Italienische Novellen, Band 3
der Bedienung des Mannes beschäftigt war, in so tiefen Schlaf gesunken, daß er nicht hörte, was geschah, und in seiner Kiste lag, wie wenn er auf dem bequemsten Bett gelegen wäre.
Der Mann und die Frau waren nicht viel weniger als eine Stunde mit dem Pferd beschäftigt, und die Frau war überzeugt, daß der Bauer in seine Kammer gegangen sei; darüber war sie sehr zufrieden, da sie nun fern von jeder Gefahr zu sein schien, und kehrte sehr vergnügt mit ihrem Mann in die Stube zurück, richtete ein reichliches Mahl an und aß noch einmal mit ihm. Dann löschten sie die Lichter aus und gingen zusammen schlafen.
Aber sie waren noch nicht lange im Bett, als der Bauer im Schlaf mit solchem Geräusch zu schnarchen anfing, daß es in einer Entfernung von einer Meile hätte gehört werden können, erst recht natürlich von denen, die im Bette lagen.
Als der Mann es gehört hatte, fragte er seine Frau: »Hörst du dieses Geräusch? Was ist das?«
»Es muß der Hund des Pächters sein«, erwiderte sie, und sie glaubte auch wirklich, daß er es sei, weil sie ja der Meinung war, der Bauer wäre fortgegangen.
Aber wie der Mann das Geräusch immer weiter hörte, meinte er: »Das hört sich doch anders an als wie von Hunden.«
Bei diesem Wort schien der Frau ein sehr scharfer Messerstich durch ihr Herz zu gehen, und sie erkannte nun, daß es der Bauer war. »O verflucht seist du«, sprach sie bei sich selbst, »mit deinem ganzen Hause!«; und es fehlte nicht viel, so wäre das arme Weib vor Angst, die sie erbeben ließ, in Ohnmacht gefallen.
Der Mann faßte sich ein Herz, erhob die Stimme und fragte: »Wer ist da? Hörst du nicht? Wer bist du?«
Bei diesem Anruf wachte der Bauer auf, und wie er sich ganz schlaftrunken in der Kiste fand, sagte er gähnend: »Ich bin es, mein Herr; was wollt Ihr von mir?«
Als die Frau sah, daß es so weit gekommen war, faßte sie plötzlich einen Entschluß zu ihrer Rettung: »Und was tust du hier«, fragte sie, »du Schuft? Und zu welchem Zweck bist du hierhergekommen?« Worauf sie sich rasch an ihren Mann wandte und zu ihm sagte: »Lieber Mann, dieser Verbrecher wußte, daß Ihr nicht hier waret, und hat sich hier versteckt, um mich zu ermorden und dann mitzunehmen, was wir Wertvolles besitzen. Aber ich danke Gott, der Euch hat so zur rechten Zeit heimkehren lassen, daß Ihr seine böse Absicht verhindert habt. Ihr solltet ihm die Züchtigung verabfolgen, die er verdient: ergreift Euer Schwert, und ich werde diese Lanze nehmen, die Ihr dort am Bett stehen habt, und wir wollen diesen Bösewicht töten.«
Es war dunkel, und in der Stube sah man kein Licht. Wie der Bauer, der ein Feigling war, hörte, daß die Frau ihren Mann anstachelte, ihm den Tod zu geben, war er ganz verdutzt und verlor zusammen mit seiner Dreistigkeit seine Stimme, als er hörte, daß der Mann und die Frau mit lauter Stimme riefen: »Du Verräter, ich werde es dir heimzahlen, wie du es verdienst!« Sie suchten mit den Waffen in verschiedenen Teilen der Stube, und besonders unter dem Bett, wohin die Frau ihren Mann geführt hatte, wobei sie so tat, als ob er darunter versteckt wäre; dabei stellte sie sich an die Ecke, wo die Kiste stand, und ihr Mann an die andere Ecke, – all das nur, damit er nicht zu dicht in die Nähe des Bauern käme.
Dem Bauern war es tausendmal auf die Lippen gekommen, zu sagen, daß die Frau ihn sich hier habe verstecken lassen; aber weil er Angst hatte, sterben zu müssen, schwieg er. Wie er nun merkte, daß beide um das Bett herum beschäftigt waren, sah er sich eine günstige Gelegenheit geboten, entfliehen zu können; und da er im Haus gut Bescheid wußte, kletterte er aus der Kiste heraus, gab dabei aber der Vana einen solchen Stoß, daß sie ihrer ganzen Länge nach auf die Erde fiel. Da schrie sie: »O weh, lieber Mann, dieser Schurke hat mich geschlagen, und ich bin halbtot!«
Der Mann lief zu seiner Frau, während der Bauer die Tür aufmachte und entfloh. Als der Mann die Tür öffnen hörte, lief er ihm nach, mit einem Messer in der Hand, um ihn zu töten, und verfolgte ihn bis in den Hof, fand ihn aber nicht, weil der Bauer gut laufen konnte und sich im Dunkel der Nacht in Sicherheit brachte, und er kehrte ins Haus zurück. Inzwischen hatte die Frau, die merkte, daß sie gerettet war, die Axt, die der Bauer am Abend, als er sich auszog, an das Fußende des Bettes gestellt hatte, in die Kiste geworfen, war dann an die Tür gegangen und schrie: »Schneidet diesen Schurken,
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