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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurückgekehrt ist.«
    Kaum hatte sie diese Worte beendet, als der Mann an die Tür klopfte und sagte: »Mach auf!«
    Da sagte die Frau ganz voll Furcht zu dem Bauern, der noch ganz schlaftrunken war: »Was sollen wir machen? Gelegenheit zum Hinausgehen ist nur durch die Tür, durch die mein Mann hereinkommen muß. Und wenn er beim Hereinkommen dich hier findet, wird er dich und mich zugleich töten, und ich werde nicht nur tot sein, sondern auch mit Schande bedeckt.«
    Der Bauer, der kräftig und mutig war, erwiderte: »Mich wird er nicht totschlagen, und auch Euch nicht, wenn Ihr mit mir zusammen fliehen möchtet. Hier ist die Axt, die ich zum Holzspalten benutzte: wenn sie mir ihren Dienst nicht versagt, werde ich mich und Euch wohlbehalten aus der Gefahr ziehen.«
    »O weh«, meinte Vana, »wenn ich mit dir mitginge, würde ich doch die am meisten mit Schande bedeckte Frau sein, die jemals in der Welt geboren wurde.«
    Während sie in dieser Angst schwebte, klopfte der Mann von neuem, und da sie sich nicht anders helfen konnte, um der Gefahr zu entgehen, sagte sie mit einem Blick auf die Kiste neben dem Bett, wohinein der Bauer das Korn für die Hühner geschüttet hatte: »Steig da hinein, damit er dich nicht sieht! Gott wird uns schon weiterhelfen, und ich werde versuchen, meinen Mann aus der Stube fortzubringen, so daß du in aller Bequemlichkeit weggehen kannst.«
    Mit diesen Worten ließ sie den gemeinen Ehebrecher sich verstecken. Dann ging sie im Hemd, wie sie war, und sich ganz schlaftrunken zeigend, ihrem Mann aufzumachen, und sagte zu ihm: »Ich war so tief in Schlaf versunken, daß ich Euch kaum gehört habe. Aber was ist denn der Grund Eurer Heimkehr zu dieser Stunde, wo Ihr doch Gefahr liefet, daß Euch ein Mißgeschick begegnete? Unverhofft kommt oft, und wenn Ihr mit Euren Geschäften nicht zur rechten Zeit habt fertig werden können, so hättet Ihr doch Eure Absicht, hierher aufs Land zurückzukehren, bis zum Tage verschieben können. Seht Euch ja vor, ich bitte Euch darum, Euch zu solcher Stunde auf den Weg zu machen, damit ich mich nicht Euretwegen zu ängstigen brauche! Um die Wahrheit zu sagen, ich erwartete Euch heute nacht nicht mehr und war schlafen gegangen, und es ist nur gut, daß ich aufgewacht bin, sobald Ihr an die Tür geklopft habt! Aber da Ihr nun gesund angekommen seid, so seid willkommen!«
    Der Mann wurde von den Worten seiner Frau sehr gerührt und sagte, es wäre ja nicht seine Gewohnheit, wie sie wohl wisse, nachts zu reiten; aber als er in der Stadt zeitig mit seinen Geschäften fertig geworden sei und gar nicht daran gedacht hätte, auf sein Landgut zurückzukehren, sei er von einem seiner Freunde vom Lande, der einen Streit mit einem seiner Brüder hatte, zum Mitkommen aufgefordert worden, um diese Zwistigkeiten beizulegen, und er sei gern mitgegangen, damit zwischen den beiden kein Unglück geschähe; nachdem die beiden sich wieder vertragen hätten, sei er nach der Stadt zurückgekehrt, habe aber die Tore geschlossen gefunden, und infolgedessen sei er darauf, früher als er es gedacht hatte, aufs Land zurückgekehrt.
    Innerlich verwünschte die Frau, ohne ein Wort zu sagen, tausendmal den, der ihn aus der Stadt herausgeführt hatte. Der Mann fügte hinzu, er habe noch kein Abendbrot gegessen, und bat sie, ihm das Abendessen zurechtzumachen.
    Die Frau deckte den Tisch, wobei ihr Herz zitterte; und indem sie dabei bald dies, bald jenes tat, suchte sie mit allem Eifer ihren Mann zu veranlassen, aus der Stube herauszugehen, um dem Bauern Gelegenheit zu geben, sich zu entfernen und sich in irgendeinem Winkel zu verstecken. Als sie schließlich sah, daß nichts half, kam sie auf den Gedanken, das Pferd, auf dem er gekommen war, könnte ihn zum Hinausgehen veranlassen, und sagte: »Wollt Ihr denn, lieber Mann, Euer Pferd so stehen lassen? Da es erhitzt ist, könnte es sich erkälten, wenn Ihr nicht Vorsorge dagegen trefft. Da Ihr ja Euren Diener in der Stadt gelassen habt, wäre es doch gut, wenn wir dafür sorgten, daß es nicht krank wird.«
    Darauf antwortete der Mann: »Deine Mahnung ist gut; nimm daher das Licht und komm mit mir mit!«
    Die Frau war nicht langsam, da sie sah, daß ihr Hinweis solch gute Wirkung gehabt hatte, und dachte sich, während sie beide damit beschäftigt waren, das Pferd zu besorgen, sollte der Bauer hinausgehen, und sie würde dann in Sicherheit sein. Aber der Schlingel, müde von der Arbeit des Tages und der der Nacht, war, während die Frau mit

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