Italienische Novellen, Band 3
satteln, trank mit den Mönchen, schenkte dem Arzte zwei Dukaten und begab sich auf den Rückweg nach Florenz.
Der vergnügte Meister Manente nahm gleichfalls die Gastfreundschaft der Mönche in Anspruch, verabschiedete sich sodann von ihnen und schlug den Weg nach Mugello ein, um auf sein Landgut zu gelangen, das er nach einem rüstigen Marsche abends im Augenblicke des Sonnenuntergangs erreichte. Er rief nun seinen Bauern laut bei Namen, erhielt aber von einem kleinen Jungen die Antwort, derselbe sei jetzt auf einer andern, eine gute Strecke entfernten Meierei. Dem Arzte kam diese Antwort wunderlich vor, und er konnte sich nicht darüber beruhigen, daß seine Frau ohne seine Zustimmung den Mann verabschiedet und das Gut anderweit verpachtet habe; er sagte auch zu dem Burschen, er solle seinen Vater herbeirufen, und setzte diesem auseinander, wie er ein großer Freund seines Gebieters sei und ihn bitte, für die Nacht ihm ein Unterkommen zu gewähren. Da ihn der Landmann aber auf diese Weise gekleidet sah, faßte er Verdacht und beantwortete nicht sogleich sein Verlangen. Indessen wußte Meister Manente den Zweifelhaften so gut zu überreden und zu beschwichtigen, daß er es am Ende zufrieden war und ihn aufnahm; besonders tröstete es ihn, daß er keine Waffen bei ihm wahrnahm; doch hatte er sich vorgenommen, ihn hinten in die Hütte zu verweisen. Er nahm ihn also ins Haus, der Tisch wurde gedeckt, und sie hielten eine magere Abendmahlzeit. Entschlossen, sich nicht zu entdecken, richtete Meister Manente durchaus keine Fragen in betreff des Gutes und seines Weibes an den Bauer; da er aber auf einem Brette ein Schreibzeug und Papier erblickte, denn der Pächter war zugleich der Schulze der Gemeinde, so forderte er Schreibzeug, und es wurde ihm gebracht. Er schrieb nun einen kurzen Brief an seine Frau und sprach zu dem jungen Bauernburschen: »Ich gebe dir einen Carlin; geh mir morgen früh beizeit nach Florenz und gib diesen Brief deiner Herrin: die wird dir dann schon sagen, was du weiter zu tun hast.«
Dieser stimmte mit Genehmigung seines Vaters zu, führte den Arzt auf das Stroh und verschloß den Schuppen hinter ihm. Meister Manente ließ sich alles geduldig gefallen und sagte bei sich selbst: »Morgen wirst du schon die Mütze vor mir abziehen und dich glücklich schätzen, wenn ich dich im Dienste behalte.«
So richtete er sich auf seinem Strohlager ein, so gut er konnte, und schickte sich zum Schlafen an. Am Morgen, sobald es zu dämmern anfing, machte der Bursche, der schon am Abend zuvor den Carlin und den Brief erhalten hatte, sich nach Florenz auf, kam um die Zeit des Frühmahls an das Haus seines Gutsherrn und übergab der Monna Brigida den Brief, den sie sogleich erbrach, und worin sie die Hand ihres ersten Gemahls zu erkennen glaubte. Als sie ihn aber las, wurde sie von Schmerz und Erstaunen dermaßen ergriffen, daß sie nahe daran war, in Ohnmacht zu fallen, und gar nicht wußte, ob sie nur noch in der Welt sei. Sie fragte aber den Bauern umständlich nach Alter, Gestalt und Angesicht des fremden Mannes, der ihn abgesandt, hörte mit immer wachsendem Erstaunen und Schmerz zu und ließ alsbald durch ihre Magd ihren Gatten Michelagnolo aus der Werkstätte zu sich entbieten. Er kam, las den Brief und war auch seinerseits ihrer Meinung, daß die Handschrift der des Meisters Manente gleich sehe, ja genau dieselbe sei, wußte aber freilich auch gewiß, daß dieser tot sei, und wußte somit ebenso gewiß, daß das Schreiben von jemand anders herrühren müsse, und das müsse ein rechter Gauner sein, der die Frau auf eine so unerhörte Weise zu überlisten gedenke. Der Inhalt des Briefes war nämlich folgender: er tue seiner geliebten Gattin hiermit zu wissen, daß er nach mannigfaltigen und seltsamen Schicksalen und nachdem er länger als ein Jahr in steter Todesangst eingesperrt gehalten worden, endlich wie durch ein Wunder Gottes aller Gefahr entronnen sei, wie er ihr mündlich alles umständlich erzählen werde; gegenwärtig beschränke er sich darauf, ihr zu sagen, daß er frisch und gesund auf ihrem Landgute angekommen sei, und sie zu bitten, dies in Florenz überall bekanntzumachen, ihm sein Maultier, seinen Rock, Regenmantel, die großen Stiefel und den Hut hinauszusenden und dem neuen Pächter kundzutun, daß er als Meister Manente, ihr Ehegatte, sein Gebieter sei, damit er ihm sein Haus öffne, um die Nacht über bequem zu ruhen und am andern Morgen zeitig nach Florenz zu kommen und sie zu
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