Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack McEvoy 01 - Der Poet

Jack McEvoy 01 - Der Poet

Titel: Jack McEvoy 01 - Der Poet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
auf meine bandagierte Hand hinab. Mit der gesunden berührte ich meine Wange.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete ich. »Ich sah auf dem Monitor, dass Thorson gähnte und dachte ... Ich weiß nicht, weshalb ich es getan habe. Er hat mich auch einmal mit Kaffee versorgt ... Ich wollte mich einfach revanchieren. Ich habe nicht geglaubt, dass Gladden noch kommen würde.«
    Ich log. Aber ich konnte meine wahren Motive, meine Emotionen nicht in Worte fassen. Dass ich es heraufbeschwören wollte. Dass ich das Gefühl gehabt hatte, Gladden käme vielleicht, wenn ich in den Laden ging. Dass ich wollte, dass er mich sah. Wollte, dass er meinen Bruder sah.
    »Nun ja«, sagte Backus nach längerem Schweigen. »Glauben Sie, dass Sie morgen fit genug für die Vernehmung sind? Wir hätten gern Ihre Aussage, damit wir die Sache abschließen können. Wir müssen dem hiesigen Staatsanwalt einen Bericht hinterlassen.«
    Ich nickte.
    »Ja, ich werde kommen.«
    »Jack, als Gladden auf die Kamera schoss, hat er auch den Ton ausgeschaltet. Wir wissen also nicht, was in diesem verdammten Laden gesagt worden ist. Also, erinnern Sie sich an Gladdens Worte?«
    Ich versuchte mich zu konzentrieren.
    »Zuerst behauptete er, er habe niemanden umgebracht. Später hat er jedoch zugegeben, dass er Sean getötet hat. Er sagte, er habe meinen Bruder getötet.«
    Backus zog die Brauen hoch. Dann nickte er.
    »Okay, Jack, wir sehen uns morgen.« Er wandte sich an Rachel. »Sie bringen ihn zu seinem Zimmer?«
    »Ja, Bob.«
    »Okay.«
    Backus verließ das Zimmer mit gesenktem Kopf, und mir war sehr unwohl. Ich glaubte nicht, dass er meine Erklärung geschluckt hatte, und fragte mich, ob er mir wohl für alle Zeiten die Schuld daran geben würde, dass alles so entsetzlich falsch gelaufen war.
    »Was wird er jetzt tun?«
    »Nun, zuerst einmal warten in der Halle jede Menge Medienleute, und er muss ihnen erzählen, dass alles in die Hose gegangen ist. Danach wird garantiert der Direktor wollen, dass Professional Standard seine Planung überprüft. Das wird die Sache für ihn nicht besser machen.«
    »Es war Thorsons Plan. Können sie nicht einfach ...«
    »Bob hat ihn genehmigt. Wenn jemand es ausbaden muss - nun, Gordon steht nicht mehr zur Verfügung.« Sie wandte ihren Blick von der Tür ab und sah mich an.
    »Geht es dir wirklich gut?« Ich nickte.
    »Ich bin so froh, dass dir sonst nichts passiert ist. Da hast du dir wirklich ein tolles Stück geleistet.«
    »Ich dachte, er könnte den Kaffee brauchen. Ich hatte nicht...«
    »Ich meine, Gladden die Waffe abzunehmen.«
    Ich zuckte die Achseln. Vielleicht war es töricht gewesen, aber möglicherweise hatte es mir das Leben gerettet. Sie fuhr mit der Hand an meinem Kinn entlang, genauso, wie sie es getan hatte, als der Bart noch dran war. Dann hob sie mit ihren Fingern mein Kinn, bis ich sie anschaute. Sie drängte sich zwischen meine Beine und küsste mich innig. Es war heilsam und sinnlich zugleich. Ich schloss die Augen. Meine gesunde Hand glitt unter ihre Jacke. Kurze Zeit später löste sie sich von mir. »Können wir jetzt gehen?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Hast du ein Rezept für Schmerztabletten bekommen?«
    »Ich soll ein paar Tabletten bekommen, wenn ich mich abmelde.«
    »Du kannst dich noch nicht abmelden. Die Journalisten werden sich auf dich stürzen.«
    »Verdammt, das habe ich vergessen. Aber ich muss dringend telefonieren!«
    Ich schaute auf die Uhr. In Denver war es jetzt fast acht Uhr. Greg Glenn wartete vermutlich händeringend auf meinen Anruf, gab die Titelseite nicht zum Druck frei, bevor er von mir gehört hatte. Ich wusste, dass er höchstens bis neun Uhr warten konnte. Ich schaute mich um. An der hinteren Wand des Raums, über einer Anrichte mit medizinischen Instrumenten, hing ein Telefon.
    »Könntest du Bescheid sagen, dass ich nicht rauskommen kann, um mich abzumelden?«, fragte ich. »In der Zwischenzeit rufe ich bei der Rocky an und sage ihnen, dass ich noch am Leben bin.«
    Glenn war fast von Sinnen, als ich zu ihm durchgestellt worden war.
    »Jack, wo, zum Teufel, haben Sie gesteckt?«
    »Ich war beschäftigt. Ich ...«
    »Sind Sie okay? Die Agenturen melden, Sie seien angeschossen worden.«
    »Es geht mir gut. Ich muss nur für eine Weile einhändig tippen.«
    »Es heißt, der Poet sei tot. AP zitiert einen Informanten, der behauptet, Sie hätten ... äh, ihn getötet.«
    »AP hat einen guten Informanten.«
    »Großer Gott, Jack!«
    Ich erwiderte nichts.
    »CNN

Weitere Kostenlose Bücher