Italienische Verführung
Frühstückstablett gebracht hatte. Nur einer war wirklich von Bedeutung, und selbst der musste nicht beantwortet werden. Anthony war völlig frei und konnte den Tag dem widmen, was wichtig war. Und das war Diana.
Er ging zum Bett zurück und betrachtete sie, während sie schlief. Süßes Wesen, sie musste erschöpft sein. Sie hatten sich die ganze Nacht geliebt, und jedes Mal war es besser gewesen als das Mal zuvor. Nach solch einer Nacht fühlte er sich befriedigt und beschwingt zugleich. Wie er vermutet hatte, hatte Diana bewiesen, dass sie wie geschaffen war für die Leidenschaft und eine Experimentierfreude besaß, die bei einer englischen Dame ihres Standes vermutlich nicht oft zu finden sein durfte. Wie seltsam, dass es ihm vorkam, als würde er sie schon immer kennen, dabei währte ihre Bekanntschaft doch noch keine vierzehn Tage. Und noch seltsamer war, dass er in ihr vielleicht tatsächlich die Frau gefunden hatte, die ihm vom Schicksal bestimmt war, so, wie seine Mutter es ihm vor langer Zeit prophezeit hatte.
E setzte sich neben Diana aufs Bett. Ihre Wangen waren vom Schlaf gerötet, ihre Lippen rosig. Das Bettlaken bedeckte ihre Hüften, doch ansonsten bot sie sich seinen Augen wie eine heidnische Nymphe, die nur zu seinem Entzücken geschaffen worden war, völlig unbedeckt dar. Mit Sicherheit stellte sie alle gemalten Damen an der Wand in den Schatten.
Seine Liebe . Wenn er könnte, würde er sie für immer hier bei sich behalten und nie mehr allein lassen.
Doch sie verdiente mehr, und er hatte die Absicht, dieser Verpflichtung auch nachzukommen. Anthony beugte sich nieder und küsste ihre nackte Schulter. Diana bewegte sich und erwachte.
„Antonio, Liebster“, flüsterte sie, bevor sie die Augen vollends aufschlug und ihn ansah. „Ist es Morgen?“
„Ja, cara.“ Er gab ihr einen leichten Kuss. „Um die Wahrheit zu sagen, es ist fast schon Mittag.“
„Mittag!“ Sie setzte sich auf und sah blinzelnd zum Fenster, durch welches das Tageslicht auf den gemusterten Marmorboden fiel. „Wie kann das sein?“
„Weil der Morgen der Nacht folgt und der Mittag dem Morgen“, antwortete er. „Möchtest du lieber Kaffee oder Tee? Ich habe beides bringen lassen.“
„Von Dienern?“ Zu spät griff sie nach dem Betttuch und drückte es gegen ihre Brust. „Sie kamen hier herein?“
„Oh, sie sind sehr diskret.“ Sanft zog er ihr das Tuch aus den Händen. „Sie werden schwören, nichts und niemanden gesehen zu haben. Das haben sie auch Sir Thomas’ Boten erzählt, als der letzte Nacht hier vorbeischaute und nach dir fragte. Trotz meiner Versicherungen, mia amore, ist deine Gouvernan te anscheinend sehr um dein Wohlergehen besorgt.“
„Arme Miss Wood“, sagte Diana betrübt. „Sie muss sich zu Tode ängstigen um mich. Ich sollte zurückkehren, nicht wahr? Ach Antonio, ich wünschte, es wäre anders.“
„Ich auch“, sagte er zärtlich und beugte sich vor, um sie wieder zu küssen. „Die Versuchung ist entsetzlich groß, dich hier zu behalten, doch ich befürchte, du hast recht, und wir müssen zurück in die Stadt und uns dem stellen, was uns erwartet.“
Er stand auf, holte das große silberne Frühstückstablett und setzte es vor ihr aufs Bett. Diana deutete auf die Teekanne, und er goss ihr ein.
„Ich muss dich etwas fragen, Liebes, und ich habe auch einen Grund dafür.“ Er reichte ihr die Tasse. „Du sagtest gestern, ein Mann namens Will Carney habe dich bedroht. Was bedeutet dieser Mann für dich?“
„Will.“ Unglücklich starrte sie auf ihren Tee, von dem ein angenehmer Duft aufstieg. „Er war Stallbursche auf Aston Hall. Er tat mir schön, und ich glaubte ihm und traf ihn im Stall. Vater erwischte uns und war so wütend, dass er mich anstatt nach London auf den Kontinent schickte.“
„Dann schulde ich Carney meinen aufrichtigsten Dank“, meinte Anthony, bemüht, ihre Stimmung aufzuheitern. „Sonst wärst du jetzt vielleicht schon mit irgendeinem stumpfsinnigen Erben verheiratet, und ich wäre dir nie begegnet. War das alles?“
Sie schüttelte den Kopf. „Vater bestrafte Will. Nicht nur, dass er ihn entließ, sondern er übergab ihn noch dazu den Werbern, damit er in der Marine dienen musste. Du solltest Vater besser nicht über den Weg laufen.“
„So scheint es“, erwiderte er trocken und fragte sich, was dieser rachsüchtige Vater wohl sagen würde, wenn er Zeuge der verschiedenen Positionen geworden wäre, die er selbst letzte Nacht mit seiner Tochter
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