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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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einem Schlüssel in der Hand auf die Tür zu. Sie war Mitte zwanzig und hatte verrücktes blondes Haar, das in alle Richtungen zu stehen schien. Sie trug abgeschnittene Jeans, Sandalen und ein kurzes Hemd, das ihren gepiercten Nabel freiließ. Von ihrer Schulter hing eine Handtasche, die gerade groß genug aussah, um eine Zigarettenschachtel, aber nicht die Streichhölzer darin unterzubringen. Und die Frau sah aus, als wäre zehn Uhr eindeutig zu früh für sie.
    »Sie sind aber früh dran«, sagte sie.
    »Ich weiß«, sagte Pierce. »Ich komme aus der Westside und dachte, es wäre mehr Verkehr.«
    Er folgte ihr nach drinnen. Es gab einen Wartebereich mit einem erhöhten Empfangsschalter, der den Zugang zu einem Flur bewachte. Auf der rechten Seite und unbewacht war eine Tür, auf der PRIVAT stand. Pierce sah zu, wie die Frau hinter den Schalter ging und ihre Handtasche in eine Schublade warf.
    »Sie werden sich noch ein paar Minuten gedulden müssen, bis ich hier alles fertig gemacht habe. Ich bin heute die Einzige hier.«
    »Nicht viel los an Samstagen?«
    »Normalerweise nicht.«
    »Und wer passt auf die Geräte auf, wenn Sie ganz allein hier sind?«
    »Ach so, nein, hinten ist natürlich immer jemand. Damit habe ich nur gemeint, dass ich heute hier vorne die Einzige bin.«
    Sie glitt in den Sessel hinter dem Schalter. Pierce fiel der aus ihrem Bauch ragende Silberring ins Auge. Er erinnerte ihn an Nicole. Sie hatte schon über ein Jahr bei Amedeo gearbeitet, bevor er ihr an einem Sonntagnachmittag zufällig in einem Coffee Shop in der Main Street begegnet war. Sie kam gerade vom Sport und trug nur eine graue Jogginghose und einen Sport-BH, sodass der Goldring in ihrem Nabel zu sehen war. Es war, als entdeckte er ein Geheimnis über jemand, den er lange kannte. Sie war in seinen Augen immer eine schöne, attraktive Frau gewesen, aber nach dieser Begegnung im Coffee Shop wurde alles anders. Nicole wurde erotisch für ihn, und er wollte sie kennen lernen; er wollte nach verborgenen Tattoos suchen und alle ihre Geheimnisse erfahren.
    Pierce ging im Wartebereich auf und ab, während die Frau hinter dem Schalter tat, was sie tun musste, um alles fertig zu machen. Er hörte einen Computer starten und mehrere Schubladen auf- und zugehen. An einer Wand entdeckte er die Logos aller möglichen Websites, die von Entrepreneurial Concepts betrieben wurden. Er sah L. A. Darlings und verschiedene andere. Die meisten davon waren Porno-Sites, in denen man gegen eine monatliche Gebühr von 19,95 Dollar Zugang zu tausenden ladbarer Fotos von seinen bevorzugten Sexualakten und Fetischen erhielt. Das alles wurde an der Wand zur Schau gestellt, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. Das Pink-Mink.com-Banner hätte genauso gut eine Werbung für Aknesalbe sein können.
    Neben den Bannern war die Tür mit der Aufschrift PRIVAT. Pierce schaute sich nach der Frau hinter dem Schalter um und sah, dass sie mit etwas auf ihrem Computerbildschirm beschäftigt war. Er drehte sich wieder um und versuchte den Türgriff. Die Tür war nicht abgeschlossen, und er öffnete sie. Sie führte in einen dunklen Flur, auf dessen linker Seite sich im Abstand von etwa fünf Metern drei Flügeltüren befanden.
    »Ähm, Entschuldigung«, sagte die Frau hinter ihm. »Aber Sie dürfen da nicht rein.«
    Vor den drei Türen hingen von der Decke an Ketten Schilder mit der Aufschrift Studio A, Studio B und Studio C.
    Pierce verließ den Flur und schloss die Tür. Er drehte sich um und kehrte an den Schalter zurück. Er sah, dass die Frau jetzt einen Anstecker mit ihrem Namen trug.
    »Ich dachte, da ginge es auf die Toilette. Was ist da hinten?«
    »Das sind die Fotostudios. Wir haben hier keine Toilette. Die ist unten in der Eingangshalle.«
    »So lange halte ich es noch aus.«
    »Also, was kann ich für Sie tun?«
    Er stützte die Ellbogen auf den Schalter.
    »Ich habe folgendes Problem, Wendy. Eine der Anzeigenkundinnen mit einer Seite in L. A. Darlings dot com hat meine Telefonnummer. Anrufe, die für sie bestimmt sind, gehen stattdessen an mich. Allerdings könnte es für so einen Anrufer eine ziemlich herbe Enttäuschung werden, wenn plötzlich ich vor seiner Hotelzimmertür stehe.«
    Er lächelte, aber anscheinend wusste sie sein Bemühen, humorvoll zu sein, nicht zu schätzen.
    »Ein Druckfehler?«, sagte sie. »Das kann ich regeln.«
    »Es ist eigentlich kein Druckfehler.«
    Er erzählte ihr die Geschichte von seiner neuen Telefonnummer, bei der es

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