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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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totzuklatschen.«
    In die Schleuse kam Zeller nur mit der Chipkarte. Der Ausgang dagegen hatte ein Nummernschloss. Allerdings hatte Pierce keinen Zweifel, dass Zeller die Kombination kannte, da sie jeden Monat geändert und dem Laborpersonal gemailt wurde. Aber Zeller klopfte lediglich an die kupferverkleidete Innentür, nachdem er die Schleuse betreten hatte.
    Pierce stand auf und ließ Zeller ins Labor. Der spielte den Entrüsteten, der die Welt nicht mehr verstand.
    »Also schön, Hank, da bin ich. Was gibt es für ein Riesenproblem? Dir ist hoffentlich klar, dass ich gerade mitten in einer geilen Nummer war, als du angerufen hast.«
    Pierce kehrte zu seinem Platz an der Workstation zurück und setzte sich. Er drehte den Sessel so herum, dass er Zeller ansah.
    »Ich finde, du hast ganz schön lang gebraucht, um hierher zu kommen. Erzähl mir also nicht, du hättest meinetwegen mittendrin aufgehört.«
    »Da täuschst du dich aber ganz gewaltig, mein Freund. Ich habe nur deshalb so lang gebraucht, weil ich ein Kavalier bin und sie erst ins Valley zurückgebracht habe, und dann war natürlich wieder so ein bescheuerter Erdrutsch im Malibu Canyon. Deshalb musste ich umdrehen und die ganze Strecke bis Topanga runterfahren. Ich bin also so schnell hergekommen, wie es ging. Was riecht hier überhaupt so komisch?«
    Zeller sprach sehr schnell. Pierce dachte, er war vielleicht betrunken oder high oder beides. Er wusste nicht, wie sich das auf das Experiment auswirken würde. Es fügte dem Versuchsaufbau ein neues Element hinzu.
    »Karbon«, sagte Pierce, »Ich dachte mir, ich backe ein paar Leiter, während ich auf dich warte.«
    Pierce wies mit dem Kopf auf die geschlossene Tür des Leiterlabors. Zeller schnippte mehrfach mit den Fingern, als hätte er Schwierigkeiten, eine Erinnerung abzurufen.
    »Dieser Geruch … er erinnert mich daran, als ich noch ein kleiner Junge war … und meine kleinen Plastikautos angezündet habe. Yeah, meine Modellautos. Die Sorte, die man selbst zusammenklebt.«
    »Das ist eine schöne Erinnerung. Geh doch ins Labor. Dort ist der Geruch stärker. Hol mal tief Luft, dann wird das Erlebnis vielleicht noch intensiver.«
    »Nein danke, ich glaube, fürs Erste genügt mir auch das. Okay. Ich bin also hier. Wieso der Aufstand?«
    Pierce erkannte darin einen Spruch aus dem Coen-Brothers-Film Miller’s Crossing wieder, einer von Zellers Favoriten und zugleich eine Dialogbank, von der er häufig abhob. Aber Pierce ließ sich nicht anmerken, dass er das Zitat kannte. An diesem Abend würde er dieses Spiel nicht mit Zeller spielen. Er konzentrierte sich auf das Stück, auf das Experiment, das er unter kontrollierten Bedingungen durchführte.
    »Wie bereits gesagt, ist jemand in unser Rechnersystem eingedrungen«, sagte er. »Dein angeblich nicht zu knackendes Sicherheitssystem ist fürn Arsch, Code. Jemand stiehlt alle unsere Geheimnisse.«
    Der Vorwurf ließ Zeller sofort hochgehen. Seine Hände trafen sich an seiner Brust, die Finger schienen miteinander zu kämpfen.
    »Moment, Moment. Zuallererst, woher weißt du, dass jemand Geheimnisse klaut?«
    »Ich weiß es einfach.«
    »Aha, du weißt es einfach. Das werde ich wohl so akzeptieren müssen. Meinetwegen. Dann, woher weißt du, es geschieht über das Computersystem und nicht über die große Klappe von jemandem, der eure Geheimnisse nach draußen durchsickern lässt oder verkauft? Was ist zum Beispiel mit Charlie Condon? Ich war ein paar Mal einen mit ihm trinken. Redet ziemlich gern, der Typ.«
    »Reden ist sein Job. Aber ich rede hier von Geheimnissen, von denen nicht mal Charlie etwas weiß. Die nur ich und ein paar andere kennen. Leute aus dem Labor. Und ich rede hiervon.«
    Er öffnete einen Einschub des Turms und zog ein kleines Gerät heraus, das wie ein Relaisschaltkasten aussah. Es war mit einem Netzstecker und einer kleinen Drahtantenne versehen. Davon führte ein fünfzehn Zentimeter langes Kabel zu einer Steckkarte. Er legte alles auf den Schreibtisch.
    »Als ich Verdacht schöpfte, ging ich zunächst in die Systemdateien. Ich sah mich in ihnen um, konnte aber nichts finden. Darauf nahm ich mir die Hardware am Mainframe vor und fand dieses Teil hier an einem Steckplatz angebracht. Es hat ein Funkmodem. Das ist, was ihr Typen, glaube ich, einen Sniffer nennt.«
    Zeller kam an den Schreibtisch und hob das Gerät hoch.
    »Wir Typen? Meinst du damit Spezialisten für Computersecurity?«
    Er drehte das Gerät in den Händen. Es war ein

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