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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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zogen lustig ihres Weges weiter.
    Meister Manente fühlte sich getragen, ohne zu wissen, von wem und wohin, weshalb er in Angst und großem Erstaunen war. Als er aber später, sobald es Tag ward, die Stimme der Landleute und den Trott der Tiere vernahm, war er im Zweifel, ob er träume; doch nahm er sich vor, guten Muts zu sein, und sprach sich selber tröstend zu. Die Diener aber redeten nichts, was man hören konnte, und gingen weiter, ruhten aus und aßen, wenn es ihnen gelegen war, und richteten sich so ein, daß sie gerade um Mitternacht in der Einsiedelei von Camaldoli ankamen. Der Guardian empfing sie freundlich an der Pforte, ließ die Sänfte ein und begab sich mit ihnen, nachdem sie die Maultiere in den Stall gebracht hatten, durch sein Zimmer in ein kleines Nebengemach und von dort durch eine Schreibstube in einen kleinen Saal, wo der Guardian das Fenster hatte vermauern lassen, und das mit einem kleinen Bette, einem Tische und Schemel, auch einem Kamine und einer andern Notwendigkeit versehen war. Das Zimmerchen ging auf einen sehr hohen einsamen Abhang, wohin sich weder Menschen noch Tiere jemals verirrten; es war an dem entlegensten Teile des Klosters. Man hörte von dort niemals ein Geräusch, außer von Wind und Gewitter, und manchmal das Glöcklein, das zum Ave Maria oder zur Messe läutete oder die Klosterbrüder zur Mittags- und Abendmahlzeit rief. So schien es den Knechten zu ihrem Vorhaben sehr tauglich zu sein. Sie gingen in das Gastzimmer zurück, wo sie den Tragsessel hatten stehen lassen, zogen den Arzt, halbtot vor Hunger und Durst, durch die Ermüdung und Angst in einem Zustande, daß er sich kaum auf den Füßen halten konnte, hervor, wickelten ihm den Kopf abermals ein und schleppten ihn in das für ihn eingerichtete Gemach, wo sie ihn auf seine Lagerstatt absetzten und ihn, ohne ihm jedoch die Handschellen abzunehmen, sich selbst überließen. Darauf entfernten sie sich und begaben sich nach dem Zimmer des Guardians, wohin auf ihr Gebot sogleich zwei Laienbrüder kamen, um durch Anschauung den vollständigen Unterricht darüber zu erhalten, was sie in Beziehung auf die fernere Obhut und Bedienung des Meisters Manente zu tun hätten, wozu sie indes von dem Erlauchten besondere Weisung erhalten hatten.
    Die Diener hatten indessen die Kleider angezogen, die sie früher getragen hatten, nebst den lachenden Köpfen, mit dem Schwerte, der Fackel, kurz, ganz mit demselben Aufzug, den sie in Florenz gehabt hatten. So überbrachte man dem Arzt ein reichliches Abendessen, das der Bruder hatte zurüsten lassen. Sobald Meister Manente die zwei Großköpfe in der gewohnten Weise erscheinen sah, erheiterte er sich vollständig. Sobald der Truchseß die Speisen auf den Tisch gestellt hatte, ging er auf ihn zu, nahm ihn die Handfesseln ab und bedeutete ihm, sich in gewohnter Weise zu verhalten. Voll Hunger und Durst stürzte sich Meister Manente wie ein Taucher auf den Boden herab und verschlang, was er Eßbares und Trinkbares vorfand. Die beiden aber öffneten die Tür, gingen sogleich wieder weg und ließen ihn im Dunkel zurück. Um alles mit anzusehen, waren die Laienbrüder auf den oberen Boden gegangen, hatten ganz leise einen Backstein ausgehoben und durch die Öffnung alles einzelne, was unten vorging, genau gesehen. Dann gingen sie dahin, wo die Knechte waren, die sich auszogen und jenen die Kleider nebst den andern Siebensachen übergaben. Sodann aßen diese und erfrischten sich, und da sie ganz müde und schlaftrunken waren, gingen sie zur Ruhe. Des andern Morgens aber, nachdem die Knechte ausgeschlafen und ihr Frühstück eingenommen hatten, ermahnten sie nochmals den Guardian und die Laienbrüder, wenn sie dem Gefangenen morgens und abends seine Lebensmittel bringen, ja genau immer dieselben Gebräuche zu beobachten; dann nahmen sie Abschied und traten mit ihrer Sänfte den Rückweg an nach Florenz, wo sie dem Erlauchten zu seiner großen Freude und Erheiterung ausführlich über alles einzelne Bericht abstatteten.
    Unterdessen hatte der Krankenwärter seine Pestwache beendigt, war, von dem Goldschmied bezahlt, nach Santa Maria Nuova zurückgekehrt und hatte Haus und Habe Manentes jenem wieder übergeben. Meister Manentes Gattin kam in Witwenkleidern nach Florenz zurück; sie betrauerte mit ihrem Söhnchen und ihrer Magd einige Zeit den Tod des Gatten und lebte in ziemlicher Behaglichkeit.
    Die Laienbrüder brachten jeden Abend und jeden Morgen, wie sie es gesehen hatten, zu gewissen Stunden

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