht zu sagen das Herz! 0 weh! Ich habe mit den Geistern verkehrt!«
    »Es wäre jedoch gut, wenn Ihr Euch umkleiden ginget«, erwiderte Zoroaster, »damit Ihr mir so triefend nicht dies Haus verpestet; später können wir uns dann in aller Behaglichkeit wiedersehen.«
    So ging Scheggia mit ihm weg und ließ Monaco, der sich noch immer beklagte, und bei ihm Pilucca, der so tat, als ob er ihn besänftige. Er ließ ihn zu Hause, da er ihm nicht hatte antworten wollen, sondern den ganzen Weg nur geächzt und gestöhnt hatte. Schließlich kehrte Scheggia, nachdem er für ihn geklopft und die Tür hinter ihm geschlossen hatte, in das Haus Zoroasters zu den Kumpanen zurück, die den ganzen Abend lachten; und nachdem sie dort lachend zu Nacht gegessen hatte, begab sich ein jeder nach Hause.
    Sobald Hans Simon zu Hause war, begann er gleich aus dem Erdgeschoß seine Frau und die Magd zu rufen, sie sollten schnell Wasser aufs Feuer setzen, da er sich dringend waschen müsse. Seine Frau roch, wie er stank, sah sein völlig farbloses Gesicht und sagte betrübt: »Mein lieber Mann, was ist Euch Seltsames zugestoßen? Ihr seht aus, als ob Ihr aus dem Grabe kämt! Was soll das heißen?«
    Worauf Hans Simon antwortete: »Bestimmte Leibschmerzen sind zusammen mit einem heftigen Durchfall so plötzlich über mich gekommen, daß ich zu sterben glaubte, und als ich nun schnell nach Hause eilte, verstärkte sich unterwegs der Schmerz, und da ich mir nicht anders helfen konnte, mußte ich es in die Hosen gehen lassen.«
    Die Gattin, die eine richtige Frau war, zog sie ihm aus, und mit Hilfe der Magd wusch sie ihn sehr gründlich und brachte ihn, wie er wünschte, ins Bett, ohne daß er zu Nacht gegessen hätte; dort jammerte er die ganze Nacht, ohne ein Auge zu schließen; aber gegen Morgen wurde ihm kalt, und er bekam hohes Fieber. Scheggia erhob sich anderntags beizeiten, traf den Pilucca, und sie gingen dann gegen neun Uhr nach dem Laden Hans Simons, wo sie hörten, er fühle sich unwohl. Das tat ihnen leid, und Scheggia, der ihm näherstand, ging ihn besuchen und fand ihn wie tot im Bett; worauf er zu ihm sagte, damit die Sache nicht in Florenz bekannt würde, wolle er, daß er sich von einem Arzt behandeln ließe, und er wolle ihm einen Arzt verschaffen. »Und wen würdest du finden?« sagte Hans Simon. »Meister Samuel Ebreo«, antwortete Scheggia, – der war in jener Zeit der beste Arzt in ganz Italien. Und damit sich die Sache nicht hinzöge, machte er sich sogleich auf den Weg und fand den Arzt, mit dem er sehr befreundet war, und erzählte ihm von Anfang bis zum Schluß die ganze Krankheit Hans Simons. Er hörte sich das an, nicht ohne schallend zu lachen, und ging bald mit Scheggia, um den Kranken zu besuchen, dem er sofort acht oder zehn Unzen des gequältesten und erschrockensten Blutes abließ, das man je gesehen hat. Dann sagte er ihm: »Hans Simon, zweifle nicht! Du bist geheilt.« Und um es in wenigen Worten zu sagen, er ließ ihn ein erlesenes und gutes Leben führen und nach acht oder zehn Tagen aufstehen, mit einem Schlage vom Fieber und von der Liebe geheilt.
    Um dieser Liebe willen war Scheggia ihn eines Tages besuchen gekommen, als er noch nicht aus dem Hause gegangen war; da es ihm befremdend schien, die fünfundzwanzig Dukaten zu verlieren, kam er gesprächsweise auf seine Liebe und sagte folgendes: »O Hans Simon, jetzt, da Ihr Gott sei Dank geheilt seid und die Probe gesehen habt, so daß Ihr getrost glauben könnt, daß Zoroaster Euch zu helfen vermag, jetzt fehlt nur noch das Geld, um die Sache zum Abschluß zu bringen, und wann es Euch gefällt, könnte Ihr Eure kleine Witwe nackt in den Armen halten, die bei den heiligen

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