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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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war nämlich die Magd eingetroffen, und durch Nastagias Geschicklichkeit kamen beide Frauen in ein langes Gespräch über die Webearbeit.
    Schon war es mehr als Abend geworden; da schien es Cicilias Muhme, es sei nun Zeit, sich nach Hause zurückzuziehen. Sie ging mit Nastagia an das Zimmer, wo Rinieri sich in sein Versteck zurückgezogen hatte, und sie öffneten Tür und Fenster. Das Mädchen schlief, denn nach der ausgestandenen Ermüdung hatte sie wohl Grund dazu; die Muhme weckte sie und sprach: »Willst du Schlafhaube den ganzen Tag verschlafen? Es ist Zeit, daß wir nach Hause gehen.«
    Cicilia rieb sich die Augen, stand auf und kehrte, viel heiterer, als sie gekommen war, nach Hause zurück.
    Unterdessen war Messere Horatio zu Ohren gekommen, was auf dem zuvor erwähnten Balle zwischen den beiden Liebenden vorgefallen war. Daher faßte er den festen Entschluß, daß seine Tochter nirgends hin mehr weder allein noch in Begleitung gehen dürfe, und befahl, freilich zu spät, daß sie in seinem Zimmer schlafe. Nur allein vor Nastagia hütete er sich nicht, durch deren Vermittlung Cicilia von einer Jungfrau zur Frau geworden war; denn das Schicksal scheint zu wollen, daß man sich in solchen Fällen vor jedermann in acht nimmt, nur vor denen nicht, wo es am nötigsten wäre. Die beiden Liebenden waren über die neuen Beschränkungen unsäglich betrübt, und da sie sich den Weg abgeschnitten sahen, zusammenzukommen, brachte den Bekümmerten nur das noch einigen Trost, daß Nastagia Botschaften hin und her trug.
    Kaum aber war ein Monat verflossen, seit Rinieri die Zusammenkunft mit Cicilia gehabt hatte, da fing ihr an, die Eßlust zu vergehen, und sie fühlte Übelkeiten, was sie Nastagia mitteilte.
    »Meine Tochter«, sagte diese, »Ihr werdet wohl schwanger sein.«
    »Das fürchte ich auch«, antwortete sie; »und so bin ich das unglücklichste Geschöpf, das je mit einem Manne zu tun hatte; denn wenn das mein Vater merkt, so wird er mich ganz gewiß ums Leben bringen; auch wäre es leicht möglich, daß er Rinieri ermordete: denn ich weiß, wie weit sein Zorn geht, wenn er beleidigt ist.«
    Nastagia tröstete das Mädchen, ging weg und berichtete alles Rinieri, der sich schnell besann, seine Frau in seine Heimat fortzunehmen. Bis er aber verschiedene Vorkehrungen getroffen hatte, die ihm nötig schienen, um sie sicher dahin zu bringen, gingen einige Monate vorüber, und ihr Vater merkte inzwischen, daß Cicilia schwanger war. Er war darüber so betrübt, wie man nur über ein heftiges Unglück sein kann. Doch verschloß er sein Leid in sich, wollte auch nicht wissen, von wem sie schwanger war, und sein ganzes Trachten ging darauf, sie ums Leben zu bringen. Doch beschloß er, nicht selbst sich mit ihrem Blute die Hände beflecken zu wollen. Er rief einen gewissen Maltrova, seinen alten Diener, dessen er sich bediente, um denjenigen den Tod zu geben, die ihn beleidigt hatten. Er entdeckte ihm seinen Plan und brachte ihn mit leichter Mühe dazu, Cicilia zu ermorden; dann aber solle er so weit weggehen, daß man in Imola nichts mehr von ihm erfahre. Er versprach ihm dafür so viel Geld, daß er genug hätte, um überall davon leben zu können.
    Nachdem die Sache unter ihnen abgeschlossen und die Art der Ausführung verabredet war, führte Horatio Cicilia aufs Land unter dem Vorwand, einen Ausflug zur Erholung zu machen. Nachdem er einige Tage mit erheuchelter Heiterkeit dort gewesen war, kam eines Abends der verruchte Maltrova mit seiner Gattin, die nicht minder gottlos war als er. Sie kamen in Messere Horatios Haus und taten, als kämen sie ganz unversehens an und wollten ihre Pferde etwas ausruhen lassen, die den Wagen zogen, auf dem seine Frau mit einigen Habseligkeiten saß. Der Verräter ward samt seinem Weibe von Cicilia mit dem heitersten Gesichte empfangen; Messere Horatio war nämlich gerade abwesend, da er, um den Unmut zu zerstreuen, der ihm das Herz beklemmte, mit einem Sperber auf die Wachteljagd gegangen war. Als er nach Hause kam und den Henker erblickte, hieß er ihn willkommen; es war schon spät, man setzte sich zu Tische, und bei dem Essen fragte Messere Horatio, wo ihre Reise hingehe. Die Alte antwortete, sie wollten ein paar Hochzeiten von Verwandten mitmachen, die in Massa gefeiert würden. Cicilia wich gerne den Blicken ihres Vaters aus in Besorgnis, er möchte merken, was er schon längst gemerkt hatte. Daher sagte sie bei dieser Mitteilung: »Wie gerne ginge ich mit dahin, wenn es mein Vater

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