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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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wie Zeller die Tastaturschublade herauszog und Befehle zum Zerstören des Programms eingab. Dann löschte er die Datei.
    »Sie wird sich trotzdem bergen lassen«, sagte Pierce. »Das weißt du.«
    »Deshalb nehme ich die Festplatte mit.«
    Er kauerte vor dem Turm nieder und drehte ihn herum, sodass er an die Schrauben herankam, mit denen das Gehäuse befestigt war. Er holte ein Klappmesser aus der Tasche und klappte einen Schraubenzieher aus. Er zog das Stromkabel heraus und machte sich an der obersten Schraube des Gehäuses zu schaffen.
    Doch dann hielt er inne. Er hatte das Telefonkabel bemerkt, das in die Rückseite des Computers gesteckt war. Er zog es heraus und hielt es hoch.
    »Das sieht dir gar nicht ähnlich, Henry. Ein Paranoiker wie du. Warum hast du den Computer angeschlossen?«
    »Weil ich online war. Weil ich wollte, dass die Datei, die du gerade gelöscht hast, in dem Moment rausgeschickt würde, in dem du die Worte sagtest. Es ist ein SacredSoft-Programm. Von dir empfohlen, weißt du noch? Jede Stimme erhält einen Erkennungscode. Ich habe eine Datei für dich angelegt. Es ist so beweiskräftig wie eine Tonbandaufnahme. Notfalls kann ich deine Stimme mit diesen Worten in Verbindung bringen.«
    Zeller griff aus der Hocke nach oben und knallte das Messer mit voller Wucht auf den Schreibtisch. Er hatte Pierce den Rücken zugewandt, und sein Kopf neigte sich nach hinten, als schaute er zu dem Dime hoch, der hinter der Workstation an der Wand befestigt war.
    Er richtete sich langsam auf und fasste wieder in eine seiner Taschen. Er drehte sich um und öffnete ein silbernes Handy.
    »Ich weiß, dass du zu Hause keinen Computer hast, Henry«, sagte er. »Zu paranoid. Deshalb ist es wahrscheinlich Nicki. Ich schicke jemanden bei ihr vorbei, damit er auch ihre Festplatte mitnimmt, wenn du nichts dagegen hast.«
    Einen Augenblick lang packte Pierce die Angst, aber er beruhigte sich schnell wieder. Mit der Drohung gegen Nicole hatte er nicht gerechnet, aber sie kam nicht völlig unerwartet. Tatsache war außerdem, dass der Telefonanschluss nur Teil des Spiels war. Die Spracherkennungsdatei war nirgendwohin geschickt worden.
    Zeller wartete, dass die Verbindung hergestellt würde, aber dazu kam es nicht. Er nahm das Handy vom Ohr und sah es an, als hätte es ihn im Stich gelassen.
    »Scheißtelefon.«
    »Die Wände sind mit Kupfer verkleidet. Weißt du noch? Nichts kommt rein, aber es kommt auch nichts raus.«
    »Na schön. Ich bin gleich wieder zurück.«
    Zeller gab wieder die Türkombination ein und betrat die Schleuse. Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, ging Pierce zur Workstation. Er nahm Zellers Messer und klappte eine Klinge aus. Dann kniete er neben dem Turm nieder, griff nach der Telefonleitung, formte sie in seiner Hand zu einer Schlinge und schnitt sie mit dem Messer durch.
    Er stand auf und legte das Messer zusammen mit dem durchtrennten Kabel gerade in dem Moment auf den Schreibtisch, als Zeller aus der Schleuse zurückkam. In einer Hand hielt er die Chipkarte, in der anderen sein Handy.
    »Du musst entschuldigen«, sagte Pierce. »Ich habe angeordnet, dass sie dir eine Karte geben, mit der du reinkommst, aber nicht raus. Man kann sie so programmieren.«
    Zeller nickte und sah das durchgeschnittene Telefonkabel auf dem Schreibtisch liegen.
    »Und das war der einzige Anschluss ins Labor«, sagte er.
    »Ganz genau.«
    Zeller schnippte die Chipkarte nach Pierce, als würfe er eine Baseballkarte an den Randstein. Sie prallte von Pierces Brust ab und fiel zu Boden.
    »Wo ist deine Karte?«
    »Im Auto. Ich musste mich vom Sicherheitsbeamten runterbringen lassen. Wir sitzen fest, Code. Kein Telefon, keine Kameras, keine Besucher. Es dauert mindestens fünf, sechs Stunden, bis die ersten Laborratten eintrudeln und uns hier rauslassen können. Deshalb würde ich es mir an deiner Stelle bequem machen. Setz dich doch, und erzähl mir die Geschichte.«

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    38
    Cody Zeller schaute sich im Labor um, an die Decke, auf die Schreibtische, auf die gerahmten Dr.-Seuss-Illustrationen an den Wänden, überallhin, nur nicht auf Pierce. Ihm kam eine Idee, und er begann abrupt, mit frischer Energie durch das Labor zu wandern. Sein Kopf drehte sich von einer Seite auf die andere, als er anfing, nach etwas Bestimmtem zu suchen.
    Pierce wusste, was er wollte.
    »Es gibt einen Feuermelder. Aber wenn du ihn betätigst, rücken Feuerwehr und Polizei an. Möchtest du, dass sie

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