Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen

Titel: Ja Mei - Wie Ich Lernte, Die Ehe Zu Schliessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
Vom Netzwerk:
ist.»
    «Auf glückliche alte Säcke», sagt Jochen. Darauf stoßen wir an. «Wann bekomme ich eigentlich die Gästeliste?», fragt er, als er sein Glas abgesetzt hat.
    «Welche Gästeliste?»
    «Na, die, auf der die Gäste stehen. Für eure Hochzeit. Ich muss mit denen die Spielchen, Vorträge und Lieder abstimmen. Die Einladungen sind wahrscheinlich schon raus, oder?»
    «Nein, noch nicht. Eigentlich dachte ich, dass Roni und ich …»
    «Quatsch, wofür ist denn ein Trauzeuge da?»
    Trauzeuge? Ausgerechnet mein chaotischster Kumpel soll meine Hochzeit organisieren? Andererseits hätte ich bei der Hochzeit keinen anderen lieber an meiner Seite. Außer Roni, natürlich.
    «Alles klar», sage ich. «Die Einladungen verschicken wir, wenn wir wissen, wo wir feiern. Du bekommst eine Liste mit den Gästen.»
    «Wann heiratet ihr eigentlich genau? Ich bin die nächsten drei Monate ziemlich beschäftigt.»
    «Wahrscheinlich Ende September.»
    «Das ist in drei Monaten.» Jochen nickt und tippt etwas in ein Handy, das sehr kompliziert und teuer aussieht.
    Auf dem Nachhauseweg bleiben wir vor der Deutschen Eiche stehen, einem legendären Schwulentreff mit einer unterirdischen Saunalandschaft von angeblich riesigen Ausmaßen.
    «In so einer Bar war ich noch nie», meint Jochen. «Jetzt, wo wir beide wohl nichts mehr mit anderen Frauen anfangen, sollten wir vielleicht mal da reingehen.»
    «Nee, lass mal», wiegele ich ab.
    Jochen gähnt. «Spießer.»
    Ein kleiner bärtiger Typ, der vor der Deutschen Eiche sitzt, winkt mir zu. Ich ignoriere ihn.
    «Okay, dann düse ich jetzt mal nach Hause.»
    «Und ich ins Büro.»
    Wir umarmen uns zum Abschied. Mir fällt ein, dass ich Jochen noch von meinem Porno-Patzer berichten muss.
    «Jochen? Du hast dich vielleicht gefragt, was ich dir da für eine Kiste ins Büro geschickt habe.»
    «Ja, sorry, die habe ich vor lauter Arbeit total vergessen.»
    «Roni hat meine Schmuddelheftchen gefunden. Aber weil wir ja bald heiraten, habe ich gesagt, sie gehören dir.»
    Das Lächeln in Jochens Gesicht erstarrt. Er läuft puterrot an. «Spinnst du?», ruft er. «Was habe ich mit deinen Pornos zu tun? Was denkt die denn jetzt von mir?»
    «Ist dir das so wichtig?»
    «Ja, Mann. Sie wird deine Frau», schimpft Jochen, dreht sich um und stapft wütend davon.
    «Jochen», rufe ich ihm hinterher.
    Er bleibt stehen, dreht sich um und kommt noch einmal zurück – mit erhobenem Zeigefinger.
    «Ich habe mir seit Jahren keine Pornos mehr angeschaut, und weißt du auch, warum?»
    «Nein.»
    «Die lenken dich total davon ab, worum es wirklich im Leben geht.»
    «Und das wäre?»
    «Die wahre Liebe.»
    Mir fehlen die Worte. Jochen nicht.
    «Pornos sind das Gegenteil von der ganzen Heiratsnummer, auf die du gerade so abfährst. Da steckt keine Liebe drin, Alter.»
    Nach diesem Schlag stehe ich endgültig da wie ein Ölgötze.
    Jochen ist gegangen, ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen. Dafür steht der Typ vor der Deutschen Eiche auf und kommt auf mich zu. Erst jetzt erkenne ich James, meinen ehemaligen Schuhplattlerlehrer, Freund und Spezl.
    «Waschtl, Waschtl, listen to your heart», rät er mir. «Keiner ist dir böse, wenn du schaust ein paar nackte Frauen an und machst die old Mütze-Glatze-Game. Come on! Wir beide trinken noch eine Helles, und dann du gehst home to your lady.»
    «Aber wieso regt er sich bloß so auf?»
    «Vielleicht er hat gedacht, du bist better than the others.»
    «Ach James, ich weiß doch auch nicht. Vielleicht brauche ich ja professionelle Hilfe.»
    «Nein, Waschtl. Es ist kein gute Idee, wenn du jetzt auch noch gehst zu eine Professionelle.»
    Dann lieber doch auf einen Absacker mit James. Den habe ich ja auch schon ewig nicht mehr gesehen. Seit ich heiraten will, habe ich leider kaum noch Zeit für meine Freunde. Außerdem muss ich mir jetzt erst mal beweisen, dass Jochen unrecht hat und ich kein Spießer bin. Ist ja nur ein einziges Bier.
    Um vier Uhr sehe ich, dass Roni schon dreimal angerufen hat. Als ich zurückrufe, fragt sie mit halb zitternder, halb wütender Stimme, wann ich denn mal nach Hause kommen würde.
    «Gleich», sage ich und bestelle mir aus irgendeinem Grund noch eine Halbe.
    Als ich schließlich um fünf heimkomme, streiten wir. Roni meint, ich hätte gesagt, ich würde nur kurz bleiben, und ich werfe ihr vor, sie schränke mich ein. Sie sagt, in einer Ehe müsse man sich auch mal zusammenreißen.
    Ich: «Wir sind noch nicht verheiratet!»
    Sie: «Dann

Weitere Kostenlose Bücher