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Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Ivy - Steinerne Wächter (German Edition)

Titel: Ivy - Steinerne Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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zeigen könnten … « Er machte eine Hand aus den Zweigen los und streckte sie nach Lily aus. »Du und ich. Gemeinsam könnten wir sie retten.«
    »Wie viele von denen hast du denn schon ›gerettet‹?«, mischte sich Jake wieder ein. »Na los, komm schon, erzähl uns mal, wie gut dein Plan funktioniert.«
    Tye blickte weiter unverwandt Lily an. »Ja, es braucht viel Zeit, sie wieder einzugliedern, aber … «
    »Feeder sind nicht therapierbar«, sagte Jake. »Nur ein toter Feeder ist ein guter Feeder.«
    Tye funkelte Jake zornig an. »Ja. Und von da ist es gar nicht mehr weit bis zu ›Nur ein totes magisches Wesen ist ein gutes magisches Wesen‹. Du willst uns alle zu deinen Feinden machen.«
    » Euer Rat kündigt gerade das Bündnis auf, nicht wir.«
    Lily hob frustriert die Hände. »Okay, das war’s. Ihr bleibt hier. Ich muss die Dryaden finden.« Und damit wandte sie den beiden den Rücken zu und stapfte entschlossenen Schrittes durch das Unterholz. Es teilte sich, um sie durchzulassen.
    Hinter sich hörte sie Tye fluchen. Dann: »Lily, warte!«
    Sie blieb stehen und verschränkte die Arme, drehte sich aber nicht um. Hinter sich hörte sie Tye und Jake leise miteinander sprechen.
    Nach einer Weile meldete sich wieder Tye zu Wort. »Wir haben uns auf einen Kompromiss geeinigt: Zuerst helfen wir dir, die Dryaden zu finden. Und danach schlagen wir uns gegenseitig den Schädel ein.«
    »Das haben wir nicht … «, begann Jake.
    »Komm schon, Lily«, sagte Tye. »Du brauchst uns.«
    Lily dachte einen Augenblick nach. »Eigentlich nicht.« Bis jetzt hatten sie ihr kein bisschen geholfen. Im Gegenteil. Jake hatte sich mit Tyes Vater angelegt, und sie war in einer Zelle gelandet. Und jetzt stritt sich Tye mit Jake, was sie einfach nur aufhielt. »Besten Dank, aber ich werde die Dryaden allein finden.«
    »Aber es könnte sein, dass sie nicht bereit sind, zu kooperieren«, warf Jake ein. »Du brauchst vielleicht Rückendeckung.« Er wand sich, riss und zerrte an den Zweigen. Ein paar dünnere brachen, aber der Baum hielt stand.
    »Und danach könntest du jemanden brauchen, der dir hilft, zum Tor zurückzukommen«, sagte Tye. »Bestimmt lässt der Rat jetzt schon überall nach dir suchen. Mein Vater kann … ein ziemlicher Miesepeter sein.«
    Lily drehte sich zu den beiden um. Die Beine steckten in einer Schicht Rinde, und Zweige hatten sich fest um ihre Unterarme gewunden.
    »Ich kann mich an ihnen vorbeischleichen. Schließlich haben wir uns ja auch problemlos rausgeschleicht.«
    »Geschlichen«, korrigierte Jake.
    »Was?«
    »Das Perfekt von ›schleichen‹ ist ›geschlichen‹«, erklärte er. »Genau genommen ist ›geschleicht‹ überhaupt kein richtiges Wort.«
    »Du konzentrierst dich ja echt auf die wichtigen Details«, meinte Lily sarkastisch.
    »Er hat recht«, mischte sich Tye ein. »Es muss ›geschlichen‹ heißen.«
    Wie nett, dass sie sich endlich mal bei etwas einig sind, dachte Lily. »Wenn ich euch loslasse, versprecht ihr dann, dass ihr damit aufhört, euch gegenseitig an die Gurgel zu gehen?«
    Die beiden nickten – zumindest versuchten sie es, denn Zweige hatten sich in ihre Haare geflochten.
    »Und versprecht ihr zweitens, dass ihr mir helft, die Dryaden zu finden, so schnell es geht?«
    Tyes Augen flackerten kurz auf und richteten sich auf etwas weiter Entferntes. »Sogar noch besser«, meinte er. »Ich kann sie jetzt gleich finden.« Lily wandte sich um und folgte seinem Blick.
    Zwischen zwei Baumstämmen trat eine schlanke Gestalt hervor. Die Haut knorrige Rinde, das Gesicht wie aus Holz geschnitzt. Das Haar sah aus wie ineinandergewobene Blätter, weiches Moos bedeckte den Körper des Mannes wie Kleidung. Neben ihm tauchten zu beiden Seiten grüne und braune Männer und Frauen aus dem dichten Wald auf.
    Lily wich zu Jake und Tye zurück.
    Als die Baumleute näher kamen, bemerkte Lily, wie sie sich veränderten. Die runzlige Rinde auf ihren Gesichtern glättete sich zu rosa und brauner Haut. Die Lagen von Moos breiteten sich aus und wurden zu grünen Kleidern und Tuniken. Die Blätter und Zweige auf ihren Köpfen teilten sich in feine Strähnen und bildeten blassbraunes und hellgrünes Haar. Kurze Zeit später sahen sie alle wie Menschen aus.
    »Ich schätze, wir haben ihre Aufmerksamkeit erregt«, murmelte Tye.
    Lily fiel auf, dass sich das Summen der Bäume zu einem leisen Flüstern abgeschwächt hatte. Es fühlte sich an, als hätte der ganze Wald seine Aufmerksamkeit auf sie

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